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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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betrachtete mit Schrecken das Blut, das von seinen Fingern tropfte. Einer der Armbrustbolzen hatte die Kettenglieder am linken Oberarm des Panzers durchschlagen und sich tief in den Muskel gebohrt.
    »Nicht so schlimm«, antwortete er und lächelte tapfer.
    »Der Schuss hätte mich getroffen, wenn er sich nicht dazwischengeworfen hätte«, sagte sie zu den anderen. »Der Pfeil kam genau auf mich zu.«
    »
Deable,
Raimon!«, schwor Felipe beeindruckt und tätschelte ihm rauh die Wange. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    Ob Raimon sich wirklich für Ermengarda geopfert hatte oder ob es im entscheidenden Augenblick eine Laune seines Gauls gewesen war, wer konnte das jetzt noch sagen, am wenigsten er selbst. Aber es tat gut, sich im Lob der Freunde zu sonnen.
    »Wir müssen ihn verbinden«, rief Ermengarda. »
Fraire
Aimar, wisst Ihr, wie man solche Wunden behandelt?«
    Aimar schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich.«
    »Hast du in Montpelher nicht Heilkunst studiert?«, fragte Arnaut.
    »Nur ein paar Vorträge über die vier Körpersäfte.«
    »Wozu dann die Bücher, wenn nichts Nützliches drinsteht?«
    Aimar bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick. »Es gibt doch wahrlich mehr in der Welt als Schlachten und Waffen. Oder Wunden, die ihr Kriegsleute euch zufügt.«
    Da meldete sich der Mönch Loris zu Wort. »Ich weiß nur, wir sollten so schnell wie möglich den Bolzen entfernen. Und die Wunde sauber halten.«
    Das leuchtete allen ein. Sie hoben Raimon ganz sacht vom Pferd und legten ihn ins Gras. Nach langem Gerede fasste sich Arnaut ein Herz und schnitt den Bolzenschaft kürzer. Dann zogen sie ihm vorsichtig Kettenhemd,
gambais
und Tunika vom Körper. Raimon ertrug es mit verhaltenem Stöhnen und zusammengebissenen Zähnen. Vor Ermengarda wollte er sich keine Blöße geben.
    »Wahrscheinlich ein Panzerbolzen«, sagte Arnaut. »Die haben keine Widerhaken, damit sie leichter durch die Kettenglieder fahren.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Severin.
    »Dann sitzt er fest und muss herausgeschnitten werden.«
    Raimon machte entsetzte Augen. Trotz der Kühle des Tages hatten sich Schweißtropfen auf seiner Stirn gebildet.
    »He!«, rief er ängstlich. »Niemand schneidet an mir herum!«
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Arnaut. Und zu den anderen gewandt: »Gebt ihm etwas, auf das er beißen kann, und haltet ihn gut fest.«
    Der Verwundete zitterte nun heftig, biss aber kräftig auf seinen eigenen Gürtel, den sie ihm in den Mund gesteckt hatten, und kniff die Augen zusammen. Ermengarda musste wegschauen.
    »Jetzt!«, rief Arnaut und zog mit einem Ruck am Schaft. Raimon bäumte sich auf, stieß einen gurgelnden Schrei aus und starrte dann Arnaut benommen an, als der ihm grinsend die blutige Bolzenspitze unter die Nase hielt.
    »Eingriff gelungen«, lachte er. »Wie gesagt, ein Panzerbolzen.«
    Ein Schwall frischen Blutes war aus der Wunde getreten. Sie rissen ein Stück Saum von Raimons Tunika und verbanden ihn sorgfältig. Dann halfen sie ihm wieder in seine Rüstung. Felipe hielt ihm den Steigbügel.
    »Ich kann alleine aufsteigen,
putan!
«, brummte Raimon gereizt und hievte sich in den Sattel. Irgendwie kam er ihnen nun größer vor. Ein Verwundeter. Ein Kriegsheld.
    Sie bestiegen die Pferde und setzten den Weg fort. Von ihren Verfolgern war für den Augenblick nichts mehr zu hören, und so wagten sie sich ins nächste Tal hinab, hielten sich aber weiterhin im Schutz des Waldes, soweit es möglich war. Langsam wich der Nebel auch im Tal, und als die Sonne die letzten Schwaden verbrannte, sahen sie in der Ferne eine Burg aufragen.
    »Das ist Sant Martin«, sagte Bruder Loris. »Wachtburg und Zollposten der Vizegrafen.«
    »Bestimmt kamen die Kerle von dort«, meinte Severin.
    »Nein«, entgegnete Felipe. »Es müssen Tolosaner gewesen sein oder vom Erzbistum.«
    Sie ritten weiter, Bruder Loris voran, immer in südlicher Richtung. Über Feldwege und Wiesen ging es, manchmal kreuzten sie Bäche oder brachliegende Äcker. Unterwegs trafen sie Landvolk auf den Feldern oder in den Weingärten, denn jetzt wurden die letzten Trauben geerntet. Schafherden kreuzten ihren Weg, ebenso wie schwankende Ochsenkarren, auf denen die Kohlernte heimgefahren wurde.
    »Gutes Land«, bemerkte Arnaut, der alles aufmerksam begutachtete. »Fruchtbarer als bei uns daheim.«
    »Und wie ist es da, wo du herkommst?«, fragte Ermengarda.
    »Ziemlich bergig. Weniger Ackerland im Talgrund. Der Boden ist nicht so dunkel wie hier, hält nicht das

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