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Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand

Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand

Titel: Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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gekommen«, riss ihn Hungins Stimme plötzlich aus seiner Grübelei.
    Der junge Gnom lief neben Gultho. Sein grimmiges Gesicht wurde von einem fein gearbeiteten Helm ohne Visier eingerahmt.
    »Sie werden für Baldrokks Tod bezahlen«, schwor Hungin inbrünstig und klatschte sich mit der Linken auf die unter dickem Trollfell verborgene Brust.
    Die Gnome machten häufig Jagd auf die weißfelligen Schneetrolle, die in den Todfelsen hausten. In ihren Minen konnten sie keine Schafe oder Rinder halten, und die Trolle lieferten ihnen eine Abwechslung des Speiseplans und vor Kälte schützende Kleidung. Ein Troll spendete genug Fell, um drei Gnome auszustatten.
    »Spar dir deine Wut auf, bis wir sie eingeholt haben«, bremste Gultho den jungen Heißsporn. »Denkt alle daran, dass wir es mit gefährlichen Gegnern zu tun haben, nicht mit hirnlosen Kreaturen!«, warnte er mit lauterer Stimme all seine Gefährten.
    ***
    »Und meine Expedition? Vater! Du hattest es mir versprochen!«, zeterte Vareth.
    »Ich weiß, mein Sohn«, sagte Jorgan in beruhigendem Tonfall. »Du wolltest nie die Verantwortung über die Garde. Doch im Moment ...«
    »Was denn?«, fuhr ihm Vareth über den Mund. »Bloß, weil ein klappriger Magier von einem anderen ermordet wird, soll ich auf alles verzichten, was ich mir aufgebaut habe?« Der Prinz schlug mit der Faust gegen die Wand zu seiner Rechten. »Meine Männer verlassen sich auf mich und mein Wort!«
    »Ebenso wie ich«, entgegnete der König. »Ich habe deinen jugendlichen Leichtsinn lange genug geduldet. Dein Platz ist an meiner Seite. An der Seite deines Volks!«
    »Unsinn!«, beharrte Vareth. »In Xarntros liegt womöglich der Schlüssel zu unserer gesamten Zivilisation!«
    Beim bloßen Gedanken an die möglichen Funde aus der Zeit der Götter funkelten Vareths Augen freudig wie die eines kleinen Kindes. »Begreifst du nicht, wie wichtig dies wäre?«
    »Gordan hat vor der Stadt und ihren Artefakten gewarmt«, widersprach Jorgan. »Begreifst du nicht, dass man seinem Wort Gehör schenken sollte?«
    »Pah!«, schnaubte Vareth verächtlich. »Den Worten eines Toten brauche ich nicht zu folgen!«
    »So?« Jorgan zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Und wer sprach von der Stadt Xarntros, auf die du so versessen bist? Was ist mit dem Glauben an die Götter und Throndimar, der vor langer Zeit von Barsjk gepredigt wurde? Öffne die Augen, mein Sohn! Wir orientieren uns ständig an der Weisheit unserer Vorfahren. Und Gordans Weisheit war gewaltig.«
    »Dennoch ist er tot. Und nur aus der Rückbesinnung kann kein Fortschritt entstehen!«, beharrte er.
    »Vareth.« Jorgan blickte seinem Sohn unverwandt in die Augen und ließ ihn deutlich die eigene Unsicherheit erkennen. »Ich brauche dich an meiner Seite. Wenn Gordan richtig lag, dann schweben wir alle in Gefahr. Wir alle und das gesamte Königreich. Du kannst ohnehin nicht vor dem Frühling aufbrechen. Ich bitte dich ja nicht, für immer darauf zu verzichten. Ich bitte dich lediglich darum, noch zu warten.«
    Vareth biss sich auf die Unterlippe, ballte die Fäuste und schnaufte wütend, sodass Jorgan sich plötzlich an das Bild des kleinen Jungen Vareth erinnert sah, das nun schon einige Jahre zurücklag.
    »Ich habe lange Zeit deine Freiheiten gegönnt, mein Sohn«, sagte Jorgan väterlich. »Doch nun ist es an der Zeit für dich, erwachsen zu werden.«
    Vareths Widerstand brach sichtlich in sich zusammen. Der junge Mann ließ die starken Schultern schlaff herabhängen. »Ich wünschte, Mutter wäre noch am Leben«, sagte er im Tonfall eines traurigen Kindes. »Sie hätte mich verstanden.« Dann drehte er auf den Hacken um und marschierte davon.
    Als die Tür ins Schloss fiel, sank König Jorgan auf einen bequemen Sessel. »Ich verstehe dich mein Sohn«, flüsterte er in die Leere seines Arbeitszimmers. Sein Blick wanderte von der Tür über den Schreibtisch aus südländischem Marmor, den Kamin aus zwergischem Granit und blieb schließlich auf dem Portrait seiner schon lange verstorbenen Gemahlin haften. »Du hättest ihn ebenfalls verstanden«, sprach er das Bildnis an. »Aber du hättest auch meinem Urteil vertraut und zu mir gehalten.«
    Für einen Moment erschien es ihm, als würden die Augen seiner geliebten Frau ihn tatsächlich anblicken und ihr Lächeln noch gütiger werden. »Hätte ich doch nur früher geahnt, welche Qualen du durchleiden musstest!« Eine dicke Träne rollte seine Wange hinab und verschwand in dem sauber gestutzten Vollbart.

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