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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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schüttelte den Kopf.
    Vito gab Fredo eine Ohrfeige und umfasste sein Kinn.
    »Aber er war doch in meiner Tasche!«, schrie Fredo wutentbrannt. »Und jetzt ist er weg!«
    »Und deshalb beschuldigst du deinen Bruder, ein Dieb zu sein?«
    »Aber der Nickel ist doch weg, oder nicht, Papa?«
    Vito umfasste Fredos Kinn noch etwas fester. »Ich frage dichnoch einmal. Beschuldigst du deinen Bruder, ein Dieb zu sein?« Als Fredo nur den Blick abwandte, ließ Vito ihn los und sagte: »Entschuldige dich bei Michael.«
    »Tut mir leid«, sagte Fredo halbherzig.
    Hinter ihnen ging die Wohnungstür auf, und Sonny trat in die Diele. Er trug einen Overall, und seine Stirn und sein Kinn waren ölverschmiert. Carmella, die von der Küche aus zugeschaut hatte, sah Vito an.
    Vito befahl den Jungen, auf ihr Zimmer zu gehen und erst wieder zum Abendessen herunterzukommen – für Fredo eine Strafe, während Michael sowieso in seinem Zimmer geblieben wäre und gelesen hätte. Als Sonny das Wohnzimmer betrat, sagte Vito: »Bist du wieder den ganzen weiten Weg von der Bronx gekommen, um ein Bad zu nehmen?«
    »Ich hab auch nichts dagegen, mal wieder was Ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen, wenn ich schon mal da bin«, erwiderte Sonny. »Außerdem muss ich das Bad bei mir mit den anderen teilen, Pa.«
    Carmella kam ins Zimmer und legte ihre Schürze ab. »Schau dich nur an. Du bist ja ganz voller Öl!«
    »Das bleibt nicht aus, wenn man in einer Werkstatt arbeitet, Ma.« Sonny beugte sich zu ihr hinab und schloss sie in die Arme. »Ich geh mich waschen«, sagte er und schaute zu Vito hinüber.
    »Bleibst du zum Abendessen?«, fragte Carmella.
    »Gerne, Ma. Was gibt es denn?«, fragte er von der Treppe.
    »Kalbfleisch
alla parmigiana.
«
    »Brauchst du eine Speisekarte?«, spottete Vito. »Falls dir das Essen nicht schmeckt?«
    »Mir schmeckt alles, was Mama kocht«, entgegnete Sonny. »Hab ich recht, Ma?« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er die Treppe hinauf.
    Nachdem Sonny verschwunden war, wechselten Carmella und Vito einen vielsagenden Blick.
    »Ich rede mit ihm«, sagte Vito leise und erhob sich aus seinem Sessel. Er warf einen Blick auf die Uhr in seiner Westentascheund sah, dass es kurz vor sechs war. Auf dem Weg zur Treppe schaltete er das Radio an und drehte am Empfang, bis er einen Nachrichtensender gefunden hatte. Er hörte einen Moment lang zu und suchte dann weiter, fand jedoch keine italienische Oper. Die Nachrichten hatten sich um das Wahlbündnis, um Reformer und den neuen Kandidaten für das Bürgermeisteramt gedreht, einen neapolitanischen
pezzonovante
. Nach einer Pepsodent-Werbung hörte Vito kurz der
Amos ’n’ Andy
-Show zu – lange genug jedenfalls, um mitzubekommen, dass der »Kingfish« Andy mal wieder irgendwelchen Ärger beschert hatte. Dann schaltete er den Apparat aus und ging hoch zu Sonnys Zimmer. Er klopfte einmal, und Sonny öffnete die Tür einen Spalt, spähte hindurch und machte sie dann ganz auf. »Pa!«, sagte er, offensichtlich überrascht darüber, dass sein Vater an seiner Tür klopfte. Sein Oberkörper war nackt, und er hatte sich ein Handtuch über die Schulter geworfen.
    »Na?«, sagte Vito. »Kann ich reinkommen?«
    »Klar«, erwiderte Sonny und trat beiseite. »Was hab ich ausgefressen?«
    Sonnys Zimmer war klein und spartanisch eingerichtet: An einer Wand stand ein Bett mit einem Kreuz über dem hölzernen Kopfbrett, auf einer Kommode eine leere Kristallschale, und vor den beiden Fenstern hingen dünne weiße Musselinvorhänge. Vito setzte sich aufs Bett und bedeutete Sonny, die Tür zu schließen. »Zieh dir ein Hemd an. Ich möchte kurz mit dir reden.«
    »Worüber denn, Pa?« Sonny griff nach seinem zerknitterten Hemd, das auf der Kommode lag, und schlüpfte hinein. »Ist irgendwas passiert?«
    Vito klopfte neben sich auf das Bett. »Setz dich hierher. Deine Mutter macht sich Sorgen um dich.«
    »Wegen des Geldes«, entgegnete Sonny, als würde ihm jetzt erst klar, was los war.
    »Das ist richtig. Sie macht sich Sorgen wegen des Geldes. Fehlen dir nicht fünfzig Dollar? Du vergisst fünfzig Dollar in einer Hosentasche und du fragst sie nicht einmal danach?«
    »Pa, Mama hat das Geld doch Tom gegeben.« Sonny setzte sich neben Vito auf das Bett. »Tom hat mir alles erzählt. Wenn ich geglaubt hätte, dass mir fünfzig Dollar fehlen, hätte ich die ganze Stadt auf den Kopf gestellt. Aber ich weiß, wo das Geld ist, was ist also das Problem?«
    »Wie kommst du zu einem

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