Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
nickte. »Ich fühle mich sehr seltsam, aber noch habe ich mich unter Kontrolle. Ich glaube nicht, dass ich ... zur Gefahr werden könnte. Das Tabernakel übt seinen Einfluss auf mich aus, aber es will mich nicht beherrschen. Es weckt etwas in mir.« Sie richtete die Augen auf ihren Gemahl. »Und wie fühlst du dich?«
»Verwirrt« antwortete Rowarn. »Und ich habe eine verfluchte Scheißangst. Ich wünschte, ich wäre weit weg. Nicht mal bei den Dämonenfrauen habe ich eine solche Furcht verspürt.«
»Du hast schon so viele Gefahren überstanden«, sagte Arlyn sanft. »So viele Kämpfe, Folter, Seelenqualen. Warum bist du jetzt so beunruhigt?«
Rowarn wollte es nicht sagen, aber er wusste, dass seine Königin keine Ruhe geben würde. »Ich habe so ein Gefühl ...«, murmelte er.
»Sag es mir.«
»... dass ich sterben werde.«
Arlyn schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Das ist völlig verständlich und ganz normal in so einer Situation.«
Rowarn schüttelte den Kopf. »Du ... verstehst nicht. Es ist wie eine Gewissheit. Ich kann es dir nicht erklären. Fast wie eine Vision. Ich sehe ganz deutlich das Ende meines Weges vor mir. Ich meine, ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt – aber ich sehe eine finstere Wand am Ende, hinter der es nicht mehr weitergeht. Dort ist alles vorbei, und mich gibt es nicht mehr. Das ist mir mit derselben Deutlichkeit bewusst wie mein Herzschlag und mein Atem.«
»Und wird dich das aufhalten?«
»Nein. Ich muss den Weg zu Ende gehen, es gibt nur noch diesen einen, nur noch diese einzige Richtung. Ich habe alle Pfade beschritten und fühle mich gewappnet. Ganz gewiss werde ich jetzt nicht mehr zaudern und meiner Angst nachgeben. Aber weißt du, mir wäre es lieber gewesen, ich könnte meinen Tod ... oder vielmehr, meine Auflösung, nicht so deutlich vor mir sehen. Ich hätte lieber nichts davon wissen wollen. Dann wäre ich zuversichtlich gegangen und hätte an eine Zukunft mit dir geglaubt.«
Arlyn lenkte ihren Braunen an Windstürmers Seite, streckte die Hand aus und berührte Rowarns Arm. »So muss es nicht kommen, mein Perlmond. Ich glaube, du wirst überleben, und es wird alles gut ausgehen.«
»Das glaubst du, aber du weißt es nicht«, sagte er leise. Er presste kurz ihre Hand. »Aber es ist einerlei, meine Königin, egal was uns erwartet: Wir müssen jetzt dort hinein und unsere Aufgabe erfüllen. Ich wollte nur ...«
»Nein, Rowarn, kein Wort mehr. Wir haben uns schon alles gesagt, es gibt nichts mehr hinzuzufügen. Jetzt geht es nicht mehr um uns. Konzentriere dich allein auf das Tabernakel. Keine Ablenkung, keine Schwäche, nichts Weltliches darf dich jetzt mehr beeinflussen. So ist das bei den Mächtigen.«
Kurz bevor sie die feindliche Linie erreichten, galoppierten ihnen Noïrun, Olrig, Schneemond und Schattenläufer entgegen.
»Wie sieht es aus?«, fragte Angmor.
»Wir sind nahe dran, ich setze jetzt genauso wie der Feind auf Zersplitterung, um eine Lücke zu schaffen«, antwortete der Fürst. »Rowarn, du bist leichenblass, ist alles in Ordnung?«
Der junge König nickte. »Es sind nur die Splitter ... sie quälen mich. Ich muss in die Burg, so schnell wie möglich. Je länger ich hier draußen verharre, desto unerträglicher wird es.«
»Wir müssen euch den Weg in die Burg freimachen«, sagte Schattenläufer. »Und zwar mit einem direkten Durchbruch, in großer Geschwindigkeit. Hinter uns mag sich die Linie wieder schließen, aber ihr wärt dann unmittelbar vor Dubhan.«
»Was ist mit der Zugbrücke über den See?«
»Die werden wir übernehmen!« Etwas brauste über Rowarns Kopf hinweg, und er spürte den Windstoß eines kräftigen Flügelschlags. Hyan der Daranil landete neben Windstürmer. »Ich habe schon mit den anderen Daranil gesprochen. Wir werden Dubhan umkreisen, von Süden her hineingelangen und die Brücke herunterlassen. Wir warten, bis ihr nah genug seid.«
Noïrun nickte. »Geht auf Posten und behaltet alles im Auge.«
Hyan flog wieder ab, manövrierte geschickt zwischen den schwirrenden Pfeilen und Speeren hindurch.
Olrig rieb sich grübelnd den Bart. »Sagt mal, Herr Schattenläufer, habt Ihr nicht damals in Weideling behauptet, mit dem Kämpfen nicht viel anfangen zu können?«
»War gelogen.« Der Pferdmann grinste. »Eine verzeihliche Lüge, denn ich war an einen Schwur gebunden, und auf diese Weise war ich einer langen Begründung enthoben.«
»Also seid Ihr gut?«
»Worauf wollt Ihr hinaus, o Kriegskönig der
Weitere Kostenlose Bücher