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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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viel zu lange von deiner Heimat und deiner Familie und vielem anderen ferngehalten. Meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, alles rauszulassen?“
    Brody fuhr sich mit der Hand durchs Haar und nahm kaum wahr, dass er dabei seinen Hut zu Boden warf. Er machte keine Anstalten, ihn aufzuheben.
    „Lisa hat gesagt, sie würde das Kind zur Adoption freigeben, wenn ich sie nicht heirate“, begann er, und in seinen eigenen Ohren hörte er sich an wie ein Mann, der im Fieberwahn fantasierte. Er sah Davis nicht, sah Conner nicht – sah nur verschwommene Szenen aus lange vergangenen Jahren. „Wenn ich es zugelassen hätte, wenn ich Carolyn nicht mitten in der Nacht alleingelassen hätte, um Lisa einen goldenen Ring an den Finger zu stecken, würde Justin noch leben und mit Eltern heranwachsen, vielleicht sogar mit Brüdern und Schwestern …“
    Er unterbrach sich mit einem schmerzlichen Ton. Es war, als hätte ein Kolbenfresser seinen Redefluss gestoppt.
    „Ich habe früher auch gedacht, Blue hätte überlebt“, sagte Davis mit fester Stimme, „wenn ich an dem Morgen, als euerVater dieses verrückte Pferd reiten wollte, irgendeine kleine Sache anders gemacht hätte. Wenn ich ihn ein paar Minuten später aus dem Bett geworfen hätte, wenn ich das Frühstück um ein, zwei Tassen Kaffee mehr ausgedehnt oder meinetwegen Streit mit ihm angefangen hätte. Ganz gleich, was , wenn ich ihn nur von diesem Hengst ferngehalten hätte. Aber er war versessen darauf, ihn zu reiten, Brody, und wenn er an diesem Tag nicht abgeworfen worden wäre, dann an irgendeinem anderen. Was ich damit sagen will, ist, dass Menschen anscheinend auf die Welt kommen mit einer Liste von Dingen, die sie tun müssen, weil sie in ihre Seele eingebrannt sind. Ob sie alt sind oder jung, wenn ihre Arbeit getan ist, gehen sie.“
    Daraufhin sagte niemand etwas.
    Worte waren überflüssig.

13. KAPITEL
    C arolyn hatte unruhig geschlafen und war früh aufgewacht. Sie fühlte sich eher zitterig als ausgeruht. Sie gab Winston zu fressen, kochte sich einen Becher Instantkaffee und blickte in den beginnenden blaugoldenen Maitag. Im Nachbargarten schimmerten und changierten die wunderschönen Pappeln wie die Schleifen des Zigeunerrocks.
    Von allen Orten, an denen sie gelebt hatte, mochte sie Colorado am liebsten. Besonders wenn der Frühling so schnell in den Sommer überging, wie es offenbar in diesem Jahr der Fall war.
    Benommen von Schlafmangel und hektischen Träumen, an die sie sich nicht recht erinnerte, sah Carolyn sich selbst zu Pferde auf dem gewundenen Weg am Rande der Bergkette auf der Creed Ranch oder längs dem Flussufer. Die Luft war dünn dort oben im Hochland, doch sobald man sich daran gewöhnt hatte, war jeder Atemzug in der frischen Luft belebend.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und erwog ihre Möglichkeiten.
    Es war Werktag, und sie musste den Laden spätestens um halb zehn Uhr öffnen, doch bis dahin blieben ihr noch ein paar freie Stunden. Wenn sie sich beeilte, konnte sie zu Kim und Davis hinausfahren, Blossom satteln und Kurs auf die Berge nehmen.
    Oder den Weg am sich schlängelnden Fluss entlang.
    Ein Ausritt würde ihr einen klaren Kopf verschaffen und vielleicht auch den bangen kleinen Schmerz in ihrem Herzen lindern, mit dem sie aufgewacht war.
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, duschte Carolyn, zog wie üblich Jeans und T-Shirt an und darüber ein langärmliges Flanellhemd gegen die unvermeidliche Morgenkühle. Sie streifte Socken über, stieg in ihre Stiefel, verabschiedete sich von Winston und versprach ihm, bald zurück zu sein.
    Allein schon die Fahrt zur Creed Ranch war erfrischend. Carolyn hatte ein Autofenster halb heruntergelassen und hörte eine Keith-Urban-CD. Als Davis’ und Kims großzügig angelegtes Haus mit Stall in Sicht kam, sang sie den Text lauthals mit.
    Kim trat gerade aus dem Haus, als Carolyn vorfuhr. Sie lächelte ihr zur Begrüßung herzlich zu, die kleinen Hunde wuselten um ihre Füße herum.
    „Komm rein und trink einen Kaffee“, rief sie. „Ich muss dich etwas fragen.“
    Kim war ein Schatz und eine liebe Freundin, doch Carolyn wollte nicht herumsitzen und Kaffee trinken – sie wollte reiten.
    „Ich möchte eigentlich eine kleine Spritztour mit Blossom machen“, antwortete sie und lächelte über die komischen Mätzchen der Hunde. „Was willst du mich fragen?“
    Kim hob die Yorkies mit je einer Hand auf und trat zu Carolyn. „Davis und ich würden gern für ein, zwei Wochen nach Stone

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