Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
zu viel zu trinken, suchte rund um die Uhr nach Gründen für eine Prügelei und kapselte sich von den Menschen ab, die er am dringendsten brauchte: Conner, Steven und Davis und Kim.
Brody versuchte diese traurige Stimmung abzuschütteln und zwang sich, weiterzugehen. Im Haus vergewisserte er sich, dass Valentino alles hatte, was er brauchte, ließ Barney wissen, dass es Zeit war, heimzufahren, und trat wieder hinaus unter den Sternenhimmel.
Da sie nur zu zweit waren, ließ er Barney vorn sitzen, anstatt ihn auf die Rückbank zu verbannen, und fuhr auf direktem Weg nach River’s Bend. Dort fiel ihm ein, dass er noch nichts gegessen hatte. Er durchstöberte minutenlang seinen Minikühlschrank und hoffte, irgendetwas Schmackhaftes könnte sich aus dem Nichts materialisiert haben.
Irrtum.
Er nahm den Milchkarton heraus, schnupperte, um sicherzugehen, dass die Milch nicht sauer war, und schüttete gerade Frühstücksflocken in eine Schüssel, als er Scheinwerfer – zweimattgoldene Lichtsäulen – bemerkte, die das vordere Fenster streiften.
Barney, der sich gerade in seinem Körbchen am unbeheizten Herd niedergelassen hatte, spitzte die Ohren.
Eine Autotür schlug zu.
Schritte knirschten auf dem unbefestigten Weg zum Blockhaus.
Es klopfte.
„Ach, zum Teufel“, rief Brody zu Barney. „Sie ist wieder da.“
Im selben Moment öffnete sich die Tür, und Joleen strahlte ihn in der grundlosen Erwartung eines herzlichen Willkommens an. Derzeit war sie blond, und ihre Kontaktlinsen verliehen ihren Augen eine unnatürliche Violettfärbung.
Brody konnte sich kaum erinnern, was ihre natürliche Haarfarbe war. Joleen war ein Chamäleon, ständig auf der Suche nach dem perfekten Look.
„Ich bin’s!“, zwitscherte sie überflüssigerweise, trat in die Küche und stellte einen Koffer auf den Boden.
„Verdammt, Joleen“, knurrte Brody, „ich habe dir gesagt, du sollst nicht hierherkommen …“
„Es ist nur für eine Nacht“, fiel Joleen ihm ins Wort, als ob das alles anders machen würde. „Und was für eine Begrüßung ist das überhaupt, nach allem, was wir füreinander waren?“
„Wir waren Bettgefährten, mehr nicht.“ Brody verschränkte starrsinnig die Arme vor der Brust und biss die Zähne zusammen. „Du bleibst nicht hier, Joleen.“
Daraufhin versuchte Joleen es mit der gekränkten Miene, die ihr so oft weiterhalf, nicht nur ihm, sondern vermutlich Dutzenden von Männern gegenüber. „Du weißt doch, dass ich nicht bei meinen Eltern unterkommen kann“, sagte sie mit Schmollmund, die Augen feucht von auf Abruf bereiten Tränen. „Mrs Collins hat versprochen, mir das Zimmer über ihrer Garage zu vermieten. Aber es ist erst morgen bezugsfertig,und ich … ich war lange unterwegs und bin erschöpft, Brody.“
Er zückte seine Brieftasche, nahm mehrere Geldscheine heraus und streckte sie ihr entgegen. „Dann mietest du dich wohl besser drüben im Sunset-Motel ein“, sagte er.
„Aber das ist meilenweit entfernt von hier!“
„ Drei Meilen, Joleen, und schließlich musst du nicht zu Fuß gehen. Du hast dein Auto.“
Joleen beäugte die aufgefächerten Zwanziger in Brodys Hand, zögerte kurz, schnappte sie sich dann mit einer flinken Bewegung und schob sie in die Tasche ihrer engen Jeans.
„Ich habe fast kein Benzin mehr“, versuchte sie es trotzdem weiter.
„Und ich habe fast keine Geduld mehr“, erwiderte Brody.
Die Tränen drohten nicht mehr zu fließen, nachdem Joleen erkannt hatte, dass der Trick nicht funktionierte. Doch hinter den getönten Linsen blitzte Zorn in ihren Augen auf. Offenbar war sie Mitglied im Kontaktlinsen-des-Monats-Club.
„Wenn ich hier nicht bleiben darf“, sagte sie, „dann gib mir die Schlüssel zu deinem neuen Haus. Ich krieche heute Nacht dort unter.“
„Nein“, widersprach Brody grob. „Wenn du nicht bei deinen Eltern oder bei Freunden übernachten willst, kannst du entweder in deinem Auto oder im Sunset-Motel schlafen. Du hast die Wahl, Joleen.“
Eine Sekunde lang glaubte er, sie würde die Wildkatze spielen.
Stattdessen ergriff sie ihren Koffer. „Ich dachte, du wärst mein Freund“, sagte sie, und es klang nicht nur vorwurfsvoll, sondern ehrlich verletzt.
Aber Brody schluckte den Köder nicht. Er sagte vielmehr überhaupt nichts.
„Es ist wegen Carolyn“, fuhr Joleen wütend fort. „Du treibst es mit Carolyn Simmons. Schon wieder . Hast du geglaubt,ich würde es nicht erfahren, Brody? Ich habe meine Augen überall in der
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