Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
fügte er hinzu: »Denkt über das Angebot nach. Wenn Euch die Kate im tiefsten Winter zu kalt und zugig ist, steht Euch hier immer eine warme und komfortable Unterkunft zur Verfügung.«
Er warf dem Heeresmeister einen Blick zu, der besagte, dass das Thema nicht weiter vertieft werden sollte. Will musste Norris zugutehalten, dass er darauf nur mit den Schultern zuckte und schwieg. Eigentlich konnte Will es den beiden nicht verübeln, dass sie versucht hatten, ihn zu beeinflussen. Er konnte sich vorstellen, dass es unangenehm war, jemanden in der Nähe zu haben, der einem Tag ein, Tag aus über die Schulter sah und Berichte an den König schickte. Besonders, wenn dieser Jemand noch so jung war.
»Nun dann, Waldläufer Hallas …«, begann Ergell, doch Will hob die Hand.
»Bitte, Mylord«, sagte er. »Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich einfach nur Will nennt.«
Ergell lächelte mit mehr Wärme, als Will bislang von ihm gesehen hatte. »So sei es, Will. Wie ich gerade sagen wollte, vielleicht darf ich Euch zu einem offiziellen Willkommens-Bankett einladen … sagen wir, in zwei Tagen? Das gibt meinem Küchenmeister genug Zeit, etwas Angemessenes vorzubereiten.«
»Und wir alle wissen, wie schwer Küchenmeister einem das Leben machen können, wenn wir ihnen diese Zeit nicht lassen«, fügte Norris mit einem wissenden Lächeln hinzu.
Will erwiderte das Lächeln. Küchenmeister waren anscheinend überall auf der Welt gleich. »Wenn es sonst nichts weiter gibt, Mylord, werde ich mich verabschieden«, sagte er.
Ergell nickte und Norris erhob sich wieder von der Bank.
»Aber natürlich«, sagte der Baron. »Wenn es irgendetwas gibt, was Ihr für die Unterkunft benötigt, dann lasst es Gordon wissen.« Gordon war der Haushofmeister, der Will hereingeführt hatte.
Will zögerte, dann sagte er leise: »Ihr habt dort meine Ernennung, Sir«, und deutete auf die Pergamentrolle auf dem Schreibtisch.
Ergell nickte mehrmals hintereinander.
»Richtig, richtig. Natürlich werde ich sie mir in Kürze ansehen.« Er lächelte. »Obgleich ich sicher bin, Ihr seid kein Betrüger.«
Eigentlich hätte Ergell die Pflicht gehabt, das Siegel zu brechen und die Ernennungsurkunde zu lesen. In Seacliff scheint man mit allem ein bisschen leichtfertig umzugehen, dachte Will bei sich. Aber vielleicht nahm er selbst es wie so viele Anfänger einfach nur zu genau.
»Vielen Dank für das Vertrauen, Mylord«, sagte er. Dann blickte er zu Norris. »Heeresmeister.«
Der Ritter schüttelte ihm die Hand. »Schön, Euch bei uns zu haben, Waldläufer Hallas.«
»Will«, bot Will auch ihm mit einem Lächeln an.
Der Heeresmeister nickte. »Gut, dann also Will.«
Will machte eine angedeutete Verbeugung vor dem Baron, dann drehte er sich um und verließ den Raum.
In seiner Hütte fand er die Hündin dort vor, wo er sie zurückgelassen hatte. Sie war jetzt wach und klopfte mit dem Schwanz ein paarmal auf den Boden, als Will eintrat. Auf dem Tisch stand eine weitere Schüssel, die eine Fleischbrühe enthielt. Unter der Schüssel war ein kleines
Stück Pergament mit einer unbeholfenen Zeichnung eines Hundes. Edwina, dachte Will. Die Brühe war immer noch warm, also stellte er die Schüssel auf den Boden vor die Hündin. Sie erhob sich vorsichtig, streckte sich und begann, die Brühe mit der Zunge aufzuschlecken.
Will streichelte die Hündin und überprüfte die Wunde an ihrem Bauch. Die Stiche hielten noch.
»Gut, dass sie die Zeichnung dazugelegt hat, meine Kleine«, sagte er. »Sonst hätte ich dein Abendessen vielleicht selbst verzehrt.«
Die Hündin schlabberte ungerührt weiter. Will stieg der wunderbare Duft in die Nase und prompt fing sein leerer Magen an zu knurren. Edwina hatte auch einen kleinen Brotlaib dagelassen. Will schnitt sich ein Stück ab und kaute hungrig, während er darauf wartete, dass sein Eintopf auf dem Herd warm wurde.
D ie folgenden Tage vergingen wie im Fluge und Will wurde langsam mit seiner neuen Umgebung vertraut.
Das Willkommensbankett, das Ergell für ihn im Festsaal gab, verlief recht angenehm. Da es eine offizielle Einladung war, waren sowohl die Zunftmeister des Lehens als auch die Ritter und Hofdamen versammelt. Die Gesichter und Namen konnte Will sich nicht alle auf einmal merken, doch dafür blieb ja in den nächsten Wochen noch genug Zeit. Sie schienen jedenfalls alle sehr neugierig, den neuen Waldläufer kennenzulernen, und Will war sich natürlich bewusst, dass ihm ein gewisser Ruf
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