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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gut zu behandeln. Vielleicht sollte sie nach ihm sehen. Ja, morgen würde sie den Maurenturm besuchen.
    Es klopfte an die Kammertür. Noch bevor sie antworten konnte, trat Alfons ein und grinste aufgeräumt. Rasch setzte er sich zu ihr und nahm sie in die Arme.
    »Ich bin zu dir geflogen,
mon cor.
Freust du dich?«
    Hastig entzog sie sich seinen Pranken.
    »Kannst du dich nicht melden lassen?«, fragte sie gereizt. »Musst du mich immer so überfallen?«
    »Tut mir leid«, sagte er lachend.
    »Wie ich sehe, tut es dir überhaupt nicht leid. Was tust du hier? Wolltest du nicht Carcassona belagern?«
    »Wir sind dabei. Aber die ganzen Vorbereitungen, das können meine Männer auch ohne mich tun. Ich hatte … Sehnsucht nach dir, mein Täubchen.«
    Ach, was hatte sie doch nur diesen peinlichen Sprachfehler satt, dachte sie. Er fasste nach ihr, und diesmal konnte sie sich ihm nicht entziehen. Gierig küsste er ihr den Hals, schlang einen Arm um ihre Hüfte, die andere grabschte nach den Brüsten. Sie ließ es zu, dann aber, um ihn abzuwehren, sagte sie: »Fragst du dich nicht, was aus Ermengarda geworden ist?«
    Er ließ von ihr ab, sprang auf und begann, im Gemach auf und ab zu gehen. Sein Gesicht hatte sich erwartungsgemäß verfinstert. »Verfluchter Hurensohn, dieser Felipe. Sollte er auch bis ans … Ende der Welt fliehen, ich reiß ihm die
colhons
ab, wenn ich ihn zu fassen kriege.«
    Dass Felipe nicht weiter als vierzig Schritt entfernt im Maurenturm saß, das sagte sie ihm nicht. Auch wenn er es herausfand, ausliefern würde sie Felipe auf keinen Fall. Da konnte er toben, wie er wollte.
    »Was nützt dein Reden? Du scheinst dich nicht besonders anzustrengen, die beiden zu fassen«, sagte sie spöttisch.
    Er unterbrach seinen Rundgang und starrte sie an. »Warum, zum Teufel, soll ich mich anstrengen? Was gewinnt sie damit, sich ewig zu … verstecken? Die Trencavels sind bald in die Knie gezwungen, und dann wird sie schon irgendwann auftauchen. Sie ist im Unrecht, das weiß sie. Schließlich ist sie eine vermählte Frau. Der Papst wird seinen Bann gegen sie schleudern, und dann wird niemand sie noch länger schützen wollen. Nein, da mache ich mir keine Sorgen. Irgendwann kommt sie wie ein reuiges Kätzchen angekrochen.«
    »Fürchtest du nicht den Katalanen?«
    »Ach was. Der ist viel zu sehr mit Aragon beschäftigt.«
    Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. »Wenn ich … ehrlich bin, kann sie ruhig noch ein Weilchen fortbleiben, deine Ermengarda. Denn ich hab ja dich, mein liebes, kleines Schwiegermütterchen.«
    Das fand er urkomisch. Wohl oder übel schloss sie sich seinem Gelächter an, allerdings mit etwas säuerlicher Miene. Alfons warf nun hastig seine Kleider ab und zerrte an ihrem Nachtgewand.
    »Vorsicht, du zerreißt es«, beschwerte sie sich und zog es über den Kopf. Nun stand sie nackt vor ihm. Er hielt noch etwas Abstand, um sie zu betrachten. Das war noch das Beste an ihrem Liebesspiel, dachte sie. Sie schmeichelten ihr, diese Augen unter schweren Lidern, mit denen er sie jedes Mal verschlang, als könne er sich nicht sattsehen. Die kindliche, fast ehrfürchtige Bewunderung in seinem Blick, gepaart mit jenem Hunger, ja Gier, sich mit ihr zu vereinigen, das ließ auch sie meist nicht unberührt. Er hielt sie bei der Hand und ließ seine wollüstigen Blicke noch einen Augenblick lang über ihren Leib wandern. Dann stöhnte er auf, griff nach ihr und warf sie aufs Bett. Wie immer war sein Feuer schnell entfacht. Sie ließ es über sich ergehen. Heute hatte sie nicht die Kraft, ihm Leidenschaft vorzugaukeln. Er schien es ohnehin nicht zu bemerken. Während Alfons bald darauf einschlief, lag Ermessenda noch lange mit offenen Augen neben ihm.
    ***
    Ein Stockwerk tiefer empfing Tibaut einen heimlichen Besucher in seinen Gemächern.
    »Sie ist auf dem Weg hierher«, sagte der Mann.
    Tibaut riss erstaunt die Augen auf. »Was, zum Teufel, will sie hier?«
    »Ich weiß es nicht, aber da ist etwas im Gange.«
    »Erzähl von Anfang an.«
    »Als ich in Rocafort ankam, waren sie schon fort. Aber zweihundert Ritter kann man nicht einfach so verschwinden lassen. Beim Kloster Fontfreda habe ich sie wiedergefunden. Allerdings bin ich erst heute spät am Nachmittag dort angekommen.«
    Verdammt, dachte Tibaut, sosehr sie auch Menerbas Sohn verprügelt hatten, über diese Ritter hatte er nichts in Erfahrung bringen können. Nun waren sie in Fontfreda aufgetaucht.
    »Und? Was hast du herausgefunden?«
    »Ermengarda

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