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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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kein schlechter Plan«, ließ Castellvell sich vernehmen. »Es könnte klappen, wenn die Bürger Euch unterstützen. Vorausgesetzt, es gelingt, die Sache geheim zu halten. Verdammt noch mal«, er grinste auf einmal wie ein Lausbub, »es juckt mich schon, dabei zu sein. Leider darf ich meine Männer für einen solchen Angriff nicht zur Verfügung stellen. Mein Auftrag lautet, die Erbin zu schützen, nichts anderes«, sagte er bedauernd.
    Ermengarda wollte widersprechen, aber Raol bedeutete ihr, ihm die Sache zu überlassen. »Verstehe,
Capitan.
Ihr dürft sie nur beschützen«, sagte er und fragte dann: »Heißt das, wo immer sie sich befindet?«
    »In der Tat. Wo immer sie sich befindet.«
    Raol lächelte etwas hinterhältig. »
Domna
Ermengarda ist eine mutige Frau. Das hat sie ja schon bewiesen. Und wenn sie sich nun in die Stadt begibt? Man kann sie ja schlecht anbinden, oder?«
    Castellvell stutzte einen Augenblick lang, bis er verstand, worauf die Frage hinauslief. Auch das Wort
mutig
hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
    »Ihr seid mir einer,
Senher
Raol«, sagte er augenzwinkernd. »Mit Euch muss man sich in Acht nehmen. Aber recht habt Ihr. Anbinden können wir sie nicht.« Und dann begann er erst leise, dann immer lauter und heftiger zu lachen, bis sein Schnurrbart zitterte. »Selbst wenn sie direkt in die Hölle marschierte, bliebe uns weiß Gott nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Wir müssten sie selbst vor dem Teufel beschützen.« Bei diesen Worten überkam ihn aufs Neue eine unbändige Heiterkeit.
    »Na, das ist doch ein Wort«, grinste Raol zufrieden.
    Ermengarda drehte sich der Kopf, und bei dem Gedanken an das, was Raol vorhatte, zitterten ihr die Knie. Ein verrückter, viel zu tollkühner Vorschlag. Männer würden ihr Leben lassen. Sie sah von einem zum anderen. Jaufrés Gesichtsausdruck ließ sich nicht entschlüsseln. Aimar schien wenig überzeugt. Ihr Blick heftete sich auf Arnaut. Der nickte unmerklich mit dem Kopf und lächelte ihr zuversichtlich zu. Sie erinnerte sich, wie selbstlos und mutig er sie aus dem Palast befreit hatte, und auch die anderen Male, da er für sie gekämpft hatte. Er war der Jüngste unter den Männern, trotzdem hatte sie das Gefühl, alles mit ihm wagen zu können.
    Und dann dachte sie wieder an Ermessendas Mordversuche. Hier war die Gelegenheit, zurückzuschlagen. Sie wandte ihren Blick auf Raol und Castellvell. Beides erfahrene Männer, wie aus Granit geschnitzt.
    »
Senher
Raol«, sagte sie mit fester Stimme. »Ihr habt nach meiner Entschlossenheit gefragt. Die Antwort ist, mit Eurer und der Hilfe aller hier will ich es wagen.«
    Und so wurde es entschieden.
    Angriff auf Narbona.
    ***
    »Warum bist du zurückgekommen?«, brüllte Tibaut.
    Felipe konnte nicht mehr denken. Sein Kopf schmerzte, die Augen waren zugeschwollen. Blut tropfte von Nase und Lippen. Er versuchte, dem nächsten Schlag auszuweichen, doch wieder krachte ihm die schwere Faust ins Gesicht, und sein Hinterkopf schlug gegen den Stein der Kerkerwand. Er war auf den Boden gerutscht, lag schräg an die Wand gelehnt. Fußeisen und Kette schränkten seine Bewegungen ein.
    »Was geht hier vor?«, schrie Tibaut ihm erneut ins Ohr. Felipe wusste nicht mehr, wie oft er diese und ähnliche Fragen schon gehört hatte. Tibaut, wie immer ganz in Schwarz gekleidet, kam ihm in der dunklen Zelle wie der leibhaftige Todesengel vor.
    »Nichts«, lallte er.
    Tibaut nickte dem massigen Wachmann zu, der noch einmal zuschlug. Wieder krachte Felipes Kopf gegen die Wand. In seinen Ohren sang und dröhnte es. Das flackernde Licht einer Fackel blendete ihn. Der Kopf sackte ihm auf die Brust.
    »Was wolltet ihr in Rocafort?«
    Felipe leckte sich die zerschundenen Lippen. Ein Zahn fühlte sich locker an. »Rocafort?«, krächzte er. »Wo ist das?«
    »Tu nicht so unschuldig. Man hat euch dort gesehen.«
    »Geh zum Teufel.« Felipe spuckte Blut aus.
    Sofort spürte er wieder die Faust im Gesicht. Jedes Mal fühlte es sich an, als laufe er mit voller Wucht in eine Wand. Sterne tanzten vor seinen Augen, warmes Blut rann ihm aus der Nase. Die war gewiss schon längst gebrochen. Aber nichts würde er diesem Schwein verraten. Was erlaubte sich der dahergelaufene Emporkömmling?
    Seine verletzten Gefühle für Ermengarda, die Rauferei mit Arnaut, der Vater, der sich aus allem herauszuhalten schien, all dies hatte ihn seit Tagen in einen rebellischen Zustand grimmigen Trotzes versetzt. Anstatt sich zu verstecken, war er offen

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