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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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als üblich.
    Orris stand auf, obwohl das sehr anstrengend war. »Wir müssen weiter«, sagte er.
    Baram öffnete die Augen und blinzelte zu ihm auf. »Sofort!«, befahl Orris.
    Der Mann setzte sich auf und holte tief Luft. »Warum?«, fragte er.
    Orris erstarrte, denn er war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Was hast du gerade gesagt?«, fragte er kaum lauter als im Flüsterton.
    »Warum?«, wiederholte Baram. »Warum hast du mich aus dem Wasser geholt?«
    Er hatte einen seltsamen Akzent, und Orris brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er da gehört hatte. »Willst du wissen, warum ich dich vor dem Ertrinken gerettet habe?«
    Der Fremde nickte und sah ihn fragend an.
    Orris zögerte. Die Frage kam so unerwartet und plötzlich. »Ich bin nicht sicher«, erwiderte er schließlich. »Ich konnte dich einfach nicht sterben lassen.« Der Mann starrte ihn weiterhin an, als wäre er mit dieser Antwort nicht zufrieden. »Wahrscheinlich, weil ich dich brauche«, sagte Orris. »Du musst mir bei dem helfen, was ich in Lon-Ser tun muss.«
    Baram nickte und schien die Antwort zu akzeptieren.
    Orris sah ihn forschend an, und er hatte das Gefühl, als sähe er den Fremden zum ersten Mal. »Du sprichst unsere Sprache«, stellte er fest. »Hast du alles verstanden, was ich zu dir gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Seit wir das Gefängnis verlassen haben?«
    »Ja.«
    Orris schüttelte verwirrt den Kopf. »Du hat also die ganze Zeit gewusst, dass ich dich nach Hause bringen will. Und du hast dennoch gegen mich angekämpft?«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte der Mann. »Zumindest habe ich dir bis heute nicht geglaubt.«
    Orris lachte freudlos. »Du hast mir nicht geglaubt? Darum ging es?«
    »Nein«, erwiderte Baram, und seine Miene wurde feindseliger. »Ich bin dein Gefangener. Ich bin nicht mehr in der Zelle, aber ich bin ein Gefangener. Deshalb kämpfe ich.«
    Der Magier betrachtete ihn lange. Er verstand, was der andere meinte. Er hätte an Barams Stelle dasselbe getan. »Also gut«, sagte er schließlich. »Aber jetzt glaubst du mir, oder? Du glaubst, dass ich dich nach Hause bringe.« »Ich glaube, dass du willst, dass ich am Leben bleibe«, antwortete Baram vorsichtig. »Vielleicht glaube ich, dass du mich nach Hause bringst. Ich weiß es nicht. Mag sein. Aber ich will wissen, warum.«
    Wieder zögerte der Magier. Er hatte das Gefühl, als balanciere er auf Messers Schneide. »Du bist hergekommen, um zu kämpfen«, begann er, und er wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Du und diese anderen Fremden. Ich bringe dich zurück, um das Kämpfen zu beenden. Um Frieden zu schließen. Ich möchte, dass du mich zu den Leuten bringst, die dein Land beherrschen, damit ich dafür sorgen kann, dass so etwas nicht mehr geschieht.« Er überlegte, ob er noch mehr sagen sollte, aber dann hielt er inne. »Verstehst du, was ich gesagt habe?«, fragte er stattdessen.
    Der Fremde schien Orris' Worte abzuwägen und fuhr sich mit einer Geste über den Mund, die Orris seltsam an Baden erinnerte. Schließlich nickte er.
    »Wirst du aufhören, gegen mich zu kämpfen?« Orris hoffte, dass es sich nicht zu sehr wie eine Bitte anhörte. »Können wir in Frieden weiterziehen?«
    Baram sah dem Magier ernst an und rieb sich die Handgelenke. »Kein Seil mehr?«
    »Ich verspreche dir«, sagte Orris, »wenn du nicht gegen mich ankämpfst, werde ich dich nicht mehr fesseln.« Er hielt inne und sah den Fremden eindringlich an. »Waffenstillstand?«
    »Was bedeutet das?«
    Orris grinste. »Waffenstillstand bedeutet, dass wir nicht mehr kämpfen.«
    Baram warf einen kurzen Blick zum Fluss. »Waffenstillstand«, stimmte er zu.
    Der Magier seufzte erleichtert. Er wollte dem Mann gerne glauben. Sie hatten viel Zeit damit verschwendet, gegeneinander anzukämpfen. Es war schon beinahe Herbst, und sie hatten immer noch fast zweihundert Meilen vor sich, bevor sie auch nur die Landenge erreichen würden. Wenn sie das Seegebirge nicht vor dem Schnee überqueren konnten ...
    »Waffenstillstand«, erwiderte er leise und versuchte zu lächeln. Er streckte die Hand aus, um dem Mann auf die Beine zu helfen. »Komm schon, Fremder. Wir müssen weiter.«
    Der Fremde regte sich nicht. »Baram«, verbesserte er. »Ich heiße Baram.«
    »Also gut«, sagte Orris. »Baram.«
    Der Fremde nahm Orris' Hand und ließ sich hochziehen, und dann gingen die beiden wieder flussaufwärts, um Orris' Stab und Umhang zu holen.
    Es war beinahe Mittag, als sie ihr Lager erreichten.

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