Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)
Männer ihre Führer entspannt und in eine Unterhaltung vertieft sahen, während sie abwarteten und beobachteten, wie die Wargals den schmalen Zugang zum Bergpass herauskamen und sich auf der Ebene aufstellten. Schon konnte man den rhythmischen Sprechgesang hören.
»Dieses verdammte Gegröle geht einem ziemlich auf die Nerven«, stieß Fergus hervor, und Arald nickte zustimmend. Beiläufig ließ er den Blick über die Soldaten wandern. Die Armee war in Stellung gebracht, aber Heeresmeister David hatte ihnen befohlen, momentan lediglich in Bereitschaft zu bleiben. Entsprechend saßen die Reiter noch nicht im Sattel, sondern ruhten sich zusammen mit den Fußsoldaten und den Bogenschützen auf dem Grashügel aus.
»Es wäre unklug, sie zu ermüden, indem sie in Habachtstellung in der Sonne stehen müssen«, hatte Sir David gesagt, und die anderen hatten ihm beigepflichtet. Aus dem gleichen Grund hatte er auch die Küchenmeister damit beauftragt, für Getränke und Obst zu sorgen. Die Männer gingen jetzt mit Körben und Wasserschläuchen zwischen den Soldaten hin und her. Arald lächelte beim Anblick des rundlichen Meister Chubb, seinem Koch von Burg Redmont, der eine Gruppe von Lehrlingen beim Verteilen
von Äpfeln und Pfirsichen beaufsichtigte. Wie stets schwang er seinen Schöpflöffel und ließ ihn auf dem Kopf jedes Lehrlings landen, den er für zu langsam hielt.
»Ihr braucht Eurem Küchenmeister nur eine Keule zu geben und er könnte Morgaraths Armee eigenhändig besiegen«, meinte Fergus. Arald lächelte. Die Männer im Umkreis von Chubb und seinen Lehrlingen wurden von dem kleinen Schauspiel des dicken Kochs abgelenkt und achteten nicht auf den Sprechgesang der Wargals. Die anderen Soldaten wurden jedoch langsam unruhig.
Als Baron Arald sich weiter umsah, fiel sein Blick auf einen Trupp Fußsoldaten. Die schlichte Rüstung – karierte Umhänge und zweihändige Breitschwerter – zeigte, dass sie von den nördlichen Lehen stammten. Er winkte den Anführer zu sich und beugte sich aus seinem Sattel zu ihm hinunter, als dieser eilfertig salutierte.
»Guten Morgen, Kommandant«, sagte er leutselig.
»Guten Morgen, Mylord«, antwortete der Offizier mit starkem nördlichem Akzent.
»Sagt mir, Kommandant, habt Ihr Dudelsackbläser unter Euren Männern?«, fragte der Baron interessiert.
»Sehr wohl, Sir. Wir haben immer unsere Sackpfeifen dabei, wenn wir in den Krieg ziehen.«
»Könntet Ihr uns vielleicht ein Ständchen bringen?
« , schlug der Baron vor. »Das wäre sicher ein angenehmerer Klang als dieses Grunzen von dort drüben.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Stellung der Wargals.
Auf dem Gesicht des Offiziers breitete sich ein verständnisvolles Lächeln aus. Er nickte eifrig.
»Sehr wohl, Sir. Ich kümmere mich sofort darum. Es gibt doch nichts Besseres als den Klang von ein oder zwei Sackpfeifen, um das Blut eines Mannes in Wallung zu bringen!« Er salutierte noch einmal, dann drehte er sich zu seinen Männern und schrie: »McDuig! McForn! Nehmt eure Sackpfeifen und spielt uns was vor!«
Als die beiden Barone weiterritten, hörten sie hinter sich bereits die ersten Töne der Sackpfeifen. Fergus verzog das Gesicht und Arald grinste ihn an. »Bringt das Blut in Wallung«, zitierte er den Offizier.
»In meinem Fall bringt es nicht das Blut in Wallung, sondern die Zähne zum Knirschen«, erwiderte sein Begleiter und stieß sein Pferd mit den Hacken an, um dem Gedudel zu entkommen. Doch wenn er sich die Männer ansah, musste er zugeben, dass Baron Aralds Idee Wirkung zeigte. Die Sackpfeifen übertönten erfolgreich den dumpfen Sprechgesang, und als die beiden Bläser vor den Soldaten auf und ab marschierten, zogen sie sofort die Aufmerksamkeit auf sich.
»Gute Idee«, sagte er zu Arald und fügte dann
hinzu: »Ich frage mich allerdings, ob das dort ebenso gut ist.«
Er deutete über die Ebene auf den Drei-Schritte-Pass, den die Wargals gerade verließen, um davor ihre Stellung einzunehmen. »Mein Instinkt sagt mir, wir sollten zuschlagen, bevor sie die Gelegenheit haben, sich zu formieren.«
Arald zuckte mit den Schultern. Dieser Punkt war die letzten Tage im Kriegsrat heiß diskutiert worden.
»Wenn wir sie sofort angreifen, dann zerstreuen wir sie nur«, sagte er. »Wenn wir Morgaraths Macht ein für alle Mal brechen wollen, müssen wir zulassen, dass er seine Streitkräfte offen sammelt.«
»Und hoffen, dass Walt erfolgreich Horths Armee aufgehalten hat«, fügte Fergus hinzu.
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