Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
ihre Freundin verwundert an. Wie konnte sie zur gleichen Zeit die Mailbox abhören, ein Gespräch führen und Namen und Rufnummern notieren?
„Steh nicht herum“, befahl Tricia gut gelaunt. „Dem Himmel sei Dank, dass gestern ein paar Lieferungen gekommen sind und wir die Regale einräumen können. Conner hat die Kisten auf meine Anweisung im kleinen Salon gestapelt.“
Besagter Salon befand sich gleich links neben der Eingangstür.
Carolyn hastete dorthin und begann sofort, die Kartons aufzureißen. Sie und Tricia verkauften Kunsthandwerk aus den gesamten Vereinigten Staaten.
Heute fand sie in einer Kiste Chenille-Pantoffeln, in eineranderen viktorianische Teewärmer.
Tricia kam, um zu helfen, und packte kunstvoll gefertigte Zierpuppen, Tagebücher und alle möglichen duftenden Badesalze aus.
Primrose erschien mit zwei Bildern auf Leinwand, beides abstrakte Darstellungen in Materialmix und in Farben, die eine gewisse Sehnsucht in Carolyn weckten.
„Ach Primrose“, staunte Tricia, hielt inne und betrachtete die Bilder. „Die sind wunderschön.“
Und Primrose, Brillenträgerin mit grauem Lockenhaar und Besitzerin der größten und buntesten Muumuu-Sammlung außerhalb Hawaiis, strahlte vor Freude. „Es sind keine Batiken wie die Weberin, aber …“
„Die sind im Handumdrehen verkauft“, versprach Carolyn beinahe traurig, woraufhin Tricia und Primrose sie neugierig-besorgt ansahen, aber nichts sagten.
In den nächsten zwanzig Minuten – mehr Zeit blieb ihnen nicht, bis der erste der drei voll besetzten Busse vorfuhr – hatten die drei Frauen viel zu viel zu tun, um weiterplaudern zu können.
11. KAPITEL
A ls der dritte Reisebus schließlich anderthalb Stunden später wieder abfuhr, waren die Warenbestände so knapp geworden, dass Carolyn und Tricia den Laden schließen mussten.
Primroses Kunstwerke hatten auf Anhieb Käufer gefunden, ebenso wie die letzten Schürzen, die jüngste Lieferung Ziegenmilchseife und der Inhalt der meisten Kisten, die sie kurz zuvor ausgepackt hatten.
„Das war unglaublich“, rief Tricia. Sie saß erschöpft am Tisch in der Küche im Erdgeschoss, vor sich eine dampfende Tasse Tee. „Wie eine Heuschreckenplage, aber im guten Sinne.“
„Mehr als unglaublich“, stimmte Carolyn ihr glücklich zu. „Natürlich müssen wir trotzdem noch all unsere Kommissionsleute bezahlen, die Grundkosten und all das abdecken, aber – bitte einen Trommelwirbel – wir haben eindeutig Profit gemacht!“ Sie hatte gerade das pinkfarbene Kleid aus der Waschmaschine genommen und wollte es jetzt draußen auf die Wäscheleine hängen.
Tricia war völlig auf das Kleid fixiert. „Das ist hübsch“, meinte sie. „Steht ein besonderer Anlass bevor?“
„Ich habe heute Abend eine Verabredung“, bekannte Carolyn.
Nun war Tricias Interesse endgültig geweckt, und sie fragte hoffnungsvoll: „Mit Brody?“
Carolyn blieb an der Hintertür stehen und schüttelte den Kopf. „Brody und ich gehen am Samstagabend zusammen aus“, sagte sie leicht errötend.
„Tatsächlich?“
„Nur zum Essen und ins Kino“, antwortete Carolyn. Mit einer Geste, die so viel wie „Moment!“ bedeutete, lief sie nach draußen, hängte ihr Sommerkleid behutsam mit Wäscheklammernan die Leine und atmete die dünne Hochlandluft ein, die erfüllt war von blauem Himmel, knospenden Blumen und frisch gemähtem Gras.
Als sie in Nattys Küche zurückkam, legte Tricia gleich wieder los, als hätte keine Unterbrechung ihres Gesprächs stattgefunden. „Aber du gehst wirklich mit Brody aus?“
Carolyn holte sich eine Tasse, schenkte sich Tee ein und setzte sich Tricia gegenüber an den Tisch.
„Wir haben Grundregeln“, erklärte sie vorsichtig. „Verantwortlichkeiten.“
„Wer?“, wollte Tricia wissen.
„Brody und ich. Zunächst einmal sind wir übereingekommen, nicht miteinander zu schlafen.“
„Ist das eine Grundregel oder eine Verantwortlichkeit?“, ulkte Tricia.
Carolyn schnitt ihr eine Grimasse.
Tricia lachte. „Und heute Abend?“
„Bill hat mich zum Grillen zu sich eingeladen.“
„Bill?“ Tricia tat, als würde sie über den Namen nachdenken. „Das dürfte Mr Kaffee sein, oder? Der todesmutige Feuerwehrpilot?“
„Ja“, seufzte Carolyn.
„Weiß Brody davon?“
„Ja.“
„Herrlich“, jubelte Tricia. „Mein Schwager ist bestimmt ziemlich außer sich.“
„Eigentlich war er eher gleichgültig“, korrigierte Carolyn sie.
„Vielleicht solltest du glauben, es wäre ihm
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