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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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die Halle düster, so dass man die Schnitzereien von Greifen und anderen Fabeltieren an den Deckenbalken kaum erkennen konnte. Der Raum besaß schmale Fensteröffnungen, die allesamt auf den Innenhof zeigten und nur wenig vom trüben Licht des Oktobertages hereinließen. Zwei Dutzend Söldner standen in Grüppchen beisammen und schienen auf etwas zu warten. Es roch nach Schweiß und Leder.
    Linker Hand, im Schein eines mehrarmigen Kerzenhalters, saß ein Mönch an einem schweren Holztisch und schrieb in einem Folianten. Er rief den Namen eines Soldaten auf, und als dieser zu ihm trat, griff er in eine von zwei weiteren
pezos
bewachte Schatulle und händigte eine Handvoll sorgfältig abgezählter Silbermünzen aus. Den Erhalt musste der Mann durch sein Kreuz bestätigen. Dann war der Nächste an der Reihe.
    Arnaut wollte sich gerade dem Mönch nähern, als ein Mann, der hinter ihm eingetreten war, sich mit einem gemurmelten
»Perdona me!«
an ihm vorbeidrängte und sich eiligen Schrittes dem Tisch des Schreibers näherte. Glaubt der Kerl, ihm gehört die Welt, dachte Arnaut entrüstet.
    »Ist der Graf zu sprechen?«, hörte er den Mann sagen. Die Stimme, obwohl höflich genug, ließ keinen Zweifel darüber, dass ihr Besitzer sofortige Aufmerksamkeit als ein natürliches Recht beanspruchte. Gut gekleidet war er auch. Zweifelsohne ein Edelmann von Rang.
    »Er wird jeden Augenblick erwartet,
Senher
de Malvesiz«, sagte der Mönch, der aufgesprungen war und sich verbeugte.
    »Dann will ich warten.«
    Ohne einen Blick auf die Männer in der Halle zu verschwenden, schritt er zum Kaminfeuer an der rückwärtigen Wand und rieb sich vor den Flammen die Hände, als sei ihm kalt. Er war schlank und von mittlerer Größe. Eine Erscheinung ganz in Schwarz, von dem dunklen Haar, das ihm locker auf die Schultern fiel, bis hinunter zu den Stiefeln aus weichem Leder. Arnaut erinnerte sich. Dies war der Edelmann, der gestern an der Seite von
Vescomtessa
Ermessenda gewesen war.
    Eine rauhe Hand stieß ihn plötzlich zur Seite.
    »Was stehst du im Weg, Kleiner, und hältst Maulaffen feil?«
    Ein Kerl, so groß und breit wie ein Schrank, stiefelte an ihm vorbei und stellte sich, mit einer Hand in die Hüfte gestemmt, vor dem Schreiber auf. »Wann bist du endlich fertig, Mönch?«, knurrte der Kerl. »Sehe ich aus, als hätte ich den ganzen Tag Zeit?«
    »Zahltag,
Senher
de Berzi. Da werdet Ihr Euch schon gedulden müssen«, war die spitze Antwort.
    Das rüpelhafte Benehmen dieses Kolosses hatte Arnaut die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Als Sohn eines Barons war er solche Behandlung nicht gewohnt. Besonders die
Maulaffen
hatten ihn geärgert. Ein rechter Mann lässt sich von niemandem erniedrigen, war ein Grundsatz seines Großvaters. Aber auch, dass man sich seinen Gegner erst gründlich anschauen sollte, bevor man ihn herausfordert. Doch daran dachte er jetzt nicht. In zwei langen Schritten schloss er auf und riss den Ritter an der Schulter herum.
    »Was fällt Euch ein, mich anzurempeln?«, sagte er scharf. »Ich erwarte eine Entschuldigung!«
    Schlagartig wurde es still in der Halle, während der Mann ihn aus kalten, grauen Augen musterte. »Teufel noch eins. Der Milchbart wird frech!«
    »Milchbart?«, schrie Arnaut, jetzt außer sich. »Ich werd Euch Milchbart geben!« Und er verpasste dem Mann eine schallende Ohrfeige.
    Die Hand des Getroffenen fuhr zur Wange. »Teufel noch mal«, entfuhr es ihm. Selbst unter dem kurzen Bart konnte man sehen, dass Arnauts Finger rote Abdrücke hinterlassen hatten.
    Obwohl noch fest im Griff seines wilden Zorns, spürte Arnaut undeutlich, dass er sich zu einer Dummheit hatte hinreißen lassen. Aber nun schien ihm Flucht nach vorn das Beste, um in den Augen der umstehenden Männer nicht als Großmaul und Feigling dazustehen.
    »Wir können es gleich hier austragen!«, brüllte er und zog das Schwert. Sein Gegenüber glotzte einen Augenblick lang verdutzt auf die Klinge. Dann fing er dröhnend an zu lachen.
    »Du willst dich mit mir messen,
mon gartz?
«, spottete der Kerl, ohne Anstalten zu machen, selbst die Waffe zu ziehen. »Das hat schon mancher bereut. Selbst die feine Rüstung wird dir nichts nützen.« Geringschätzig musterte er seinen Herausforderer von oben bis unten. »Was ist das da auf deiner Brust, ein Eber?«
    Die unerschütterliche Ruhe des Mannes verunsicherte Arnaut. Um sich nicht zum Gespött der Söldner zu machen, trat er einen Schritt vor und hob die Schwertspitze. »Zieht

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