Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Truppe zum Aufbruch bereit, und der Anführer setzte die Flöte an die Lippen und stieß einen markerschütternden Pfiff aus. Die Aale gaben keinen Laut von sich, als sie das Signal zur Jagd hörten, sondern richteten sich auf, und dann ging es über die Felsen davon wie eine Springflut. Die muskulösen glatten Leiber krochen mit wenigen Windungen schnell in die Höhe und schlugen Bögen über die Steine. Die Silhouetten der Reiter, bewaffnet mit Speer und Bogen, hoben sich vor dem zunehmenden Licht des Morgengraus ab. Binnen weniger Herzschläge war der Platz wie leergefegt.
Pyrfinn stieß Rowarn leicht an, und sie schlossen die Umhänge, schlugen die Kapuzen hoch und kletterten über die Felsen hinab. Stets auf Deckung bedacht, liefen sie durch die Schlucht. Es war hier unten noch so dunkel, dass selbst Rowarn nicht auf Anhieb alles erkennen konnte; der Zwergenläufer musste sich hervorragend auskennen, denn er konnte sich schließlich nur halb blind hindurchbewegen.
Sie kamen in einem kreisförmigen Seitental heraus, und Rowarn konnte die Umrisse von vielen in die Felsen geschlagenen Löchern erkennen, teilweise mit Überhängen versehen. Schmale Leitern führten in schwindelnde Höhen, bildeten über viele Stockwerke Stege und Verbindungen, wo es keine natürlichen Grate gab.
Aus einigen der Löcher drang Licht, und bald wurden es immer mehr, als die Menschen nach und nach erwachten, Fackeln entzündeten und den Tag begannen. Rowarn befürchtete, dass sie bald herauskommen würden, aber Pyrfinn, der die unausgesprochene Frage wohl von seinem Gesicht ablesen konnte, schüttelte den Kopf. Mit Gesten bedeutete er Rowarn: Nicht vor Sonnenaufgang .
Also gut, ihnen blieb noch ein wenig Zeit, die ersten Sterne verblassten soeben im Osten, über ihnen war noch Nacht.
Rowarn sah oben auf den Felsgraten drei Schatten vor dem allmählich heller werdenden Himmel; die Wächter der Siedlung, auf ihren Aalen. Immerhin war es nicht mehr so dunkel, dass Rowarn auf Anhieb entdeckt werden konnte. Wenn sie dicht an den Felsen blieben, die Überhänge nutzten und auf der schmalen Kante entlang weiterkletterten, konnten sie mit ein bisschen Glück unentdeckt bleiben.
»Wie viele Wächter?«, wisperte Rowarn dem Zwerg ins Ohr.
»Nicht mehr als acht oder zehn«, gab Pyrfinn ebenso zurück. »Die anderen werden bei Tageslicht wieder zurück sein. Wir sollten uns also beeilen, jetzt ist die Gelegenheit günstig.«
Sie schlichen eng an den Felsen entlang tiefer in die Siedlung hinein. Rowarn hörte vereinzelt Säuglingsgeschrei, und ab und zu das Winseln eines Hundes. Er zählte weitere Aalreiter in den Felsen auf der anderen Seite, die nach Feinden von außen Ausschau hielten.
Pyrfinn schlug plötzlich einen Weg direkt zu den Felsen ein und begann hinaufzuklettern. Rowarn konnte Kanten und Spalten fühlen, doch ihm war nicht ganz wohl dabei, sich die senkrechte Wand nach oben zu hangeln. Jeden Moment erwartete er, dass sie entdeckt würden. Pyrfinn schien jedoch darauf zu vertrauen, dass zwei kleine Punkte in den unübersichtlichen, schroffen Felsen nicht auffielen, erst recht nicht bei diesen schlechten Lichtverhältnissen. Bei Dunkelheit waren die Augen der Menschen kaum besser als die der Zwerge.
Der Zwerg verharrte plötzlich und presste sich eng an die Felsen, und Rowarn tat es ihm augenblicklich gleich. Da hörte er es, ein feines Schaben, und winzige Kieselchen rieselten von oben herab. Rowarn sah, wie sich ein Aalschädel über den Felsgrat über ihnen schob und sich auf langem Hals herabneigte. Der Reiter wurde ebenfalls sichtbar, er spähte angestrengt nach unten.
Die beiden Eindringlinge regten sich nicht und atmeten flach. Wenn der Aal einen guten Geruchssinn besaß, war es aus.
Und tatsächlich, er blähte die Nüstern auf und witterte in ihre Richtung. Rowarn sah, wie Pyrfinn etwas aus seiner Tasche zog, es sah aus wie eine Nuss. Es gab ein knirschendes Geräusch, als der Zwerg die Schale zerdrückte – und ein süßer, nicht unbedingt angenehmer Geruch drang in Rowarns Nase.
Der Felsaal roch es auch, er klappte die Nüstern zu, stieß ein zirpendes Geräusch aus und zog sich hastig zurück. Offensichtlich wirkte der Geruch auch auf ihn abschreckend. Nachdem der Aalreiter verschwunden war, setzten die beiden jungen Männer den Weg fort.
Von einem Plateau aus bewegten sie sich oberhalb der Wohnhöhlen entlang, bis der Zwergenläufer wieder nach unten kroch. Rowarn schaute sich immer wieder um, aber die
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