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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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einmal mit einem Blick, sondernsah weiter Vito an. »Ich möchte wetten, dass Don Corleone weiß, warum ich hier bin.«
    Vito saß hinter seinem Schreibtisch und betrachtete ihn schweigend, bis sich auf Emilios Oberlippe erste Schweißtropfen bildeten. Dann packte er die Armlehnen seines Stuhls und lehnte sich zurück. »Sie sind hier, weil Giuseppe Mariposa hinter dem Massaker steckt. Und nachdem er jetzt ein weiteres Mal versagt hat, ist Ihnen klar, wie dieser Krieg ausgehen wird, und Sie möchten sich und Ihre Familie retten.«
    Emilio nickte einmal kurz, was fast wie eine angedeutete Verbeugung aussah. »Ich wusste, dass Sie mich verstehen würden.«
    »Dafür braucht es kein Genie«, sagte Vito. »Ohne Mariposas Unterstützung hätten die Iren so etwas nie versucht.«
    Sonny hatte inzwischen einen hochroten Kopf und sah so aus, als würde er Emilio gleich an die Gurgel springen. »Santino«, kam ihm Vito zuvor, »wir haben Signor Barzini in unser Haus gebeten, und jetzt werden wir uns anhören, was er zu sagen hat.«
    Als Sonny etwas Unverständliches vor sich hin murmelte und auf seinen Stuhl zurücksank, wandte sich Vito wieder an Emilio.
    Emilio schaute sich im Arbeitszimmer um, bis sein Blick auf einen Klappstuhl fiel, der an der Wand lehnte. Als niemand auf seine offensichtliche Bitte einging, ihm einen Platz anzubieten, fand er sich damit ab, stehen zu bleiben. »Ich war dagegen, Don Corleone«, sagte er. »Ich flehe Sie an, mir zu glauben! Ich war dagegen, und die Rosatos genauso – aber Sie kennen Joe. Wenn sich in seinem Dickschädel einmal etwas festgesetzt hat, bringt ihn nichts mehr davon ab.«
    »Aber Sie waren dagegen, die Iren die Drecksarbeit machen und dieses Blutband anrichten zu lassen.«
    »Joe ist ein mächtiger Mann geworden.« Dass Emilio nervös war, war nur daran zu erkennen, dass er gelegentlich mit dem Hut gegen sein Bein klopfte. »Wir konnten ihn ebenso wenig aufhalten, wie einer Ihrer Capos in der Lage wäre, sich über Ihre Befehle hinwegzusetzen.«
    »Aber Sie waren dagegen«, wiederholte Vito.
    »Wir haben ihm davon abgeraten.« Emilios Finger schlossen sich um die Krempe seines Hutes. »Aber ohne Erfolg. Und nach diesem Blutbad wird sich die Polizei auf uns stürzen wie nie zuvor. In unseren Banken führen sie bereits Razzien durch und sie machen Jagd auf Tattaglias Mädchen.«
    »Unsere Banken«, flüsterte Vito. »Tattaglias Mädchen …« Er hielt inne, und sein Blick ruhte schwer auf Emilio. »Das bestürzt Sie, aber nicht, dass ein unschuldiges Kind ermordet wurde oder dass meine Familie« – bei dem Wort
Familie
wurde seine Stimme lauter – »zitternd auf der Straße lag. Meine Frau, meine sechsjährige Tochter, meine Söhne … deshalb sind Sie nicht hierhergekommen.«
    »Don Corleone«, sagte Emilio, den Kopf gesenkt, die Stimme gefühlsbeladen. »Don Corleone, verzeiht mir, dass ich das alles zugelassen habe.
Mi dispiace davvero. Mi vergogno.
Ich hätte schon früher zu Ihnen kommen sollen. Ich hätte mein Leben und mein Vermögen aufs Spiel setzen sollen. Ich bitte Sie um Verzeihung.«
    »
Sì «
, sagte Vito und schwieg, während er Emilio mit seinem unbeugsamen Blick fixierte. »Weshalb sind Sie hierhergekommen, Emilio?«, fragte er schließlich. »Wie gedenken Sie, das wiedergutzumachen?«
    »Um eine solche Schmach zu überstehen«, sagte Emilio, »muss uns ein weiser Mann führen. Joe ist mächtig und skrupellos, aber weise hat ihn noch niemand genannt.«
    »Das heißt?«
    »Mein Bruder Ettore, die Rosato-Brüder, alle unsere Männer, selbst Tomasino – wir glauben, dass ein weiser Führer, ein Führer mit politischen Verbindungen in einer Zeit wie dieser unerlässlich ist.« Emilio zögerte und klopfte sich wieder mit dem Hut gegen das Bein. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Wir glauben, dass Sie unser Führer sein sollten, Don Corleone. Giuseppe Mariposa, nach seinem Fehlgriff bei der Parade, nach dieser Katastrophe ist seine Zeit vorbei.«
    »
Sì «
, sagte Vito noch einmal und wandte endlich den Blick ab. Er musterte seine Leute: Clemenza und Tessio wirkten wie ausStein gemeißelt; Genco eher interessiert und nachdenklich; Sonny erwartungsgemäß wütend. »Und Giuseppes Capos stimmen in dieser Sache alle überein?«
    »Ja«, erwiderte Emilio. »Und wenn es irgendwelchen Ärger gibt, nachdem Joe von der Bühne verschwunden ist – mit seinen Geschäften, mit den Tattaglias oder sogar Al Capone und Frank Nitti, dann haben Sie mein Ehrenwort,

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