Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
ihn unter seinen Arm und ging los Richtung Bach, um sich erst mal im Wasser etwas zu erfrischen. Vielleicht würde ihm das helfen, einen klaren Kopf zu kriegen.
Am Bachufer angekommen, schaute er sich um. Er war alleine. Er zog sich aus und setzte sich bis zu den Schultern in den Bach. Er tauchte den Kopf ins kühle, klare Wasser und genoss die wohltuende, erquickende Frische des rauschenden Baches. Tief in Gedanken versunken saß er da und wälzte die Möglichkeiten hin und her.
Soll ich oder soll ich nicht.
Ein Vogel zwitscherte. Pete lachte kurz und sagte laut zu sich selbst: „Du kleiner Vogel hast es gut, kannst wegfliegen, wann und wohin du willst. Manchmal wünschte ich, dass ich Flügel hätte …“ Er ermahnte sich gleich darauf, dass für solche Träumereien keine Zeit blieb. Er musste sich entscheiden.
Er hörte ein leises, aber deutliches Knacken von der anderen Seite des Baches. Pete ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen und versank wieder in Gedanken.
Das ist bestimmt der Vogel.
Er musste bis heute Abend sagen, was er wollte. Wie sollte er sich bloß entscheiden?
Er stammelte vor sich hin: „Mutter? Vater? Was soll ich bloß tun? Was? So sagt es mir doch endlich!“ Tränen der Verzweiflung liefen seine Wangen hinunter. Er war einsamer als jemals zuvor. Verlassen, alleine auf sich gestellt. Seine Eltern waren zum Greifen nah und doch so fern.
„Was soll ich bloß tun?“, wimmerte er vor sich hin.
Wieder zwitscherte der Vogel. Es war dasselbe Zwitschern wie vorhin, nur diesmal lauter, schriller und vor allem … näher.
Pete drehte sich zum Busch um, aus dem schon vorher das Knacken gekommen war. So sehr er sich auch bemühte, den Vogel zu erblicken, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Seine Augen wanderten von oben nach unten und von links nach rechts über und um den Busch. Nichts war zu erkennen.
Da zwitscherte der Vogel schon wieder. Diesmal noch lauter, ja, beinahe zu laut für einen kleinen Vogel, der sich im Busch verstecken konnte.
„Hey Kleiner, komm hierher …“, sagte Pete mit ruhiger Stimme und streckte in kindlicher Naivität die Hand aus.
Es regte sich etwas. Einige Blätter bewegten sich, dann sogar ein ganzer Ast. Nun wurde es Pete ungemütlich. Er fuhr auf und sprang in einem Satz zurück ans Ufer. Hastig zog er sich die Fellhose an und ergriff den nächstbesten großen Stein. Fest umklammert hielt er ihn hinter seinem Rücken.
Abermals hörte er das laute Zwitschern. Der obere Teil des Busches erhob sich langsam, aber immer weiter und weiter. Pete klammerte seine rechte Hand fest um den Stein und holte bereits zum Wurf aus. Da erblickte er zwischen den Ästen zwei Augen, dahinter ein schwarzes Gesicht, umgeben von Blättern und Zweigen.
„Pst, Pete, ich tue dir nichts! Beruhige dich!“, zischte ihm das Gesicht im Busch entgegen. Pete war erst überrascht, dass das grüne Ding seinen Namen kannte, kniff dann jedoch die Augen zusammen und zielte ins Schwarze. Er holte zum Wurf aus. Da sprang die Figur hastig aus dem Busch und gab sich seinem Blick preis.
Es war ein über und über mit Zweigen und Blättern zugedeckter Mann. Die wenige Haut, die Pete erkennen konnte, war die seines Gesichtes und seiner Hände, die komplett schwarz bemalt waren. Trotz der buschigen „Kleidung“ konnte Pete erkennen, dass der Mann breitschultrig und muskulös gebaut war.
„Ich tu dir nichts, Pete. Mach dir keine Sorgen. Ich will nur mit dir sprechen. Du kannst jederzeit gehen und ich lasse dich in Ruhe. Versprochen.“ Der Grüne hob beschwörend die rechte Hand.
Pete beäugte ihn abermals von Kopf bis Fuß.
„Wer bist du? Was willst du von mir?“
„Ich weiß, dass du dies wahrscheinlich in letzter Zeit oft gehört hast, Pete, aber ich sage dir, ich kann dich zu deinem Vater bringen … und mein Name ist Tron.“ Nervös schaute er sich um und spähte hinter Pete.
Als Pete seine Worte hörte, zuckte er kurz zusammen.
Schon wieder einer, der mich belügt, oder ist es vielleicht endlich ein Zeichen meines Vaters?
Die Hoffnung keimte in ihm auf, aber sein geschärfter Verstand mahnte ihn zur äußersten Vorsicht.
„Woher kennst du meinen Namen? Woher kommst du?“
„Ich weiß viel über dich. Dein Vater war mir ein guter Freund. Lange kämpften wir Seite an Seite. Ich …“, hastig blickte er sich nochmals um, „ich komme aus Turion, so wie dein Vater früher.“
„Du bist Turioner? Mein Vater war dein Freund?“, entgegnete ihm Pete in scharfem
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