Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
es vorteilhafter, wenn die Orks die Stadt bereits wieder verlassen hätten. Xandor teilte seine Macht nur ungern, und Surdan sollte schließlich zum Mittelpunkt seines neuen Reichs werden.
Wichtig jedenfalls war, dass die Orks weiterhin Krieg führten. Die Ablenkung, die durch das Zerstörungswerk der Orks entstand, diente Xandor, um sein Treiben vor den Blicken der anderen Magier zu verschleiern. Andernfalls würden die übrigen Zauberer des Landes seine Pläne bald durchschauen und sich gegen ihn wenden. Einzeln fürchtete Xandor sie nicht – keiner war ihm gewachsen. Sollte Gordan sie allerdings unter seiner Führung vereinigen und gegen ihn ins Feld führen, war nicht mehr so sicher, ob Xandor bestehen könnte.
Die Orks mussten in die nächste Schlacht ziehen, entschied er. Und dafür musste er die Dinge selbst in die Hand nehmen.
* * *
Tharador quälten in jener Nacht neuerlich seltsame Träume – noch seltsamere als sonst. Er träumte von einer dunklen Burg hoch oben in den Todfelsen. Die Festung stand am Gipfel eines mächtigen Berges, rings um die Burg prangten endlose Abgründe. Die Burg selbst schien in den mit dunklen Wolken bedeckten Himmel zu ragen. Im Innenhof der Anlage tobte ein grauenvoller Kampf.
Zwerge und Ungeheuer prallten ungestüm aufeinander. Äxte gruben sich in weiches Fleisch, und Blut besudelte den weißen Schnee, der sich wie ein Leichentuch über allem ausbreitete.
Tharador flog hoch über ihren Köpfen. Leicht wie eine Feder trug ihn der Wind in Kreisen über dem Geschehen. Die Zwerge drängten kleine Biester, vermutlich Goblins, immer weiter zurück, erschlugen sie, trampelten sie nieder oder trieben sie einfach über die Burgmauern in den Tod, der sie in den Tiefen der zerklüfteten Felsen erwartete.
Als wäre es ein sorgfältig vorbereitetes Schauspiel, lichtete sich die Masse auf dem Platz und gab den Blick auf zwei Menschen frei. Den einen erkannte Tharador sofort als Krieger; stolz stand er mitten auf dem Hof, ein langes, schlankes Schwert in den Händen. Der andere Mann war schwerer einzuschätzen. Er trug wallende schwarze Gewänder, die Hände in den Falten einer Robe verborgen. Sie schienen miteinander zu sprechen, doch Tharador konnte keines ihrer Worte verstehen.
Die Zwerge drängten die Goblins immer weiter zurück. Plötzlich tauchte ein weiterer Mann auf. Etwas an ihm kam Tharador bekannt vor, doch er vermochte nicht, es einzuordnen. Die dunkle Gestalt schien einem Krampf zu erliegen, denn sie schüttelte sich unbeherrschbar. Erst, als Tharador genauer hinsah, erkannte er, dass der Mann lachte. Allem Anschein nach verspottete er die beiden anderen.
Noch während Tharador darüber nachdachte, entbrannte unter ihm der Kampf. Der Krieger stürmte vor, das Schwert zum Schlag über den Kopf erhoben, doch bevor er seinen Gegner erreichen konnte, traf ihn ein Blitzschlag, der aus dem Nichts zu kommen schien, und schleuderte ihn etliche Schritte zurück. Nun griff auch der andere Mensch in die Handlung ein; auch aus seinen Händen zuckten Blitze – die jedoch harmlos an einer unsichtbaren Kugel abprallten, die den dunklen Kämpfer umgab.
Der Krieger war wieder auf den Beinen und näherte sich dem Dunklen, diesmal jedoch mit größerer Vorsicht. Die beiden Magier maßen indes weiter ihre Kräfte, und für Tharadors Empfinden mutete ihr Ringen wie ein Wettstreit zwischen Licht und Schatten an, zwischen Gut und Böse. Er wollte aufschreien, als der gute Magier von Blitzen getroffen und zurückgeschleudert wurde, doch aus seiner Kehle löste sich kein Laut.
Der Krieger antwortete für ihn, denn er hatte den Dunklen mittlerweile erreicht und ließ das Schwert auf ihn niedersausen. Im letzten Moment gelang es dem Magier, eine Hand zu heben; aus ihr wuchs eine schwarze Klinge, die den Hieb des Kriegers abfing. Er vollführte eine Drehung, und eine zweite Klinge erschien in seiner anderen Hand. Schneller, als Tharador es dem gebrechlich wirkenden Mann zugetraut hätte, schnellte diese zweite Klinge vorwärts und streifte den Krieger an der Hüfte. Blut lief in dünnen Bahnen aus der Wunde und über das rechte Bein des Mannes, doch er ließ sich davon nicht aufhalten; wieder und wieder griff er an. Aber der Magier erwies sich als zu schnell für ihn. Er wehrte jeden Vorstoß mühelos ab, und schon bald blutete der Krieger aus zahlreichen kleinen Schnitten.
Offenbar wollte ihn sein Gegner gar nicht töten – dazu hatte er bereits reichlich Gelegenheit gehabt; er wollte ihn
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