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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Hundegebell. Reiter stiegen von ihren Tieren, Schritte näherten sich.
    Mit einem Satz waren Felipe und Arnaut mit blanken Waffen von den Bänken und stellten sich mit den Rücken an die Wand gleich neben dem Eingang, um jeden Eindringling niederzumachen, der es wagte, bis hierher vorzudringen. Severin zog ebenfalls sein Schwert und trat schützend vor Ermengarda. Raimon wischte sich erschrocken das Fett von den Lippen, dann war auch er auf den Beinen.
    Schon hämmerten sie an die schwere Außentür, dass es durch die Vorhalle dröhnte. Im
refectorium
war es, als sei der Fuchs unter die Hühner geraten. Alle Mönche waren von den Sitzen geschnellt, redeten entsetzt und wild durcheinander, bis Prior Berard sich gefasst hatte und sie mit eindringlichen Gesten zur Ruhe beschwörte. Da trat lähmende Stille ein, die fast noch schwerer lastete als das erschrockene Durcheinander zuvor.
    Noch einmal hämmerte es herrisch an der Tür.
    »Kein Blutvergießen!«, beschwor der Prior sie leise, aber eindringlich. »Ich rede mit ihnen und schicke sie weg. Aber ihr macht euch sofort davon!« Seine Handbewegungen waren unmissverständlich, als scheuche er eine aufgeregte Herde Gänse aus dem Haus. »Schnell, schnell, durch die Hintertür.«
    Bruder Loris lief voran, gefolgt von Ermengarda und den anderen. Der Nebel lag noch auf dem Hinterhof, man sah alles wie durch einen hauchdünnen Schleier. Sie machten die Pferde los, saßen eiligst auf. Auch der junge Mönch Loris zog sich auf den Rücken eines klapperdürren Maultiers. Arnaut packte Jori an Hosenbund und Kragen, hievte ihn auf Severins Stute, wo der ihn vor sich in den Sattel setzte.
    Als Arnaut sich umdrehte, um seinen Hengst zu besteigen, stürmten plötzlich drei Bewaffnete auf ihn zu. Mit gezogenem Schwert stellte er sich ihnen in den Weg, wehrte den ersten Hieb ab, duckte sich unter dem zweiten, stach seine Klinge einem Kerl ins Gesicht, spürte plötzlich selbst einen Schmerz an der Schulter und sprang zurück.
    Einer der Angreifer lag blutend am Boden, die anderen beiden hielten Abstand, brüllten nach Verstärkung.
    Jetzt stürzten sich ein paar Hunde auf Arnaut. Ein Schwertstreich, und einer wand sich winselnd im Staub des Hofs, die anderen umkreisten ihn zähnefletschend. Arnaut fragte sich, ob es zu schaffen sei, sich in den Sattel zu schwingen, als zwei Armbrustschützen auftauchten und sofort anlegten.
    Schon knallten die Bolzen von den Waffen, einer flog dicht an seinem Kopf vorbei und traf den Zelter im Nacken. Er glaubte einen Schrei zu hören, sah kurz Ermengardas bleiches Gesicht. Dann stieg vor ihm schrill wiehernd das getroffene Tier mit den Vorderhufen in die Luft.
    »Lass den Gaul zurück«, schrie Felipe und war auf einmal hoch zu Ross und schwertschwingend mitten unter den
soudadiers
und Hunden, trieb sie zurück. »In den Sattel,
ome,
und nichts wie weg hier!«, brüllte er.
    Arnaut ließ sich das nicht zweimal sagen. Er sprang auf, und im Nu waren sie durchs Tor und jagten den anderen nach, noch ein Stück verfolgt von den erregten Hunden, bis sie im Nebel zwischen Bäumen verschwanden. Auch der verwundete Zelter versuchte zu folgen. Doch nicht lange, da blieb das Tier ängstlich und verwirrt stehen, umringt von wütend kläffenden Kötern.

Der Ritt nach Süden
    O hne Bruder Loris hätten die Flüchtenden in den Nebelschwaden den Weg verloren, hätten sich gar im Kreis gedreht und wären so ihren Verfolgern in die Arme gelaufen.
    Aber mit ihm an der Spitze legten sie in scharfem Ritt schnell Entfernung zwischen sich und dem Kloster. Dann ging es langsamer, und vor allen Dingen leiser, hinein in die dichten Wälder, wo sie beständig tiefhängenden Zweigen auswichen und auf gewundenen Wildpfaden zu den weiten Hügelkuppen kletterten. Hier oben begrüßte sie eine strahlende Herbstsonne, unten im Tal lag das Nebelmeer.
    Sie hielten inne und lauschten angestrengt. Das Bellen der Hunde, vereinzelter Hufschlag und die Rufe der Verfolger klangen immer entfernter. Da entspannten sich ihre Mienen. Arnaut rieb sich die Schulter, wo ein Schwerthieb ihn getroffen hatte. Mehr als einen blauen Fleck würde es, dank Kettenpanzer und Lederpolsterung, jedoch nicht geben. Er bedankte sich bei Felipe, dass er ihn rechtzeitig rausgehauen hatte.
    Der grinste nur. »Nicht der Rede wert, Kamerad.«
    Severin bekreuzigte sich. »Wir hatten mehr Glück als Verstand. Ich hoffe, es hält noch eine Weile an.«
    »O Raimon, du bist ja verwundet«, rief Ermengarda auf einmal und

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