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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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den
usurpator
vertreiben.«
    Nun war es an Raimon zu berichten. Mit den einflussreichsten Kaufleuten hatte er gesprochen, zuerst nur mit Bardine Saptis, dem ersten Konsul der Stadt. Bardine hatte dann heimlich andere zusammengerufen.
    »Manche waren sofort dafür, dir zu helfen,
Domina,
andere fürchten sich vor der Rache Ermessendas oder des Grafen von Tolosa, falls das Vorhaben misslingen sollte. Es war nicht möglich, eine Einigung zu erzielen.«
    »Dann werden sie uns also nicht unterstützen.«
    »In gewisser Weise schon. Sie wollen nicht die Waffen für dich erheben, aber die
militia urbana
hat Befehl, zur Seite zu schauen und sich aus allem herauszuhalten.«
    »Und was kostet mich das?«
    Sie hat schnell gelernt, dass alles in der Politik seinen Preis hat, dachte Aimar nicht ohne Erstaunen.
    »Sie erhoffen sich Wohlwollen und Unterstützung für ihre Handelsunternehmungen. Im Besonderen, dass du die Bestimmungen deines Vaters bezüglich der Ernennung von Konsuln bestätigst und darüber hinaus dem Rat der Stadt mehr Gewicht verleihst.«
    »Ich soll also geben, bekomme aber nichts dafür.«
    »Sie sind um ihre Warenlager und Handwerksstätten besorgt«, sagte Menerba. »Krieg und Aufruhr schaden dem Geschäft. Nehmt ihnen ihre Feigheit nicht übel. Es ist schon gut, wenn die
militia
sich ruhig verhält.«
    »Bardine sagte mir im Vertrauen«, fügte Raimon hinzu, »falls du den vizegräflichen Palast in deine Gewalt bringst, werden sie sich nicht verweigern, dir in allem anderen zu helfen.«
    »Also gut«, sagte Ermengarda. »Sag ihnen, ich hätte mir mehr erhofft, und meine Großzügigkeit wird sich am Ende daran messen lassen, wie weit sie mir tatsächlich beispringen.«
    »Ich werde es ausrichten«, erwiderte Raimon. »Es gibt aber noch weitere Neuigkeiten. Auf Bardines Rat hin habe ich auch mit dem
nassim
Rabbi Todros, dem Oberhaupt der jüdischen Gemeinde, gesprochen. Seit deiner Flucht im Oktober hat Alfons eine heftige Judensteuer erhoben, um seinen Krieg zu bezahlen. Schon viele ihrer Gemeinde haben Narbona verlassen, weil sie das Geld nicht aufbringen können. Rabbi Todros hat mir versprochen, wenn du die Steuer wieder abschaffst, werden die reicheren jüdischen Familien dir Geld leihen, um deine Macht zu festigen.«
    »Das ist vermutlich eine gute Sache, oder?«, fragte sie.
    Alle in der Runde nickten zustimmend.
    »Die Stadt braucht die Juden«, sagte Raimon. »Und du brauchst ein Heer.«
    Sie wandte sich an Menerba. »Was ist mit den Adeligen?«
    »Leider war die Zeit zu kurz. Ich konnte noch mit niemandem sprechen. Aber außer dem Erzbischof werden sie sich uns anschließen, da bin ich sicher.«
    »Sollten wir warten und erst mit ihnen reden?«
    »Es bleibt uns keine Zeit«, meldete sich Raol zu Wort. »Weiteres Warten kann uns nur schaden. Jemand kann plaudern, oder Alfons kehrt mit einer Streitmacht zurück. Jetzt ist der Augenblick günstig. Wir müssen sofort zuschlagen.«
    Er stand auf und bat Arnaut, ihm zu helfen, eine große, flache Kiste auf die Tafel zu heben. Mit Hilfe der Mönche hatte er darin aus Erde, Steinen und Zweigen eine ungefähre Nachbildung von Narbona dargestellt, die beiden Stadthälften, der Fluss in der Mitte, die Brücke und die Furt im Westen, die Hauptstraßen und Stadttore, so wie die Paläste, die es einzunehmen galt.
    »Die Brücke muss besetzt werden«, sagte Castellvell. »Und das geht nur mit Booten. Eine Gruppe sollte sich lautlos die Aude heruntertreiben lassen und die Brücken nehmen.« Er deutete auf die Furt. »Von hier aus vielleicht.«
    »Und wie kommen wir in die Stadt?«, fragte Arnaut.
    »Die Tore sind alle bewacht«, erklärte Raimon. »Die wichtigsten im Norden und Süden von den Tolosanern, auch die an der Brücke.«
    »Weißt du, wie viele Männer sie haben?«
    »An die hundertfünfzig, habe ich mir sagen lassen. Die Hälfte bewacht die Haupttore, der Rest ist im Palast des Grafen am Marktplatz von lo Borc untergebracht.«
    »Und der Erzbischof?«
    »Nur seine Palastwache. Dreißig oder vierzig Mann, ähnlich wie Ermessendas. Die kleineren Tore und die Straßen selbst werden von der
militia
bewacht. Sie haben ihre Unterkünfte im Norden am Alten Markt.«
    »Wir haben also vier Ziele, die zur gleichen Zeit angegriffen und gesichert werden müssen«, sagte Raol. »In der Ciutat die Paläste von Ermessenda und dem Erzbischof, in lo Borc der Palast des Grafen und die Brücke dazwischen. So weit klar?«
    »Keine leichte Aufgabe«, murmelte Menerba.
    »Ich

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