Die Corleones
vor der Tür.«
»Zu dir nach Hause?« Vito schoss das Blut ins Gesicht.
»Sie hatten eine Tüte Cannoli dabei, frisch von Nazorine.« Clemenza lachte. »
V’fancul’!
Ich frag sie: ›Soll ich euch vielleicht zum Kaffee reinbitten? Es ist nach elf!‹ Da schwafeln sie irgendwas von alten Zeiten, und man würde sich doch kennen. Und ich sag zu ihnen: ›Jungs, es ist spät. Wenn ihr mich nicht umnietet, was wollt ihr dann?‹«
»Und?«, fragte Vito.
»Luca Brasi«, erwiderte Genco.
Clemenza fuhr fort: »Kurz bevor sie gehen, sagt Tony Rosato: ›Luca Brasi ist ein Tier. Benimmt sich, als könnte er machen, was er will. Jemand muss sich um ihn kümmern, und zwar bald, sonst leidet das ganze Viertel darunter.‹ Und damit basta. Sie sagen, ich soll mir die Cannoli schmecken lassen und hauen ab.«
Vito wandte sich an Genco. »Heißt das, wir sollen Luca erledigen?«
»Lange macht es LaConti nicht mehr«, sagte Genco. »Aber noch hält er die Fäden in der Hand. Tomasino würde sich Luca am liebsten sofort vorknöpfen und ihm eigenhändig die Zähne rausreißen. Aber die Barzinis erwarten, dass sich alle auf La-Conti konzentrieren, und Cinquemani macht, was man ihm sagt.Außerdem, wenn du mich fragst, haben die alle Schiss vor Luca Brasi. Denen zittern die Knie.«
»Hat LaConti überhaupt eine Chance?«, fragte Vito Genco.
Genco zuckte mit den Achseln. »Ich habe eine Menge Respekt vor Rosario. Er hat schon früher in Schwierigkeiten gesteckt. Aber bisher hat er es immer wieder geschafft.«
»Nein«, sagte Clemenza, »dieses Mal nicht, Genco. Bitte.« Und an Vito gewandt: »Seine Capos sind alle zu Mariposa übergelaufen. Rosario steht ganz alleine da. Sein ältester Junge ist tot. Sein anderer Sohn und ein paar seiner Jungs halten noch zu ihm, aber das war’s dann.«
»Rosario verfügt noch über eine Menge Verbindungen«, gab Genco zu bedenken. »Bevor er nicht unter der Erde liegt, sollten wir nicht so tun, als wäre er aus dem Rennen.«
Clemenza schaute zum Himmel hinauf, als wüsste er nicht mehr, was er noch zu Genco sagen sollte.
»Hör mir zu«, sagte Genco zu ihm. »Vielleicht hast du recht, und LaConti ist erledigt, und vielleicht will ich das nur nicht wahrhaben – denn wenn das passiert, kontrolliert Mariposa alle Organisationen von LaConti, und wir werden geschluckt oder geraten unter die Räder. Was sie gerade mit den Iren machen, das machen sie dann mit uns.«
»Gut, gut«, sagte Vito und setzte dem Streit damit ein Ende. »Im Moment ist Luca Brasi unser Problem.« Und an Genco gewandt: »Arrangier ein Treffen zwischen mir und dem verrückten Hund.« Er hob den Finger, um seine Worte zu unterstreichen. »Nur ich! Sag ihm, dass ich allein kommen werde. Allein und unbewaffnet.«
»
Che cazzo!
«, rief Clemenza und sah sich um, ob jemand in Hörweite war. »Vito! Du kannst Brasi nicht nackt gegenübertreten.
Madon’!
Was denkst du dir dabei?«
Vito hob die Hand, um Clemenza zum Schweigen zu bringen. Zu Genco sagte er: »Ich möchte diesen
demone
kennenlernen, der Mariposa das Fürchten lehrt.«
»Clemenza hat recht«, erwiderte Genco. »Das ist keine guteIdee, Vito. Mit einem Mann wie Luca Brasi trifft man sich nicht allein und nackt.«
Vito lächelte und breitete die Arme aus, um seinen beiden Capos auf die Schulter zu klopfen. »Habt ihr auch Angst vor diesem
diavolo
?«
»Vito.« Clemenza richtete den Blick wieder himmelwärts.
»Wie heißt dieser Richter in Westchester?«, fragte Vito. »Ihr wisst schon – der früher mal Bulle war.«
»Dwyer«, antwortete Genco.
»Er soll mir einen Gefallen tun. Bitte ihn, so viel wie möglich über Luca Brasi herauszufinden. Ich möchte gut vorbereitet sein, bevor ich mich mit ihm treffe.«
»Wie du willst«, sagte Genco.
»Gut. Und jetzt lasst uns das Wetter genießen.« Vito legte seinen Capos die Arme um die Schultern und schlenderte mit ihnen durch das Tor. »Sind die nicht prächtig?« Er wies auf die beiden fast fertigen Häuser, die Genco und Clemenza gehören würden.
»
Sì «
, sagte Genco. »
Bella
.«
Clemenza lachte und klopfte Vito auf den Rücken. »Nicht wie früher, als wir noch Klamotten aus Lastern geklaut haben und damit von Tür zu Tür gezogen sind.«
Vito zuckte mit den Achseln. »Das hab ich nie getan.«
»Nein«, sagte Clemenza. »Verkauft hast du nie. Aber geklaut.«
»Er hat den Laster gefahren«, sagte Genco.
»Wir beide haben mal einen Teppich organisiert, weißt du noch?«, fügte Clemenza
Weitere Kostenlose Bücher