Die Corleones
schmiedeeiserne Speerspitzen ragten, die dem Ganzen ein zweckmäßig ornamentales Gepräge verliehen. Carmella, die mit Connie neben Vito gewartet hatte, ergriff seine Hand und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Vito tätschelte ihr die Hand und sagte: »Nun geh schon. Schau dich um!«
»Ich hole noch rasch den Picknickkorb«, meinte Carmella und ging nach hinten zum Kofferraum.
Als Vito aus dem Wagen stieg, trat Tessio zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter. »Das wird wirklich toll«, sagte er und wies auf das Tor und das Grundstück.
»Mein Freund«, sagte Vito, »behalte meine Familie im Auge,
per favore
.« Er deutete auf die noch unfertige Mauer. »Das ist unser Geschäft.« Damit wollte er sagen, dass ein Mann sich nie wirklich sicher fühlen durfte.
»Aber natürlich«, erwiderte Tessio und machte sich auf die Suche nach Sonny und den Jungen.
Clemenza stieß sich schwerfällig von dem Wagen ab und kam zu Vito herüber. Richie folgte ihm.
Vito sah ihn fragend an. »Irgendetwas an deinem Gesichtsausdruck gefällt mir nicht.«
»Schau mal.« Clemenza bedeutete Richie, Vito die Zeitung zu zeigen.
»Warte«, sagte Vito, als Carmella zu ihnen trat, Connie an der einen Hand und einen kleinen Korb in der anderen. Sie trug ein langes Kleid mit Blumenmuster und einem Rüschenkragen. Das Haar fiel ihr, von ersten grauen Strähnen durchzogen, bis auf die Schultern.
»Damit willst du uns alle satt kriegen?«, fragte Vito.
Carmella grinste und zeigte ihm den Korb, in dem sie Dolce, die Hauskatze, ins Auto geschmuggelt hatte. Vito nahm die Katze aus dem Korb, drückte sie sich an die Brust und kraulte ihr den Kopf. Er schenkte seiner Frau ein Lächeln und deutete auf das größte der fünf Häuser. Auf halbem Weg standen Tessios undClemenzas Männer in zwei Gruppen beieinander und unterhielten sich. Die Jungen waren nirgendwo zu sehen. »Ruf die Kinder zusammen und zeige ihnen ihre Zimmer«, sagte er und legte die Katze in den Korb zurück.
»Heute wird nicht übers Geschäft geredet«, sagte Carmella zu Vito. An Clemenza gewandt fügte sie hinzu: »Er soll sich mal einen Tag entspannen können, okay?«
»Geh schon«, sagte Vito. »Ich bin gleich bei euch. Versprochen.«
Carmella blickte Clemenza ernst in die Augen und machte sich dann auf die Suche nach ihren Söhnen.
Als sie außer Hörweite war, warf Vito einen Blick auf die Zeitung und fragte: »Was steht denn nun in der
Daily News
von heute?« Richie reichte ihm das Blatt. Als Vito das Bild auf der Titelseite sah, schüttelte er den Kopf. Rasch überflog er die Bildunterschrift. »
Mannagg’
… ›Nicht identifiziertes Opfer …‹«
»Das ist Nicky Crea«, sagte Clemenza. »Einer von Tomasinos Jungs.«
Die erste Seite zeigte das Foto eines jungen Mannes, der in einen Koffer gestopft worden war. Sein Gesicht war unverletzt, aber sein Oberkörper war von Schusswunden übersät. Es sah aus, als hätte ihn jemand als Zielscheibe missbraucht.
Clemenza sagte: »Ich hab gehört, dass Tomasino stinksauer ist.«
Vito betrachtete das Bild eine ganze Weile. Die Leiche war in einen Schiffskoffer mit rissigen Lederriemen und einem kunstvoll verzierten Messingschloss gequetscht worden. Ein Mann in Jackett und Krawatte, der wie ein Passant aussah, aber wahrscheinlich ein Detective war, spähte neugierig in den Koffer und betrachtete die verdrehten Knie und die nach hinten gebogenen Arme. Der Koffer war im Central Park unter dem Springbrunnen zurückgelassen worden, und der Engel auf dem Springbrunnen schien auf den Koffer und die Leiche zu deuten.
»Brasi«, sagte Vito und gab Gatto die Zeitung zurück. »Er schickt Giuseppe eine Botschaft.«
»Und was will er damit sagen?«, wollte Clemenza wissen. »Komm her und bring mich um? Er hat fünf Kumpane, und dawill er sich mit Mariposas Organisation anlegen? Der ist doch verrückt, Vito, genauso verrückt wie Mad Dog Coll.«
»Warum ist er dann noch nicht tot?«, fragte Vito.
Clemenza blickte Genco entgegen, der zusammen mit Eddie Veltri zu ihnen herübergeschlendert kam. An Vito gewandt sagte er: »Die Rosato-Brüder haben mir gestern Abend einen Besuch abgestattet. Ziemlich spät.«
Genco trat zu ihnen und fragte: »Hat er es dir gesagt?«
Vito schaute Gatto an. »Richie, du und Eddie, könntet ihr euch mal ein wenig in den Häusern umschauen, bitte?« Als Gatto und Veltri weit genug weg waren, bedeutete Vito Clemenza, er möge fortfahren.
»Sie sind zu mir nach Hause gekommen, standen plötzlich
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