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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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aufgewacht. Ich weiß nicht, ob ich ihn retten kann.« Er schluckte. »Und ich weiß nicht, ob ich den Versuch überleben werde.«
    »Das ist nur ein Grund mehr, einen von uns mitzunehmen!«, sagte Siarl.
    Gwilym schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ein weiterer Gildriite oder auch zwei etwas ändern werden, und ich habe nicht vor, dein oder Quims Leben aufs Spiel zu setzen.« Er grinste. »Nicht einmal das von Urias.«
    Siarl lachte leise, aber dann wurde er schnell wieder ernst. »Glaubst du nicht, dass das eine Entscheidung ist, die wir selbst fällen sollten?«, fragte er.
    »Nein, mein Freund. Ich glaube, es ist eine Entscheidung, die der Steinträger treffen muss. Und ich möchte dich bitten, das zu respektieren.«
    Siarl schaute Gwilym lange Zeit schweigend an. Schließlich holte er tief Luft und sagte: »Also gut. Aber kann ich wirklich überhaupt nichts tun?«
    Gwilym nickte. »Doch.« Er zögerte, aber nur einen Augenblick. »Kümmere dich um sie, Siarl«, flüsterte er. »Kümmere dich um Hertha.« Und plötzlich, endlich, weinte er, ließ sich von all der Angst und der Traurigkeit überwältigen, die er seit der Vision so angestrengt beherrscht hatte.
    »Das werde ich tun«, brachte sein Freund mit unsicherer Stimme heraus. »Wir werden alle auf sie aufpassen.« Sie blieben noch einen Moment lang in unbehaglichem Schweigen stehen. Dann umarmte Gwilym Siarl fest und lange. Schließlich ließ er ihn zögernd los, und dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und kehrte zu seinem Zelt zurück, wo Hertha schon auf ihn wartete.
    Gwilym machte sich am nächsten Morgen auf den Weg, als die Sonne hinter den steilen, eisbedeckten Gipfeln im Osten aufging. Er und Hertha hatten beide nicht geschlafen, und nach einer Nacht voller Liebe und Tränen waren sie beide zu erschöpft und betäubt, um noch viele Gefühle für den Abschied zu haben.
    »Du musst tun, was du tun musst«, sagte sie leise, als er sie in der kalten Morgenluft umarmte, »und dann kommst du zu mir zurück. Versuche nicht, ganz allein die Geschichte zu verändern. Überlass das dem Zauberer.«
    »Darf ich denn gar nicht heldenhaft sein?«, fragte er scherzhaft.
    »Nein«, antwortete sie und lehnte sich ein wenig zurück, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Ihre braunen Augen, gerötet von Tränen und Schlafmangel, zeigten keine Spur von Heiterkeit. »Keine Heldentaten. Ich will keinen Helden, ich will einfach nur dich.«
    Er nickte und spürte, wie er selbst wieder zu weinen begann, aber er sagte nichts. Es gab nichts zu sagen. Also küsste er sie ein letztes Mal leidenschaftlich, und dann verließ er sie und machte sich auf den langen Weg nach Bragor-Nal.
    Gwilym hatte ursprünglich vorgehabt, dem kleinen Bach zu folgen, der den ganzen Weg bis ins Tal floss. Von dort aus wäre er dem größeren Bach bis zum Westlichen Narrensee gefolgt und zum Beginn des Westarms des gewaltigen Vrudan. Aber nachdem er so müde war, entschloss er sich stattdessen, zunächst zu Oswins Siedlung zu gehen, die einen Tagesmarsch südöstlich seines eigenen Dorfes lag. Dort würde er vielleicht ein letztes gutes Essen bekommen und eine Nacht in einem bequemen Bett schlafen können. Er würde noch ein wenig länger im Hochland bleiben können, einer Reihe von Pässen zum Mittleren Narrensee folgen und sich dann dem Hauptarm des Vrudan zuwenden. Er hatte aus diversen Gründen das Gefühl, noch mit Oswin sprechen zu müssen, bevor er das Dhaalmar-Gebirge verließ.
    Der Himmel blieb den Tag über klar, und da nur ein leichter Wind von Norden her wehte, war Gwilym in der Lage, rasch vorwärts zu kommen und erreichte Oswins Dorf mehr als eine Stunde vor der Abenddämmerung. Der junge Wachtposten, der ihn an der Außenmauer grüßte, erkannte ihn sofort, wobei ihm zweifellos der schimmernde Stein half, und er führte Gwilym zu Oswins Zelt, das wie Gwilyms eigenes am höchsten Punkt des Dorfes stand. Der junge Mann informierte Oswin, dass er Besuch hatte, und Gwilym blieb draußen stehen und sah sich um. In vielerlei Hinsicht war diese Siedlung genau wie seine eigene. Die Zelte und die Gemeinschaftsgebäude standen in einem großen Kreis am Südhang, damit in den kälteren Monaten so viel Sonne wie möglich auf die Häuser fiel. Wachtürme standen in gleichmäßigen Abständen am Rand des Talbeckens, und die Herdentiere grasten auf den Wiesen an seinem Grund.
    Tatsächlich bestand der einzige Unterschied in der Größe der beiden Siedlungen. Oswins Dorf

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