Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
kommen. Der allgegenwärtige Duft legte sich schwer auf die Sinne, machte ihn träge und beschwingt zugleich. Die Gedanken flossen davon, bevor er sie festhalten konnte, und ihm war zunehmend leichter zumute.
Kurz vor der Dämmerung hielt Graum auf einem freien Platz an. Eine kleine Lichtung mit weichem, braunem Boden, umgeben von dunklen alten Nadelbäumen. Es roch nach Pilzen, Tannöl und feuchter Erde. Am Rand rann ein Bach entlang, der in einen Tümpel mündete und am anderen Ende nach Norden abbog und im dichten Unterholz verschwand. Der Schattenluchs maunzte.
»Können wir hier rasten, Junge?«, fragte der Visionenritter. Seine ersten Worte seit dem Kampf.
Rowarn nickte, dann fiel ihm ein, dass Angmor das nicht sehen konnte. »Es ist ein guter Platz, Herr. Ich kann Feuer machen und darauf hoffen, dass man es nicht zu weit sieht.«
»So schnell werden sie uns hier nicht finden«, versetzte Angmor. »Dieser Wald hat seine eigenen Gesetze, vor allem nachts. Es gibt Wandellichter, Trugbilder und vieles mehr.«
Rowarn hoffte, dass er recht hatte. Er war besorgt, nachdem der erste Suchtrupp sie so schnell eingeholt hatte. Mit der Bahre kamen sie einfach viel zu langsam voran. Andererseits vermutete er, dass Angmor absichtlich verzögert hatte, um die Dubhani vor dem Wald zu stellen und niederzumachen. Nun hatten sie wieder einen Vorsprung, denn im Wald kamen die anderen auch nicht schneller voran. »Wartet einen Moment, ich bereite Euch ein Lager ...«
»Nicht nötig, Junge, Umhang und Rüstung sind mir Unterlage genug.« Immerhin schaffte er es diesmal noch, aus eigener Kraft abzusteigen, doch dann hielt er sich schwankend am Sattelknauf fest.
»Lasst mich Euch wenigstens helfen«, sagte Rowarn. Er sprang aus dem Sattel und führte Angmor zu einem dicken Stamm, half ihm, sich dort niederzulassen. »Ich werde etwas zu essen machen und ...«
»Ich brauche nichts«, lehnte der Visionenritter ab. »Sorge für dich, Rowarn. Alles, was ich benötige, ist Ruhe.« Er lehnte sich an den Stamm und legte die Hände an den Helm, stöhnte leise.
»Nehmt ihn ab«, forderte Rowarn ihn auf. »Ich kann es ertragen. Und ich werde schweigen.«
Angmor antwortete nicht mehr, er hatte bereits das Bewusstsein verloren.
Rowarn hob eine Grube in der Mitte des Platzes aus, sammelte Holz und trockene Zweige. Als das Feuer brannte, setzte er Wasser in dem Kessel auf, dann zerrte er mühsam Tamrons Bahre neben das Feuer. Der Lichtschein reichte kaum über den Rand der Grube, und es würde auch nur wenig Wärme spenden, deshalb deckte Rowarn den Unsterblichen gut zu. Anschließend sattelte er die Pferde ab. Sogar Aschteufel ließ ihn diesmal an sich heran.
Zum ersten Mal war der junge Ritter dem aschgrauen Hengst ganz nahe und wagte es, ihn zu berühren. Sein glänzendes Fell war glatt, aber erstaunlich hart, und gewaltige Muskeln spannten sich darunter.
Rowarn band die Pferde in ausreichendem Abstand in der Nähe des Baches an, und sie wälzten sich alle drei wohlig schnaufend, schüttelten sich und fingen dann an, den Bodenbewuchs abzurupfen. Rowarn verließ das Lager und machte sich auf die Suche nach Beeren, Nüssen und Früchten. Er wurde in der näheren Umgebung schnell fündig, sammelte auch Pilze, Kräuter und Wurzelgemüse. Der Wald bot alles, was er brauchte, und sein Magen knurrte in Vorfreude immer lauter. Ihm war schon schwindlig und leicht übel vor Hunger, doch er riss sich zusammen. Er würde nicht einmal die Früchte roh verzehren, weil er nicht wusste, ob sie so bekömmlich waren. Bald kochten Wurzeln, Pilze und Kräuter im Topf; die Früchte waren geschält und lagen in Blätter eingewickelt am Rand der Glut. Lediglich die Beeren schlang Rowarn schon gierig hinein, aber das verschlimmerte den Hunger nur noch mehr.
Bei Einbruch der Dunkelheit schlich Graum heran und legte Rowarn ein frisch geschlagenes Kitz vor die Füße. Der junge Mann war völlig überrascht. »Das wird heute ein Festmahl ...«, wisperte er froh und streichelte den Luchs zwischen den Ohren. »Einen treueren Freund als dich kann es kaum geben ...« Dann schaute er schuldbewusst zu Windstürmer, der seine Worte zum Glück nicht gehört hatte. »Na ja, zwei oder drei ...«, fügte er hinzu. Graum schnurrte, und es klang fast wie ein Lachen.
Rowarn zog den Balg ab, nahm das Kitz aus, schnitt das Fleisch klein und warf es in den Topf. Graum nahm die Innereien an, als er sie ihm anbot, und streckte sich dann neben seinem Herrn aus. Angmor schien
Weitere Kostenlose Bücher