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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Schweißperlen tropften, hielt die Augen aber unablässig auf die Wand gerichtet. Mit vor Anstrengung pfeifenden Lungen führte sie den roten Punkt auf das Viereck, das Maia gewählt hatte.
    Ein tiefes Grollen erscholl zu ihren Füßen. Ein Geräusch, noch dumpfer als der Lärm vom Korridor. Die Schreie kamen näher, während Maia und Leie vom Podium zurückwichen, das jetzt heftig zu beben begann. Rumpelnd und quietschend rollte ein uralter Geheimmechanismus den Stein zur Seite. Licht fiel durch einen größer werdenden Spalt, zusammen mit einem Schwall kühler, frischer Luft.
    Maskierte Gestalten stolperten hinter ihnen den Gang herab. Der erste Schwung Männer traf geordnet ein, ihre verwundeten Kameraden bei sich tragend. Doch nach ihnen folgten andere, panisch, fast kriechend, die behelfsmäßigen Rauchmasken schief um die Gesichter hängend. Es war keine Zeit mehr, sich zu organisieren. »Hier hinein!« schrie Leie und führte die Flüchtlinge zu einer Treppe, die unter dem Podium erschienen war. Hals über Kopf stolperten die Seeleute nach unten. Plötzlich kamen Maia Bedenken.
    Was habe ich getan?
    Eine Nachhut von fünf oder sechs Männern kämpfte verzweifelt weiter gegen doppelt so viele kleinere Gestalten, die geübt ihre Fanghellebarden schwangen. Ein Schuß knallte; einer der Männer faßte sich an den Bauch und stürzte.
    »Komm schon, Maia!« brüllte Leie und schubste ihre Schwester in die helle Öffnung. Wütendes Geheul erscholl von ihren Verfolgern, und drei Piratinnen rannten los, die Bankreihen hinab. Eine stolperte und fiel hin, dann jedoch war Maia zu beschäftigt, um sich noch einmal umzudrehen. Am Fuß der Treppe nahm ein wartender Mann ihren Arm und hinderte sie daran zurückzuschauen.
    Es ist in Ordnung, Leie war direkt hinter mir, sagte sich Maia, während sie mit den anderen den schmalen Gang entlanghastete, unter einer niedrigen Decke voller Kabel und Leitungen. Der Gang schien sich mit Lärm zu füllen, alle schrien und riefen gleichzeitig. Bei jedem zweiten Schritt durchzuckte der Schmerz Maias Bein. Schließlich gelangten sie zu einer Doppeltür aus Metallplatten. Eine spontan zusammengestellte Gruppe Verwundeter nutzte alles, was sie finden konnte, um eine davon mit Keilen zu verschließen. Sobald Maia hindurch war, begannen sie mit der anderen. »Wartet!« schrie sie. »Meine Schwester!«
    Sie schrie weiter, aber die Männer ignorierten ihre verzweifelten Versuche, sie aufzuhalten. Schließlich nahm der Schiffsdoktor Maias Gesicht zwischen die Hände und wiederholte immer wieder: »Da waren Piraten hinter dir, Schätzchen. Piraten, direkt hinter dir!«
    Wie zur Bestätigung bebten die Türen lautstark, als sie von der anderen Seite mit heftigen Schlägen traktiert wurden. »Weiter!« drängte ein dunkler, blutverschmierter Mann und stemmte sich gegen das Portal. »Macht, daß ihr wegkommt!« Blinzelnd erkannte Maia ihren Forscherkollegen – den Navigator.
    »Aber…«, klagte sie, doch in diesem Augenblick packte sie ein mächtiger Seemann, nahm sie ohne weitere Umstände auf den Arm und rannte los, blutrote Spuren auf dem kalten Steinboden hinter sich lassend.
     
    Was folgte, zog an Maia nur verschwommen vorüber; sie hasteten durch die Gänge, bogen aufs Geratewohl ab, machten kehrt, rannten weiter. Doch zu den Schmerzen, der Aagst und dem entsetzlichen Verlustgefühl gesellte sich eine seltsame Empfindung, die sie nicht mehr gehabt hatte, seit sie ganz klein gewesen war – von einem größeren Menschen getragen und beschützt zu werden. Obwohl sie wußte, daß die Männer in vielerlei Hinsicht ebenso zart waren wie Frauen – und oft noch zarter – war es ein Trost, sich so ganz dieser Sanftheit und Stärke hingeben zu können. Tief in ihrem Innern wollte sie einfach loslassen. Mitten in der verzweifelten Jagd durch die gespenstischen Gänge weinte Maia um ihre Schwester, um die tapferen Matrosen und um sich selbst.
    Der Korridor schien sich endlos hinzuziehen, manchmal mit einem rampenartigen Gefälle, dann wieder ansteigend. Sie flohen eine steile, enge Treppe hinauf, auf der viele Männer sich ducken mußten und andere erschöpft zurückblieben. Die Geräusche der Verfolgung, die eine Zeitlang abgeebbt waren, wurden wieder lauter. Oben an der Treppe fand die stark dezimierte Gruppe der Flüchtlinge eine weitere Stahltür. Mehrere Männer legten ihre verwundeten Kameraden ab und scharten sich zusammen, um ein letztes Nachhutgefecht auf die Beine zu stellen. Sie schworen,

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