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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Mitglieder unserer Expedition behaupten, daß ich nicht zornig genug bin, um diese Unternehmung zu leiten. Daß ich die Männer nicht genug hasse oder fürchte, um eine Welt zu schaffen, in denen ihre Rolle auf ein Minimum beschränkt wird. Auf diese Vorwürfe antworte ich: Welche Hoffnung hat ein Projekt, das sich auf Haß und Furcht gründet? Ich gebe zu, ja, voller Stolz bezeuge ich hiermit, daß ich in meinem Leben bestimmte Männer gemocht und bewundert habe. Na und? Obgleich wir nur wenige Söhne und Enkel haben werden, sollte die Welt, die wir erschaffen, doch einen Platz für sie bereithalten.
    Andere Kritikerinnen meinen, daß mich eigentlich nur die Herausforderung des Selbstklonens und die Erweiterung der menschlichen Reproduktionsmöglichkeiten interessieren. Sie sagen, wenn Männer ohne die Hilfe von Maschinen Kopien ihrer selbst austragen könnten, hätte ich auch ihnen diese Macht zugestanden.
    Vielleicht ist das die Wahrheit. Aber andererseits – was ist ein Mann, dem man eine Gebärmutter gegeben hat? Ein Gebärmutter-Mann würde unweigerlich auch andere weibliche Eigenschaften annehmen und schließlich gar nicht mehr als Mann zu erkennen sein. Das wäre keine sehr wünschenswerte oder praktische Neuerung.
    Letzten Endes werden wir trotz all unserer klugen Genentwürfe und Pläne für die kulturelle Konditionierung nichts erreichen, wenn wir selbstgefällig oder rigide handeln. Das Erbe, das wir unseren Kindern mitgeben, und die Mythen, die wir ihnen hinterlassen, müssen mit dem Strom des Lebens arbeiten, nicht gegen ihn, sonst sind sie nutzlos. Anpassungsfähigkeit muß mit Stabilität einhergehen, sonst wird der Geist Darwins zurückkehren und uns heimsuchen, wird uns die Strafe für unsere Eitelkeit in die Ohren flüstern.
    Wir wünschen unseren Nachkommen Glück. Aber nur ein einziges Kriterium wird auf lange Sicht über unsere Bemühungen urteilen.
    Das Überleben.

 
Kapitel 12
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    In den folgenden Tagen lernten Maia und ihre neue Freundin, trotz der dicken Mauern, die sie trennten, Kontakt zueinander zu halten. Anfangs fühlte sich Maia dumm und begriffsstutzig, vor allem, als Renna wieder dazu überging, codierte kompaktierte Botschaften zu schicken, die nur mit Hilfe des Spielgeräts entziffert werden konnten.
    Natürlich konnte Maia ihr keinen Vorwurf daraus machen, denn die Methode war effizienter, und innerhalb weniger Minuten konnte ein ganzes Spielfeld voller Informationen übermittelt werden. Doch im Vergleich dazu wirkten Maias Antworten dann schrecklich unbeholfen. Selbst wenn sie den ganzen Tag hart arbeitete, brachte sie höchstens eine Textzeile zustande, und nach der Übermittlung war sie erschöpft und frustriert.
     
    … NICHT… ÄRGERN… MAIA…
… ICH ZEIG DIR ANDEREN CODE…
… FÜR EINFACHE BUCHSTABEN… WÖRTER…
     
    Dankbar schrieb sich Maia das System ab, das Renna ihr zusandte; sie nannte es ›Morse‹, und Maia war sicher, schon einmal davon gehört zu haben. Manche Clans benutzten für geschäftliche Zwecke Abwandlungen althergebrachter Schriftsysteme. Noch ein Fach, das unbedingt in den Lehrplan von Lamatia aufgenommen werden sollte, dachte Maia grimmig.
     
    O = +++, P = -++-, Q = ++-+
     
    Der Code war eigentlich ganz einfach: Jedes Pluszeichen stand für ein langes Intervall, und jeder Strich für ein kurzes. Das System war längst nicht so zeitraubend, obgleich Maia unbeholfen blieb und des öfteren Fehler beging.
     
    WENN DU MORSEN KANNST WARUM SPIELCODE BENUTZEN
IST DER NICHT SCHWERER
     
    Auf diese Frage antwortete Renna:
     
    GENAUER PASS AUF
     
    Und unter Maias staunenden Blicken verwandelte das Spielbrett die Buchstaben ihrer Freundin in leuchtende Muster, fast wie das Feuerwerk am Gründerinnentag.
    Rennas nächste Botschaft fand Maia jedoch noch erstaunlicher. Sie war kompakt, aber lang – einunddreißig Reihen, als Maia ihre Schlangenreihe aus schwarzen und weißen Kästchen fertig hatte. Als sie den Startknopf betätigte, setzte sie ein wildes, gieriges ›Ökosystem‹ in Gang, mit sich gegenseitig verschlingenden Pseudo-Einheiten. Nach unzähligen Wendungen löste es sich schließlich in eine Art Bild auf… eine Skizze von Ebenen und fernen Gebirgszügen, durch ein schmales Fenster gesehen. Es war deutlich zu erkennen, daß es sich um einen Blick aus dem Gefängnis handelte – nicht aus Maias Zelle, aber dem ihren sehr ähnlich.
    Zur Ergänzung schickte die andere Gefangene noch
     
    LEBENSPIEL IST UNIVERSELL COMPUTER KANN

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