Die Corleones
gegen die Tür. »Wann genau, weiß ich noch nicht. Ich wollte dir nur davon erzählen.«
»Kann das nicht warten?« Cork schaute die Treppe hinauf und winkte Sonny dann in den Hausflur. »Es ist kalt. Fühlt sich schon an wie Winter.«
»Die Lieferung ist klein«, erklärte Sonny und setzte sich auf die untersten Stufen. »Der Wagen, in dem sie transportiert wird, ist mit einem Unterbau ausgestattet. Außerdem sind Flaschen in der Polsterung versteckt.«
»Wem gehört sie?«
»Was glaubst du denn wohl?«
»Wieder? Mariposa? Was machen wir denn damit? Luca können wir sie nicht verkaufen.«
»Das ist das Beste daran«, erwiderte Sonny. »Juke nimmt sie uns direkt ab. Ohne Mittelsmann.«
»Und wenn Mariposa herausfindet, dass das Juke’s seinen Schnaps verkauft?«
»Wie soll er das herausfinden? Juke erzählt es ihm bestimmt nicht. Und Mariposa ist nie in Harlem.«
Cork setzte sich neben Sonny und streckte sich auf den Stufen aus, als wären sie ein Bett. »Wie viel verdienen wir an einer so kleinen Lieferung?«
»Das ist ja das Tolle«, sagte Sonny. »Es handelt sich um erstklassigen Champagner und Wein aus Europa. Wirklich teures Zeug – kostet fünfzig bis hundert Mäuse die Flasche.«
»Wie viele Flaschen?«
»Zwischen drei- und vierhundert, schätze ich.«
Cork ließ den Kopf auf eine Stufe sinken und rechnete in Gedanken nach. »Heilige Mutter Gottes«, sagte er schließlich. »So viel wird uns Juke aber nicht zahlen.«
»Schon klar. Aber wir werden trotzdem einen Haufen Geld verdienen.«
»Woher hast du den Tipp?«
»Besser, du weißt das nicht, mein Freund. Warum, vertraust du mir nicht?«
»Scheiße! Du weißt, dass wir alle unser Testament machen können, wenn Mariposa uns auf die Schliche kommt.«
»Das wird er schon nicht. Außerdem ist es dafür sowieso schon zu spät. Wenigstens sterben wir dann als reiche Männer.«
»Wie viele von uns …«, fragte Cork, doch in dem Augenblick ging Eileens Wohnungstür auf.
Eileen beugte sich über das Geländer, die Hände auf den Hüften. »Bobby Corcoran, möchtest du deinen Freund nicht hereinbitten, oder wollt ihr im Hausflur bleiben und eure finsteren Pläne schmieden?«
»Komm mit rauf«, sagte Cork zu Sonny. »Eileen macht dir eine Tasse Kaffee.«
Sonny zupfte an seinem Jackett und brachte seine Kleider in Ordnung. »Ist das auch wirklich okay?«, fragte er Eileen.
»Hat sie nicht gerade gesagt, ich soll dich hereinbitten?«, entgegnete Cork.
»Keine Ahnung. Hat sie das?«
Eileens Tochter kam hinter ihr aus der Wohnung und schlang die Arme um eines ihrer Beine. »Onkel Booby!«, rief sie.
»Die Kleine kann eine ganz schöne Nervensäge sein«, sagte Cork zu Sonny. Dann stürmte er die Treppe hinauf und stürzte auf sie los, worauf sie kreischend in der Wohnung verschwand.
»Komm hoch«, sagte Eileen. »Du musst nicht im Hausflur herumlungern.« Damit ging sie in die Wohnung zurück und ließ die Tür offenstehen.
Als Sonny in die Küche kam, wirkte sie einigermaßen entspannt. Sie saß am Tisch, eine Tasse Kaffee und einen Teller mit Brownies vor sich. »Setz dich«, sagte sie und schob eine leere Kaffeetasse über den Tisch. Ihre Haare waren vom Friseur offenbar aufgehellt worden. Die Locken warfen bei jeder Bewegung den Schein der Küchenlampe zurück.
Cork betrat das Zimmer, Caitlin auf den Schultern. »Sag Hallo zu Sonny«, forderte er sie auf. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, hob Caitlin von den Schultern und setzte sie sich auf den Schoß.
»Hallo, Mr. Sonny«, sagte Caitlin.
»Hallo, Caitlin.« Sonny blickte zwischen Caitlin und Eileen hin und her. »Wow, du bist fast so hübsch wie deine Mama.«
Eileen sah Sonny schief an, aber Cork lachte nur und sagte: »Bring sie nicht auf dumme Gedanken.« Er stellte Caitlin auf die Beine, versetzte ihr einen Klaps auf den Po und sagte: »Spiel mal ein paar Minuten für dich.«
»Onkel Booby«, sagte sie in flehentlichem Tonfall.
»Ach, hör auf mit dem ›Onkel Booby‹, oder ich versohl dir den Hintern.«
»Versprochen?«
»Was? Dass ich dir den Hintern versohle?«
»Dass du in ein paar Minuten mit mir spielst!«
»Versprochen«, erwiderte Cork und schickte sie mit einer Handbewegung ins Wohnzimmer.
Caitlin zögerte einen Moment, schaute kurz zu Sonny hinüber und hüpfte dann davon. Sie hatte das feine blonde Haar ihres Onkels und die haselnussbraunen Augen ihrer Mutter.
»Onkel Booby!«, sagte Sonny und lachte.
»Passt doch, oder?« Eileen schüttelte den Kopf.
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