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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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sollte das keine Schwierigkeiten bereiten. Wir haben auch das Wort von Castellvell. Er steht mit fünfzig Mann an der Furt und kann sich jederzeit einschiffen, um die Brücke zu sichern. Wir selbst werden uns um die Wache am Wassertor kümmern. Sobald das erledigt ist, geben wir für alle ein Lichtzeichen vom Turm über dem Tor. Das ist das Signal für Giraud de Trias, die Wache auf der anderen Seite des Flusses unschädlich zu machen, und auch für Castellvell, sich auf den Weg zu begeben. Sobald die Brücke sicher ist, öffnen wir die Tore und geben ein zweites Lichtzeichen. Das gilt dann für den allgemeinen Angriff auf die Paläste. Sind wir uns einig?«
    »So war es besprochen.«
    »Gut. Ich gehe jetzt. Viel Glück.«
    Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit.
    Um in la Belas Palast zu kommen, würden sie sich als Überbringer wichtiger Nachrichten für Alfons ausgeben. Dann waren die Wachen zu überrumpeln. Alles hatte sehr schnell zu geschehen. Sollten sie frühzeitig entdeckt werden, war der ganze Plan in Gefahr.
    »Bleib hier draußen bei Raimon und Jori«, sagte Arnaut zu Ermengarda. »Hier kann dir nichts geschehen.«
    »Ich will bei dir bleiben.«
    »Kommt nicht in Frage. Das ist zu gefährlich.«
    »Versprichst du, dass du auf dich achtgibst?«
    »Versprochen.«
    Sie hob die Hand, um seine regennasse Wange zu streicheln. Was für ein Spiel treibt sie da mit mir?, dachte er entrüstet und stieß ihre Hand brüsk von sich. Flüchtig nahm er den Schmerz in ihren Augen wahr, als ihr Arm erschrocken zurückzuckte und sie sich von ihm abwandte. Er atmete tief durch. Besser, es hörte auf, gleich hier und jetzt. Keine Zärtlichkeiten mehr.
    Wieder mussten sie warten, konnten nichts tun, außer das Wassertor im Auge zu behalten, während der Regen sie weiter durchnässte. Klebrig klamm fühlten sich die Männer in ihrer durchweichten Ausrüstung, die immer schwerer zu werden drohte. Die Feuchte verstärkte den körpereigenen, schweißigen Mief der
gambais,
der sich nach langem Gebrauch einzunisten pflegt, und sie stanken wie nasse Hunde. Wenigstens spürten sie vor lauter Anspannung die Kälte nicht.
    Mit einem Mal drangen, von Regenschwaden gedämpft, Stimmen zu ihnen herüber, wie Kampfeslärm hörte es sich an. Und dann ein schriller Schrei, der abrupt endete.
    »Verdammt!«, fluchte Roderic leise. »Es geht doch immer was schief.«
    Arnaut biss sich auf die Lippen. Immer noch hörten sie aufgeregte Stimmen, wieder ein Schrei, dann war es still. Da wurde das Tor zum vizegräflichen Palast aufgestoßen. Schwacher Fackelschein drang nach außen, und sie sahen, wie drei speerbewehrte Wachen herausgeeilt kamen. Einer zeigte zum Wassertor hinüber. Sie gingen etwas unsicher darauf zu, blieben dann aber unschlüssig stehen, da es wieder ruhig geworden war.
    »Das Palasttor«, flüsterte Arnaut und stieß Roderic in die Seite. »Es ist offen. Die Gelegenheit kommt nicht wieder. Ich kümmere mich um die Kerle hier draußen. Stürmt ihr das Tor.«
    Roderic nickte und winkte seinen Männern zu, sich bereitzumachen. Arnaut ließ lautlos sein Schwert aus der Scheide gleiten und rannte los, Severin an seiner Seite. Die drei Wachen hörten sie kommen und drehten sich erschrocken um.
    Der Größte stellte den Fuß vor und streckte Arnaut die scharfe Speerklinge entgegen. Mit dem Schild zuvorderst und ohne seinen Schwung zu bremsen, krachte Arnaut in den Mann hinein, warf ihn dabei fast von den Füßen und stieß ihm das Schwert in die ungeschützte Kehle, so dass es hinten wieder herausfuhr.
    Gurgelnd und blutspuckend ließ der Getroffene den Speer fahren und ging zu Boden. Arnaut drehte sich und hieb im gleichen Schwung dem zweiten Mann so heftig in den Nacken, dass er lautlos und wie ein Schlachtochse in sich zusammensackte. Severins Gegner lag ebenfalls am Boden und wälzte sich stöhnend in seinem Blut. Noch ein Stoß, und er rührte sich nicht mehr.
    Keiner der drei Gefallenen hatte mehr als ein Röcheln von sich geben können, so schnell war es gegangen. Einen Augenblick lang konnte Arnaut den Blick nicht vom Blut wenden, das der Regen in die Pfützen schwemmte.
    Severin stieß ihn an.
    »Das Licht.« Er deutete zum Turm des Wassertors.
    Wie, zum Teufel, war es ihnen bei dem Wetter gelungen, die Fackel anzuzünden, fuhr es Arnaut durch den Sinn. Da zog ihn einer der Katalanen am Arm.
    »Schnell! In den Palast,
Senher.
«
    Erst jetzt nahm er Waffenlärm und Gebrüll wahr, die von dort herüberhallten. Roderic

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