Die CIA und der 11.September
Sohn entführt und ermordet worden ist. 109
Selbstmord mit zwei Koffern und Testament als Reisegepäck
Atta reiste zur Entführung des Flugzeugs in Boston-Logan mit zwei Koffern an, die, aus welchen Gründen auch immer, in Portland stehenblieben. Daß Selbstmörder auf dem Weg zur Selbstentleibung größeres Reisegepäck mit sich führen, ist verwunderlich. Doch durch dieses merkwürdige Verhalten Attas wurde das FBI in die Lage versetzt, nach der Tat den Inhalt der Koffer zu inspizieren. Und in den Koffern fanden sich dann auch weitere Beweise für die Täterschaft Attas und seiner Gruppe. So hatte Atta in einen der Koffer sein 1996 verfaßtes Testament gepackt, in dem im Namen Gottes, des Allmächtigen, genau festgelegt wird, wie der Attentäter bestattet zu werden wünscht. Die Leiche solle nur von guten Muslimen zur Bestattung hergerichtet werden, die Augen sollten geschlossen werden, niemand solle weinen oder sich die Kleider vom Leib reißen oder sich ins Gesicht schlagen, keine schwangere Frau und kein unsauberer Mensch dürfe ihm die letzte Ehre erweisen, keine Frauen sollten in sein Haus kommen und sich für seinen Tod entschuldigen wollen, beim Reinigen der Genitalien seien Handschuhe zu benutzen, die Totenkleidung solle aus drei Teilen bestehen und nicht aus Seide oder wertvollem Material gefertigt sein, keine Frau solle sein Grab besuchen oder bei der Beerdigung anwesend sein, die Trauerfeier müsse still verlaufen, er möge mit dem Gesicht nach Osten in Richtung Mekka bestattet werden und auf der rechten Seite liegen, jeder Trauergast solle sich auf Gottes Namen berufen und dann bestätigen, daß er als Muslim gestorben sei. Außerdem solle der Trauernde um Vergebung bitten für das, was Atta in der Vergangenheit getan habe, mit Ausnahme »dieser Aktion«. Eine Stunde solle die Trauerversammlung am Grab verharren, die Sitte des Vierzig-Tageoder des Einjahresgedächtnisses solle nicht eingehalten werden, weil dies nicht islamischer Brauch sei.
Warum ein Selbstmörder sein aus dem Jahre 1996 stammendes Testament nicht an einem sicheren Ort in Hamburg oder Kairo verwahrt, es vielmehr in das Gepäckabteil eines Flugzeugs meint mitnehmen zu müssen, das er in wenigen Stunden gegen einen Wolkenkratzer in New York zu steuern beabsichtigt, bleibt unverständlich. Das gilt auch für das Video »Wie man Flugzeuge fliegt« und die Durchschrift des Briefes an die Kameraden zur Vorbereitung auf die Tat, die ebenfalls im Koffer aufgefunden wurden. 110
Der falsch adressierte Abschiedsbrief an die Freundin
Schließlich hatte das FBI bei der Aufklärung auch insofern erstaunliches Glück, als der Abschiedsbrief des Mitattentäters Ziad Jarrahi an dessen langjährige türkische Lebensgefährtin, eine Medizinstudentin in Bochum, falsch adressiert war, daher als unzustellbar in die USA zurückging und so den Ermittlern direkt in die Hände fiel. Der Brief ist datiert auf den 10. September, den Vorabend der Tat. Der Lebensgefährte führt darin aus, er habe getan, was er habe tun müssen. »Du solltest sehr stolz sein, da dies eine Ehre ist, die am Ende Glück für jedermann mit sich bringen wird.« Die gleiche Zeugin sagte aus, ihr Freund habe sie kurz vor der Tat angerufen. Er habe nur kurz gesprochen und sie seiner Liebe versichert. Sie habe gefragt, was denn los sei, doch er habe kurz darauf aufgelegt.
Fundamentalismus und verwestlichte Lebensart
Atta hatte mit vier weiteren angeblichen Entführern seinen Studienwohnsitz in Hamburg, wo sie in Hamburg-Harburg die Technische Universität besuchten. Die Briefe Attas an seine Kameraden in allen drei Flugzeugen gaben zu der Vermutung Anlaß, daß alle Empfänger nicht nur mit der Flugzeugentführung, sondern auch mit dem damit verbundenen Ausscheiden aus dem Leben vertraut waren, sich darauf vorbereiten und damit fertigwerden mußten. Dies wiederum ist ein Umstand, der zu der Professionalität des Vorgehens in Widerspruch steht. Konnten tatsächlich Osama bin Laden oder dessen Mitarbeiter, die den Anschlag geplant und umgesetzt haben sollen, davon ausgehen, daß 19, in Wirklichkeit 20 junge Studenten unangefochten ihrem Tod in wenigen Stunden entgegensehen und dabei auch nicht einer sich im letzten Augenblick anders entscheiden oder gar die Wahnsinnstat zu verhindern suchen würde? So verläßlich muslimisch-fundamentalistisch scheinen die Herren kaum gewesen zu sein. Sie waren bei all den frommen Sprüchen in Briefen und Testamenten alles andere als Kostverächter. 111
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