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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zurück. Und mach ein bisschen Lärm, ja?«
    Horace runzelte die Stirn. Will konnte die Frage erahnen und beantwortete sie gleich.
    »Er wird dich kommen hören«, erklärte er. »Aber mich hört er dann nicht.«
    Sobald er sah, dass Horace verstanden hatte, lief er weiter. Horace blieb weit genug zurück, um nicht das Geräusch von MacHaddish zu übertönen. Will merkte, dass er dabei war, den Flüchtenden einzuholen und verdoppelte seine Geschwindigkeit. Die Geräusche, die MacHaddish machte, wurden deutlicher, während die von Horace immer schwächer wurden, je weiter sich Will von ihm entfernte.
    Diesmal war es zu Wills Vorteil, dass die Skotten nichts über die Fähigkeiten von Waldläufern wussten. MacHaddish pflügte weiter durch das Dickicht und ahnte nicht, dass Waldläufer sich überall nahezu geräuschlos bewegen konnten. Weiter hinter sich vernahm MacHaddish gelegentlich, wie jemand sich ebenfalls durchs Dickicht kämpfte, doch er hörte auch, dass die Geräusche von immer weiter her kamen. Allerdings stammten diese Geräusche von Horace, nicht von Will. Der holte ihn allmählich ein.
    Dann hatte Horace noch eine gute Idee. Er begann, aus wechselnden Richtungen zu rufen: »Dort ist er hin! Ich sehe ihn! Hier entlang, Leute!«
    Er sagte, was immer ihm in den Sinn kam. Die Worte waren nicht wichtig, nur die Stimme. Horace machte auch nicht den Fehler, unentwegt zu rufen, denn er wollte Will die Gelegenheit geben zu lauschen.
    Will begriff, was Horace vorhatte, und grinste zufrieden.

    Auch MacHaddish grinste. Die Rufe waren jetzt weiter entfernt, bewegten sich nach Westen und wurden schwächer. Seine Verfolger verloren ihn! Der General gönnte sich in einer kleinen Lichtung eine Pause und lehnte sich gegen einen Baumstamm. Sein Arm pochte schmerzhaft, sein Atem ging stoßweise. Vorsichtig löste er den blutgetränkten karierten Stoff vom Handgelenk und betrachtete die Wunde. Er versuchte, die Finger zu bewegen  – nichts. Der Schock hatte die Wunde betäubt.
    Er versuchte es wieder, und diesmal gelang es ihm schon etwas besser, was ihn ermutigte. Dann wich die Betäubung plötzlich und ein unglaublicher Schmerz schoss durch seinen Unterarm.
    Der General verzog unwillkürlich das Gesicht. Aber er war dennoch froh. Alles, selbst der Schmerz, war besser als diese entsetzliche Taubheit der Finger.
Bliebe seine rechte Hand dauerhaft verkrüppelt, wäre dies sein Ende. Bei den Skotten musste selbst ein General sich immer wieder im Zweikampf beweisen. Er versuchte jetzt, den Schmerz zu ignorieren, holte tief Luft und blickte auf.
    Nur wenige Schritte von ihm entfernt sah er eine schattenhafte Gestalt, die auf ihn zukam.
    MacHaddish handelte blitzschnell. Beinahe ohne nachzudenken warf er sich auf den Gegner. Als er sah, dass der Mann an seine Taille griff, wusste er, es konnte nur der Griff nach einer Waffe sein. MacHaddish war sich bewusst, dass seine kaputte rechte Hand ihn im Zweikampf im Stich ließe. Er senkte die Schulter und rammte sie in den Kapuzenmann.

    Die Schnelligkeit des Angriffs überraschte Will. Beim Anschleichen hatte er gehört, wie der Mann stöhnte, und sein Gesicht war schmerzverzerrt gewesen. Wills Mangel an Erfahrung mit den Skotten verleitete ihn zu seiner zweiten Fehleinschätzung. Ihm war nicht klar, dass eine verletzte Hand einen Skotten nicht außer Gefecht setzen konnte. Diese Krieger kämpften mit vollem Körpereinsatz, wenn es sein musste.
    MacHaddish’ Schulter traf Will unterhalb des Brustbeins und presste ihm die Luft aus den Lungen. Will stolperte und spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben. Rücklings fiel er in den Schnee. Einen Augenblick sah er gar nichts und rollte sich mühsam zur Seite,
denn er vermutete, dass sein Gegner den Vorteil sofort ausnützen würde. Dann erkannte er, dass der Skotte das Knie anwinkelte und mit der linken Hand in seinen rechten Stiefel griff.
    Dass MacHaddish versuchte, mit seiner unverletzten linken Hand den Dolch zu greifen, rettete Will wahrscheinlich das Leben. Diese Bewegung war umständlich und unbeholfen und verschaffte Will Zeit, wieder auf die Füße zu kommen.
    Im selben Moment sprang er auch schon zur Seite, um MacHaddish’ Angriff auszuweichen. Er spürte, wie der Dolch durch seinen Umhang fuhr, und stieß mit dem Fuß nach den Knien des Gegners. MacHaddish wich zur Seite aus, was Will wiederum die nötige Zeit verschaffte, um sein Sachsmesser zu ziehen.
    MacHaddish’ Augen wurden schmal, als er die breite Klinge aufblitzen

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