Die Corleones
diese Botschaft überbringen?«
»Kann ich mich … darauf verlassen … dass Sie das tun?«
»Klar. Das mach ich doch gerne. Kein Problem.«
»Gut«, sagte Luca. Er hob die Machete auf und ging zur Tür. Im Eingang blieb er stehen. »Weißt du was«, grollte er, und noch einmal: »Weißt du was?«, und drehte sich wieder um. »Ich bin mir nicht sicher … ob ich dir vertrauen kann.«
»Klar kannst du mir vertrauen«, erwiderte Joey, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Warum sollte ich die Botschaft von deinem Boss nicht überbringen? Du kannst mir vertrauen, ganz bestimmt!«
Luca schien darüber nachzudenken. »Das Frankenstein-Monster … von dem du … geredet hast? Ich hab den Film … gesehen.« Er biss sich auf die Unterlippe, als verstünde er nicht, was die ganze Aufregung sollte. »Kein besonders … eindrucksvolles Monster … wenn du mich fragst.«
»Was zum Teufel soll das jetzt heißen?«, sagte Joey.
Luca wandte Joey den Rücken zu, machte einen Schritt Richtung Tür und wirbelte dann mit seiner Machete herum wie Mel Ott, wenn er seinen Schläger schwang. Mit einer Folge von drei fließenden Bewegungen enthauptete er Joey. Sein Kopf rollte über den Boden und blieb an der Wand in einer Blutlache liegen. Zu JoJo sagte Luca, als er hinausging: »Lass sie … ausbluten … dann wickelt … die Leichen ein … und schafft sie weg.« Dann stapfte er noch einmal zurück, zog Vitos Brief aus Joeys Tasche und reichte ihn Vinnie. »Pack ihn … zusammen mit den … Händen des Jungen … in einen Koffer … und sorg dafür … dass Frank Nitti … ihn bekommt.« Er warf seine Machete auf die blutrote Erde und schritt hinaus in den finsteren Korridor.
22.
In dem Apartment in der 25. Straße beugte sich einer von Tony Rosatos Männern über ein Spülbecken voller Seifenwasser und schrubbte auf einem Waschbrett sein Hemd. Er war klein und stämmig, etwa Mitte zwanzig und trug ein ärmelloses weißes Unterhemd und zerknitterte Anzughosen; sein dichter Haarschopf war völlig zerwuschelt. Giuseppe war bereits seit einer Stunde auf. Der Sonne nach, die durch das Küchenfenster hereinschien, war es nach zehn Uhr morgens. Der Junge war ganz darauf konzentriert, sein Hemd über das Waschbrett zu rubbeln, eine geriffelte, undurchsichtige Glasscheibe in einem Holzrahmen, wobei Seifenwasser über den Rand des Beckens auf das Linoleum schwappte. Giuseppe schaute den Flur vor der Küche hinauf und hinunter, sah jedoch niemanden. Nach zehn Uhr, und jeder Einzelne der Idioten, die für ihn arbeiteten, schlief noch, mit Ausnahme des
idiota
, der sein Hemd in der Spüle wusch. Giuseppe betrachtete die Titelseite der
New York Times
, die er gerade vor der Wohnungstür aufgehoben hatte, wo, wie er feststellen musste, Tomasinos Wachleute auf ihren Stühlen eingeschlafen waren. Er hatte sich die Zeitung genommen, die Tür geschlossen und war durch den Flur zurück in die Küche gegangen, ohne dass ihn irgendjemand bemerkt hätte, nicht einmal dieser Schwachkopf, der sein Hemd in der Spüle wusch. Was für eine Dreistigkeit! In der Küche, wo alle anderen ihr Essen zu sich nahmen.
Auf der Titelseite der
Times
war Albert Einstein abgebildet. Er sah aus wie ein
ciucc’
in einem guten Anzug mit Eckkragen und Seidenkrawatte – nicht einmal seine verdammten Haare konnte er sich kämmen.
»Hey,
stupido «
, sagte Giuseppe.
Der Junge an der Spüle zuckte zusammen, und wieder schwappte Wasser auf den Boden. »Don Mariposa!« Es sah Giuseppes Gesichtsausdruck und hob sein Hemd hoch. »Ich hab aufmein bestes Hemd Wein verschüttet. Wir waren die ganze Nacht auf und haben …«
»
Mezzofinocch!
«, fauchte Giuseppe. »Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du hier deine Kleider wäschst, wo wir anderen essen, schieße ich dir eine Kugel in den Arsch. Kapiert?«
»Klar«, sagte der Junge wie der
idiota
, der er war. Er griff in das Seifenwasser und zog den Stöpsel. »Das kommt nicht mehr vor, Don Mariposa.« Das Wasser lief rasch den Abfluss hinunter, und in dem Schaum bildete sich ein Strudel.
»Ich geh aufs Dach hoch. Weck Emilio und sag ihm, dass ich ihn sehen möchte. Er soll Tits mitbringen.«
»Klar«, sagte der Junge.
»Dann räum hier auf, koch Kaffee und hol die anderen aus den Betten. Meinst du, das kriegst du hin?«
»Klar.« Der Junge lehnte sich gegen die Spüle und machte sich dabei den Hosenboden nass.
Giuseppe warf ihm einen letzten wütenden Blick zu und ging dann in sein Schlafzimmer
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