Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
begriff den Sinn dahinter nicht, jedoch vermute ich, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, selbst aus toten Opfern noch etwas erfahren zu können. Seine Kraft war gewaltig, viel größer als die meine. Er hätte mich besiegen können, doch er zögerte. Vielleicht rettete mich der letzte Rest seiner Menschlichkeit. Vielleicht auch nur eine Unachtsamkeit seinerseits. Jedenfalls konnte ich entkommen und floh hierher. Die Elfen gewährten mir Schutz. In Alirions Wald wirkt menschliche Magie nicht, daher sucht Xandor vergebens nach mir und dem Ort, an dem ich das Buch Karand versteckt habe.
Sollte er es jemals finden, würde er wie einst Karandras über die dunklen Kräfte gebieten können. Xandor wäre allerdings wohl noch mächtiger als Karandras, und ich fürchte, er würde versuchen, sich alle Geschöpfe Kanduras‘ zu unterwerfen.«
»Pah, wir Zwerge werden uns niemals jemandem unterwerfen!«, schnaubte Khalldeg verächtlich.
»Leider irrst du dich, junger Prinz. Das Volk, das ihr Zwerge Gnome nennt, waren einst eure Brüder und Schwestern. Sie wurden von Karandras verdorben und zogen sich tief ins Innere der Welt zurück, um ihrem dämonischen Herrn näher zu sein. Eines Tages beschlossen sie, an die Oberfläche zurückzukehren, um den Weg für die Rückkehr der Dämonen zu bereiten. Damals kam es in den Todfelsen zum Krieg, und wie er endete, weißt du ja«, erklärte der Magier.
»Ihr sagtet aber, das Buch sei in Sicherheit?«, fragte Tharador, der das alles kaum glauben konnte.
»Ja. Noch«, sagte Faeron. »Aber Xandor ist dermaßen von dem Buch besessen, dass er jeden Fleck des Landes absuchen lässt und es irgendwann finden wird, egal, wie gut Gordan es verborgen haben mag.«
Gordan schaute nachdenklich zum Himmel. »Ich bin müde. Reden wir morgen weiter. Ruht euch aus, morgen wird ein beschwerlicher Tag.«
Faeron und Gordan gingen davon und ließen die beiden Gefährten zurück.
»Komischer alter Zausel«, schnaubte Khalldeg. »Ich glaub ihm kein Wort.«
»Ich weiß nicht recht. Wieso sollte er lügen? Hinter all dem steckt sicher noch viel mehr, als er uns jetzt sagen wollte.«
* * *
»Ich dachte, du wolltest ihm die Wahrheit über sich bereits heute unterbreiten?«, fragte der Elf, als sie an Gordans Hütte angekommen waren.
»Alles zu seiner Zeit. Du hattest Recht, Faeron. Aber viel länger können wir nicht warten. Er muss es bald erfahren.«
»Er wird es sicher nicht leicht aufnehmen«, gab der Elf erneut zu bedenken.
»Dieses ganze Abenteuer wird kein leichtes Unterfangen«, erwiderte Gordan. »Die Todfelsen tragen ihren Namen nicht zu unrecht. Vor allem im Winter.«
»Du hast wirklich vor, das Buch Karand zu bergen?«, fragte Faeron ernst. »Was ist mit dir? Dein Schwur gegenüber Alirion verbietet dir, den Wald der Elfen zu verlassen. Und du hast ihn bereits einmal gebrochen.«
»Deshalb wirst auch du ihm helfen und ihn statt mir begleiten. Ich habe bereits mit dem Rat der Elfen gesprochen, und er ist meiner Meinung.« Damit ging Gordan hinein und ließ den Elfen allein zurück.
Faeron war verwirrt. Warum sollte ausgerechnet er Tharador begleiten? Als er damals mit Throndimar in den Kampf gezogen war, war er in seinen besten Jahren gewesen. Seitdem waren viele Jahrzehnte vergangen, und er hatte beinah alle seine Freunde verloren – die meisten in eben jenem Kampf gegen Karandras. Er hatte die Lust an Abenteuern restlos verloren.
Andererseits langweilte ihn das Leben im heiligen Wald seines Volkes fast genauso sehr. Vielleicht sollte er diese Abwechslung begrüßen. Unter Umständen würde er bei diesem gefährlichen Unterfangen sogar selbst den Tod finden. Nicht, dass er sich danach sehnte, doch er fürchtete sich auch nicht davor. Er hatte schon zu viel gesehen, zu viel erlebt.
Dass der Rat der Elfen Gordan zugestimmt hatte, wunderte ihn nicht. Man fürchtete gemeinhin, Faerons schwermütige Art könnte die Harmonie des Waldes stören. Fast mochte man meinen, sein eigenes Volk wollte ihn auf diese Weise verbannen.
Rasch verwarf Faeron den Gedanken wieder. Viel wahrscheinlicher war, dass er Tharador lediglich beschützen sollte, so wie er damals Throndimar beschützt hatte. Nun gut , dachte er bei sich, dann eben noch dieses eine Mal .
In jener Nacht saß er lange unter den Bäumen und grübelte über die bevorstehende Reise nach.
* * *
Xandor schritt unruhig in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Grunduuls Worte bereiteten ihm Kopfzerbrechen. Für seine weiteren Pläne wäre
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