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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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einen enormen Block Onyx. Und einen Moment lang weigerte sich Kirans Verstand zu begreifen, was er sah.
    Alisa. Seine geliebte Alisa lag nackt auf dem blutüberschwemmten Stein, mit Händen und Füßen angekettet, und drehte ihm das tränennasse Gesicht zu. Er sah ihre Angst und wie ihre Lippen seinen Namen formten, wieder und wieder. Als Ruslan aus dem Wirkmuster trat, kehrte Kirans Gehör zurück.
    » Kiran, hilf mir! Bitte, Kiran, so hilf mir doch!« Ihre Verzweiflung gellte ihm in den Ohren.
    Kiran rang darum, sich zu bewegen, ihre Bitte zu erfüllen, Ruslan zu sagen, das müsse ein schrecklicher Irrtum sein. Natürlich war ihm klar gewesen, dass ein wirklicher Zauber mit einem blutigen Tod einherging, aber Ruslan hatte ihm immer erzählt, er nähme dafür Männer, die von den Handelshäusern wegen eines Verbrechens verurteilt worden seien, und ihr Tod würde noch einen Zweck erfüllen. »Diebe und Mörder, die ohnehin für ihre Verbrechen sterben. Wir geben ihrem Tod nur einen zusätzlichen Sinn.«
    Kiran schmeckte noch Alisas Blut auf der Zunge und konnte es nicht einmal ausspucken.
    »Ich sollte zornig mit dir sein, Kiran«, sagte Ruslan und stellte sich hinter den Ankerstein. »Nach all meinen Ermahnungen hast du doch nicht gehorcht, und das nicht nur ein Mal.« Er beachtete Alisa nicht, sondern sah Kiran an. »Doch deine Torheit erweist sich nun als Segen. Für Mikail brauchte ich das Leben von dreißig Männern, aber für dich brauche ich nur dieses eine. Liebe und Verrat verleihen ihrem Blut die hundertfache Kraft.« Er lächelte selig und hob den Dolch.
    Kiran versuchte, zu schreien und auf seine Magie zuzugreifen, doch er war durch Ruslans Kräfte gefesselt und konnte nichts anderes tun als zusehen, wie der Dolch in Alisas Haut stach. Sie kreischte vor Schmerzen. Ruslan ließ sich Zeit und führte die Klinge meisterlich. Angst, Entsetzen und Schmerz befeuerten den Zauber, der in Kirans Kopf wummerte, als würde er ihn gleich zum Platzen bringen. Alisa schrie lange. Anfangs flehte sie Kiran noch an, er möge sie retten. Später schrie sie wortlos, während ihr Blut über den Rand des schwarzen Steines floss und die Macht anschwoll, bis die Rinnen des Wirkmusters zu glühen anfingen.
    Kirans Entsetzen war so groß, dass er in den Wahnsinn abzugleiten drohte. Allmählich wurde ihm schwarz vor Augen, doch er kämpfte gegen die Ohnmacht an. Er wollte die Augen nicht vor dem Verbrechen verschließen, dem Alisa zum Opfer fiel.
    S o sah er mit brennenden Augen zu, wie ihr Leben unter Ruslans Dolch verrann und überstand den Schock, als sie starb und die Rinnen am Boden aufloderten. Jetzt weiß ich, was du bist, und ich werde dir nie vergeben, dachte er an Ruslan gerichtet.
    Der hob den Kopf und sah Kiran in die Augen. Er streckte die blutigen Hände aus und griff um die scharfen Kanten des Ankersteins. Sein eigenes Blut mischte sich mit Alisas und lief in die Rinnen. »Mit dieser Macht nenne ich dich Kiran ai Ruslanov. Ich zeichne dich und binde deine Seele für immer an meine.«
    Ruslan schloss die Augen und bündelte seine Kräfte. Die Anstrengung war ihm anzusehen. Die Rinnen nahe dem Ankerstein glühten weiß. Magie raste die verschlungenen Wege entlang auf Kiran zu. Und unter ihnen änderte die träge Strömung des Zusammenflusses ihren Lauf und speiste die Rinnen mit tausendmal stärkerer Magie.
    Plötzlich löste sich Kirans Stimme. Er schrie, als die Magie in ihn strömte. Es war Ekstase und Qual zugleich. Sie zerriss ihn und formte ihn neu, fegte seinen Widerstand hinweg und stürzte ihn in Finsternis   …
    Kiran wand sich von den Händen los, warf sich über die Bettkante und übergab sich. Zitternd würgte er, bis nur noch Galle kam.
    »Wirklich melodramatisch. Ich hätte es wissen müssen.«
    Kiran hob den Kopf und blickte Simon durch schweißnasse Haarsträhnen wütend an.
    Simon schüttelte den Kopf. »Ehrlich, du und Ruslan, ihr seid euch ähnlicher, als ich gedacht habe. Dieser ganze Unsinn über Liebe.« Dann sagte er mit einer gewissen Anerkennung: »Doch du teilst nicht nur seine Schwäche, sondern auch seine große Begabung. Du hast mich beinahe eine gute Dienerin gekostet.«
    Iannis lag zusammengesunken da, zwar mit dem Rücken zu ihm, aber er konnte sie atmen sehen. So elend er sich fühlte, das war doch eine kleine Erleichterung. Er hatte nicht umsonst nachgegeben. Wenn Simon jedoch dämmerte, dass er Kiran gefügig machen konnte, indem er drohte, einem Nathahlen das Leben zu nehmen,

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