Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
nenn es, wie du willst. Fest steht, dass er eine Möglichkeit sah, seine Macht zu vergrößern, und dafür ohne zu zögern den dunklen Weg einschlug. Ich bin fest davon überzeugt, dass es seine Bestimmung war, so zu handeln.«
»Was ist passiert?« Khalldeg platzte regelrecht vor Neugier.
»Nun gut, ich will euch die lange und tragische Geschichte erzählen. Aber dazu muss ich ein wenig weiter ausholen«, fing Gordan an. »Es begann vor über dreihundert Jahren.«
»Halt mal. Ich soll wirklich glauben, dass Ihr bereits über dreihundert Jahre alt seid?«, unterbrach Tharador ihn argwöhnisch.
»Ja, und Xandor ebenfalls. Wieso sollte ich dich belügen, Tharador?«
»Aber kein Mensch kann so lange leben«, entfuhr es ihm.
»Der Umgang mit Magie hat viele Seiten, ein langes Leben ist eine davon. Ob dies einen Fluch oder Segen darstellt, sei dahingestellt«, erklärte Gordan. »Doch lasst mich weiter erzählen. Damals stand ich an der Seite des mächtigsten Kriegers, der jemals in Kanduras gelebt hat: Throndimar. Mein Freund hier, Faeron, war damals ebenfalls bei uns.
Es waren finstere Zeiten, denn ein Magier, der sich selbst Karandras nannte, hatte um sich alle Geschöpfe vereint, deren Herzen so verrucht waren, dass sie das Licht scheuten. Er war ein Meister der dunklen Mächte, denn er besaß das Buch Karand. Mit diesem war es ihm möglich, die dunklen Kräfte zu leiten, und sein Ruf erreichte alle, die nicht reinen Herzens waren. Ich vermute, dass Xandor ihn schon damals hörte.
Aber ich schweife ab. Karand bedeutet in der Sprache der Götter die Dunkelheit . Und Kandu ist das Licht . Kanduras ist das geliebte Kind der Götter, das Kind des Lichts, und Karandras betitelte sich selbst als Sohn der Dunkelheit. Er wollte den Ersten der Götter, Alghor, stürzen und sich selbst auf den himmlischen Thron setzen. Karandras entfesselte die Macht der Dämonen und zwang die Götter zum Kampf. In den Niederhöllen fielen die Avatare der Kanduri den Dämonen zum Opfer, und die himmlischen Wesen verloren ihre sterbliche Hülle auf Kanduras. Geschwächt wie sie waren, konnten die Götter nicht länger gegen Karandras kämpfen; viele von ihnen fielen in einen tiefen Schlaf.
Karandras wollte sich zum Gott aller Götter erheben, und seine Macht war stark. Seine Armeen überschwemmten das Land, überall herrschte Chaos.
Doch ein Sterblicher, Throndimar, sagte Karandras den Kampf an, und wir begleiteten ihn. Unzählige blutige Gefechte bestritten wir, verloren zahlreiche treue und mutige Weggefährten, aber wir blieben siegreich. Und so bahnten wir uns den Weg bis zu seiner Festung, einer mächtigen Burg hoch oben in den Todfelsen.
Und Throndimar gelang das Unmögliche: Er focht, wie noch nie zuvor jemand gefochten hatte, und erschlug den dunklen Hexer mit der magischen Klinge Sardasil.
Mit seinem Tod wurden alle dunklen Kräfte, die er in seiner Seele aufgenommen hatte, freigesetzt, und sie entluden sich willkürlich über das ganze Land.
Ich denke, das war der Augenblick, in dem Xandor die Seiten wechselte. Die freigesetzte schwarze Magie, die uns damals alle durchfuhr, dürfte in Xandor wohl ihr erstes Opfer gefunden haben. Er besaß kein reines Herz, und so verblendete die dunkle Kraft seinen Geist. Von da an veränderte er sich. Seine Macht wuchs, je mehr er sich den dunklen Kräften hingab.
Ich hatte Xandor damals schon fast vergessen, wie so viele meiner Schüler. Nachdem ich mich mit Faeron und Throndimar zum Kampf gegen Karandras entschlossen hatte, blieb mir keine Zeit mehr, mich um meine ehemaligen Schüler zu kümmern. Doch ich sollte bald an ihn erinnert werden. Nach dem Tod des ruchlosen Hexers war das Land keinesfalls gerettet. Vielmehr schlummerte nun in fast jedem Wesen die Saat des Bösen, da die dunkle Energie jeden erreicht hatte, egal wie weit entfernt. Nur die Elfen, selbst Geschöpfe der Magie, blieben verschont.
Jedenfalls kam Xandor viele Jahre später zu mir und forderte mich heraus. Er wollte das Buch Karand, denn er fühlte sich als Einziger würdig, die Nachfolge Karandras‘ anzutreten. Ich hatte es an einem sicheren Ort versteckt, und bis zum heutigen Tag weiß niemand außer mir, wo es verborgen liegt. Doch hätte Xandor mich damals besiegt, hätte er in meinen Geist blicken und mir so das Geheimnis entreißen können.
Es war ein Kampf des Willens. Viele Mondphasen fochten wir miteinander. Meinen Willen zu brechen, gelang ihm nicht, also versuchte er, meinen Körper zu zerstören. Ich
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