Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
nichts anderes erwartet, als dass Crezik ohne Erfolg zurückkehren würde.
»Bitte verwandelt mich nicht in ein Huhn. Ich will alles tun, was Ihr sagt«, winselte der Goblin.
»Nun, denn. Dann zeig ihm, dass ihr Goblins stark seid und euch nicht vor dem Kampf fürchtet. Warum führst du dein Volk nicht in die Schlacht gegen die südlichen Städte, noch bevor der Winter anbricht?«, schlug Xandor ihm vor.
Crezik überlegte kurz. Es klang sehr verlockend. Sie waren zu tausenden unter Ul‘goths Banner zu diesem Feldzug aufgebrochen. Wenn er sich nun selbst zum Heerführer erheben würde, um seine Männer zu weiteren Gemetzeln zu führen, würden sie ihn feiern, Crezik, den Großen Goblin. Keiner seiner Männer würde einen Krieg scheuen, dafür liebten sie Blutgelage zu sehr.
Und Ul‘goth, dieser Spielverderber, hatte ihnen verboten, die Stadt niederzubrennen oder die Frauen und Kinder nach ihrer großen Siegesfeier zu quälen.
»Ja, gut. Wir werden sie alle töten. Schon bald. Dann wird Ul‘goth sehen, was er davon hat!« Seine Augen glühten rot vor Mordlust, seine krächzende Stimme hallte durch den ganzen Turm.
Xandor war zufrieden.
Der einfältige Goblin ließ sich noch einfacher manipulieren als erwartet. Nun würde ein großer, erbarmungsloser Krieg das Land überziehen, und niemand würde sich um einen einzelnen Magier kümmern. Somit konnte er ungestört seiner Suche nachgehen, ohne die Blicke anderer Zauberer fürchten zu müssen.
Nun würde er endlich das Buch Karand finden.
* * *
Tharador verbrachte die nächsten Tage überwiegend allein. Für Gesellschaft gingen ihm zu viele Dinge durch den Kopf. Queldans Tod, seine seltsamen Träume, Xandor, die Geschichte über das Buch. All das ergab für ihn keinen Sinn. Wie war er in diese Sache hineingeraten? Welchen Zweck hatte das alles?
Viele Tage und Nächte verweilte er im wundersamen Wald der Elfen, und wann immer er konnte, lauschte er ihrer wundervollen Musik, die ihm ein wenig Trost spendete. Doch die Trauer um seinen Freund war noch zu groß, zu allgegenwärtig. Sie drohte ständig, ihn zu übermannen.
Immer wieder zwang er sich, nicht aufzugeben. Irgendetwas geschah mit ihm, er durfte sich nicht fallen lassen. Das hätte Queldan weder gewollt, noch selbst getan. Tharador hatte geschworen, seinen Freund zu rächen, und er würde nicht eher ruhen, bis sein Schwur erfüllt war.
»Hier versteckst du dich also«, sprach eine freundliche Stimme. Es war Gordan. Er setzte sich neben Tharador auf die Lichtung.
»Ich verstecke mich nicht«, antwortete der Krieger leise.
»Dann läufst du wohl vor etwas davon?«, fragte der Magier.
»Ich laufe auch nicht davon. Wovor auch? Und wohin überhaupt?«, erwiderte Tharador trocken.
»Ich könnte dir den Grund nennen, aber du kennst ihn bereits selbst. Du musst dich nur noch damit abfinden. Das Wohin ist in diesen Zeiten nicht so leicht zu beantworten. Seinem Schicksal kann man nicht entkommen«, meinte Gordan ruhig.
Tharador blickte ihn fragend an. »Was meint Ihr mit Schicksal?«
Gordan lächelte sanft. »Ich weiß vieles über dich, Tharador Suldras. Mehr als du selbst.«
»Ihr wisst nichts über mich«, entgegnete Tharador rasch und stand auf.
»Ich weiß von deinen Träumen«, sagte Gordan leise.
»Dann habt Ihr sie mir geschickt?«
»Ja. Irgendwie musste ich dich auf den richtigen Weg bringen und dir deine Bestimmung aufzeigen«, erklärte der Magier.
»Dann habt Ihr mich manipuliert? Weshalb?« Bei jeder gesprochenen Silbe schwang ein wenig mehr Wut in seiner Stimme mit. »Was für ein Spiel treibt Ihr da?«
»Ich spiele nicht. Im Gegenteil. Tharador, ich musste so handeln, um deine Entwicklung zu beschleunigen. Es wäre zu gefährlich gewesen, noch länger zu warten.«
»Warten? Worauf?«
»Darauf zu warten, dass du erkennst, wer du bist«, erklärte Gordan weiter.
»Ich weiß sehr gut, wer ich bin!«, entgegnete Tharador barsch und lief in Richtung Waldrand.
»Ich kannte deinen Vater!«, rief Gordan ihm hinterher.
Tharador blieb wie angewurzelt stehen.
Langsam drehte er sich um und sah dem Magier in die Augen. Doch es war kein Zorn in Tharadors Blick, vielmehr ein Hoffnungsschimmer. »Ihr wisst wirklich etwas über meinen Vater?«, fragte er mit bebender Stimme.
Tharador sehnte sich schon lange danach, etwas über ihn zu erfahren, doch niemand hatte ihm jemals etwas über ihn erzählen können. Seine Mutter hatte ihm lediglich stets versichert, dass er ein starker Mann und ein noch
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