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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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selbst Nachschub getauft hatte.
    Eine Gruppe, die sich selbst Kongregation nannte, hatte sich in der Ruine einer Dorfkirche zusammengefunden und intonierte folgendes Gebet:
    Einziger wahrlich überdauernder Gott!
    Lehre uns das Überdauern
    Birg uns in deinem Schlund
    Mach uns körperlos und frei
    wie auch wir machen körperlos und frei alle,
    die uns in Unverständnis begegnen!
    Minten betete nicht mit. Er hätte auch Mühe gehabt, sich so viele Worte merken.
    Abseits eines Feldes sah er eine Frau, die sich damit abmühte, ein totes Pferd zu tragen.
    Nur eine Stunde später begegnete Minten einem offensichtlich desertierten Dämon, der sich nach seinem Heer zurücksehnte und bitterlich weinte.
    Das Gesinde des von seinen Besatzern verlassenen Neunten Inneren Schlosses lud Minten ein, an einer Orgie teilzunehmen im »guten alten irathindurischen Sinne«. Minten war irritiert, denn wenn er sich richtig an die Vorgänge des irathindurischen Krieges zurückerinnerte, war das Neunte Baronat damals königstreu gewesen und niemals auf irathindurischer Seite. Aber eshatte keinen Sinn, sich über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Er zog weiter und davon.
    Er begegnete einem Rudel Hunde, das sich – einstmals domestiziert und auf warmen Schößen zu Hause – inzwischen zu einem struppigen, zahnbewehrten Knäuel entwickelt hatte.
    Er traf zwei Kinder, die die abgezogenen Häute ihrer Eltern als Kleider trugen, um sich in einer zuschanden gegangenen Welt geborgen fühlen zu können.
    Er sah ein Dorf, das sich selbst niedergebrannt hatte, um nicht von Plünderern niedergebrannt werden zu können.
    Er trank aus einem Teich, in dem dicht an dicht Frösche lebten, zusammengekauert vor den Unwägbarkeiten der Umgegend.
    Er geriet in ein Gewitter und schleuderte mit unwilliger Gebärde die Blitze, die ihn zu treffen trachteten, in ihren Herkunftshimmel zurück.
    Er kreuzte den Weg eines fahrenden Händlers, der den Menschen das Angebot machte, ihnen fachmännisch beim Entleiben behilflich zu sein.
    Er sah ein Tier, wie er noch nie zuvor eines gesehen hatte: riesig, grau, mit einem Rüssel, großen Ohren und Stoßzähnen, und er wusste gar nicht, ob er einen Dämon vor sich hatte oder ein seltenes Geschöpf Orisons, aber die Augen des Tieres waren so friedfertig und weise, dass es wohl doch kein Dämon war.
    So erreichte er die Hauptstadt, die er noch niemals zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte, auch nicht während seiner Zeit als reisender Faustkämpfer des »Inneren Zirkels«, auch nicht während des kurz darauf entbrannten Krieges. Der Anblick lohnte sich auch nichtbesonders. Ruinen gab es auch anderswo im Überfluss. Das Königsschloss machte Eindruck auf ihn, aber eher den hohler Prunksucht als einen guten.
    Überlebende, die zu Skeletten abgemagert aus unterirdischen Zuchtfabriken befreit worden waren, plapperten aufgeregt darüber, dass alle Dämonen nach Norden gezogen seien, vielleicht zu den Bergen, vielleicht nach Coldrin, um auch die Nebelatmer zu unterwerfen.
    Minten folgte der unübersehbaren Schneise, die der Tross aus 45 200 Dämonen durch das Land getrieben hatte.
    Hier begegneten ihm keine Seltsamkeiten mehr.
    Im Kielwasser der Dämonen wagten selbst die Krähen nicht mehr, mit den Flügeln zu schlagen.

noch fünf bis zum Ende
    Culcah spürte, wie mit jedem verstreichenden Tag größere Zufriedenheit in seinem Herzen wuchs.
    Einen dermaßen militärisch straffen Vormarsch eines Großheeres hatte er bislang noch nie hinbekommen. Vielleicht lag es an Orisons diskreter, aber dennoch dräuender Präsenz im Heerwurm – jedenfalls gab es dieses Mal endlich keine Marodeure vor der Vorhut mehr, keine Schlenderer hinter der Nachhut, keine Deserteure, keine vermaledeiten Drückeberger, die an den Rändern des Geschehens herumlungerten und sich bei Bedarf in die Büsche schlugen. Die 45 200 Dämonen marschierten als Einheit, bei aller Unterschiedlichkeit der Körperformen, Leibfarben, Hautbeschaffenheit, Nahrungsaufnahmen, Fortbewegungsarten und Verständigung. Es gab auch kaum noch Flugbegabte, was alleine schon für ein gewisses Gleichmaß in Reih und Glied sorgte. »Das ist NICHT mehr zum Kotzen!«, sprach Culcah deutlich aus und lächelte dabei behaglich über alle drei Gesichter.
    Die meisten seiner Sorgen waren verflogen. Seit sein König ihm erläutert hatte, dass nicht ein gewaltigesDämonenopfer das Ziel allen Trachtens war, sondern Frieden unter schattigen Bäumen, hatte Culcah sein altes Vertrauen

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