Die Corleones
nichtsanging. »Sonny Corleone«, sagte sie und betrachtete versonnen seinen Rücken, während er seine Hosen anzog. »Das wird dir alles nur Kummer bereiten.«
»
Was
wird mir Kummer bereiten?«
Eileen krabbelte über das Bett, schlang die Arme um ihn und küsste seinen Hals. »Du bist ein wunderschöner Junge.«
Sonny langte hinter sich und tätschelte ihr Bein. »Ich bin kein Junge.«
»Ich vergaß – du bist ja jetzt achtzehn.«
»Mach dich nicht über mich lustig.« Sonny schlüpfte in seine Schuhe, während Eileen immer noch an seinem Rücken hing.
»Wenn du nicht möchtest, dass dein Vater dich für einen
sciupafemmine
hält«, sagte Eileen und sprach das Wort genau so aus wie Sonny, »dann solltest du deine sechzehnjährige Schönheit heiraten …«
»Siebzehn«, sagte Sonny und band seine Schnürsenkel zu einer ordentlichen Schleife.
»Dann heirate sie«, fuhr Eileen fort, »oder verlobe dich mit ihr. Und behalte dein Ding in der Hose. Oder sei wenigstens diskret.«
»Was soll ich sein?«
»Du sollst dich nicht erwischen lassen.«
Sonny hielt inne, drehte sich um und sah Eileen mit ernster Miene an. »Woher weiß man, ob man in jemand verliebt ist?«
»Wenn du das fragen musst«, sagte sie und küsste ihn auf die Stirn, »dann bist du’s nicht.« Sie hielt seine Wangen, küsste ihn noch einmal, sprang dann vom Bett und ging aus dem Zimmer.
Als Sonny sich fertig angezogen hatte, ging er in die Küche. Eileen stand an der Spüle und machte den Abwasch. Durch das Fenster fiel Licht herein, und durch das weiße Baumwollunterkleid schimmerten die Konturen ihres Körpers hindurch. Wahrscheinlich war sie zehn Jahre älter als Sonny, und Caitlins Mutter war sie ganz bestimmt – aber bei Gott, anzusehen war ihr das nicht. Nachdem er sie eine Weile bewundert hatte, wäre er am liebsten wieder mit ihr ins Schlafzimmer zurückgegangen.
»Was glotzt du so?«, frage Eileen, ohne von dem Topf aufzublicken,den sie gerade schrubbte. Als Sonny nichts erwiderte, drehte sie sich um, sah ihn grinsen und schaute dann zum Fenster und an sich herunter. »Genießt du die Aussicht?« Sie spülte den Topf ab und stellte ihn auf das Abtropfgitter.
Sonny trat hinter sie und küsste sie. »Was ist, wenn ich in dich verliebt bin?«
»Du bist nicht in mich verliebt.« Eileen drehte sich um, legte ihm die Arme um die Taille und küsste ihn. »Ich bin das Flittchen, bei dem du dir die Hörner abstößt. Eine Frau wie mich heiratet man nicht. Mit ihr hat man Spaß, sonst nichts.«
»Du bist kein Flittchen.« Sonny umfasste ihre Hände.
»Wenn ich kein Flittchen bin, warum gehe ich dann mit dem besten Freund meines kleinen Bruders ins Bett? Oder mit seinem ehemaligen besten Freund?«, fügte sie hinzu, als wäre es eine Frage, die sie ihm schon länger hatte stellen wollen. »Was ist denn zwischen euch beiden vorgefallen?«
»Nur damit das klar ist – du bist schon lange nicht mehr mit dem besten Freund deines kleinen Bruders ins Bett gegangen. Cork und ich … deshalb bin ich ja hergekommen, um die Sache mit ihm wieder ins Lot zu bringen.«
»Du darfst nicht mehr alleine hierherkommen, Sonny.« Eileen löste sich von ihm und ging seinen Hut holen, der auf einem Regal neben der Wohnungstür lag. »Es war wirklich schön, aber bitte komm nicht mehr hierher, außer zusammen mit Cork.«
»
Che cazzo!
Ich hab erst bei Cork vorbeigeschaut, und der war nicht da.«
»Wie dem auch sei«, sagte Eileen und hielt sich den Fedora vor die Brust, »du darfst nicht mehr alleine hierherkommen, Sonny Corleone. Das ist einfach nicht gut.«
»Puppengesicht«, sagte Sonny und trat einen Schritt auf sie zu, »du hast mich ins Bett geschleppt. Ich hab nur nach Cork gesucht.«
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich dich zu irgendetwas überreden musste«, erwiderte Eileen und reichte ihm den Hut.
»Okay, ich gebe es zu«, sagte Sonny und setzte den Hut auf.»Anstrengen musstest du dich nicht. Aber trotzdem, ich war wegen Cork hergekommen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Aber das heißt nicht, dass ich irgendwas bereue.«
»Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Eileen, und dann, als wäre ihr das gerade erst eingefallen, kehrte sie zu der Frage zurück, die sie ihm eben gestellt hatte. »Was ist denn los mit dir und Cork? Mir erzählt er ja nichts, aber er bläst die ganze Zeit Trübsal, als wüsste er nicht, was er mit sich anfangen soll.«
»Unsere Wege haben sich getrennt«, sagte Sonny. »Geschäftlich, mein ich. Deswegen
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