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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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sah.
    Will und MacHaddish umkreisten sich wachsam. Der Dolch des Skotten war beinahe so lang wie Wills Sachsmesser, auch wenn die Klinge schmal war.
    Gelegentlich versuchte einer von ihnen einen Stoß anzubringen, doch stets parierte der andere gekonnt. Will hatte noch nie einen Feind kennengelernt, der sich so schnell bewegte wie dieser. Umgekehrt hatte auch MacHaddish nie zuvor einen Gegner kennengelernt, der seiner eigenen Schnelligkeit gewachsen war.
    Linke Hand hin oder her, dachte Will, dieser Mann ist unglaublich geschickt. Er versuchte, nach seinem Wurfmesser in der unter seinem Kragen verborgenen
Scheide zu greifen. Die Kapuze seines Umhangs erschwerte sein Vorhaben, und als er einen Moment zu lange brauchte, unternahm MacHaddish einen Angriff.
    Will wich zurück, aber er spürte die Dolchspitze durch seinen Wams dringen und danach, wie das Blut die Rippen hinunterlief. Sein Mund wurde trocken vor Furcht. Er brachte einen seitlichen Stoß an, der wiederum seinen Gegner zurückweichen ließ. Erneut umkreisten sie sich.
    Will brauchte MacHaddish lebend. Nicht, dass es leichter gewesen wäre, den Gegner zu töten. Aber im Gegensatz zu Will musste MacHaddish sich keinerlei Einschränkungen auferlegen. Er kannte nur ein einziges Ziel: seinen Gegner so schnell wie möglich erledigen und dann in den Wald verschwinden, bevor Verstärkung eintraf.
    Wo zum Teufel bleibt Horace?, dachte Will, während sie sich umkreisten, Ausfallschritte machten, parierten und abwehrten. Womöglich hat er uns verloren, schoss es ihm durch den Kopf. Horace hatte Will die Gelegenheit verschafft, MacHaddish einzuholen, indem er so viel Lärm wie möglich machte und in Richtung Westen marschierte, damit MacHaddish sich in Sicherheit wähnte. Jetzt bestand die Möglichkeit, dass Horace tatsächlich die Orientierung verloren hatte oder zumindest nicht wusste, dass Will den General bereits eingeholt hatte. Will wurde klar, dass er den Kampf mit dem General allein meistern musste  – und dass er dabei sogar sein Leben verlieren konnte.
Möglicherweise war er es, der hier in diesem düsteren Wald starb, und es wäre sein Blut, das den Schnee rot färbte.
    Wenn du Angst hast zu verlieren, dann wirst du wahrscheinlich auch verlieren. Walts Worte fielen ihm ein, und er begriff erschrocken, dass er tatsächlich den Gedanken zugelassen hatte, diesen Kampf zu verlieren. Er hatte MacHaddish den Kampf bestimmen lassen und ständig nur dessen Angriffe abgewehrt. Es war Zeit, in die Offensive zu gehen. Es war Zeit, etwas zu wagen.



D ie Gelegenheit dafür kam, als MacHaddish auf eine Eisplatte trat. Am Ort des Kampfes war der Schnee inzwischen niedergetrampelt, und der General war für einen Augenblick abgelenkt, als sein Stiefel auf einem freigelegten Eisstück wegrutschte.
    Es war nur ein winziger Moment, aber Will wusste, es war vielleicht die einzige Chance für ihn. Blitzschnell griff er an und stieß mit dem Sachsmesser zu.
    Er hatte die Schnelligkeit des Mannes bereits kennengelernt und konnte nicht ernsthaft hoffen, ihn zu überraschen. MacHaddish wich dem Hieb prompt aus und parierte das schwere Sachsmesser in letzter Sekunde. Im selben Moment, in dem der General Will das Sachsmesser aus der Hand schlug, stürzte Will sich auch schon auf ihn und packte sein linkes Handgelenk.
    Doch MacHaddish war schnell und wendig wie eine Schlange. Er drehte sich zur Seite, zog Will dadurch nach vorne und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Da MacHaddish wusste, dass seine rechte Hand nutzlos war, rammte er den rechten Unterarm unter Wills
Kinn, direkt über der Kehle, und presste ihm so die Luft ab.
    Wills Kopf wurde immer weiter zurückgedrückt und sein Griff um die Hand des Skotten wurde schwächer. Die nackten Arme und der Oberkörper des Generals waren eingefettet  – zweifellos als Schutz gegen die eisige Kälte  – und das erschwerte es zusätzlich, ihn festzuhalten.
    Will versetzte seinem Gegner zwei kräftige Faustschläge in die rechte Seite. MacHaddish stöhnte auf und der Druck seines Unterarms auf Wills Kehle ließ etwas nach. Das genügte. Will packte MacHaddish’ rechtes Handgelenk, zog den Unterarm von seiner Kehle weg und brachte MacHaddish so aus dem Gleichgewicht.
    Es war ein Zufall, dass er den Arm des Skotten genau dort erwischte, wo sein Pfeil ihn getroffen hatte. MacHaddish schrie auf und krümmte sich vor Schmerz. Das wiederum zwang Will dazu, den Griff um den Arm zu lockern, und dabei glitt er auf dem rutschigen Boden

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