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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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wiedergefunden. Wie im Schlund, als das Wort Orisons im Dämonenrat noch unanzweifelbar gewesen war. Culcah schämte sich nun beinahe dafür, dass er während des Feldzuges ins Wanken geraten war. Das hässlich ausgefranste Chaos des Heeres mochte daran schuld gewesen sein. Aber nun war das Heer endlich ein richtiges, manövrierbares Gebilde. Folgerichtig pochte Culcahs Blut im stolzen Takt der marschierenden Gliedmaßen durch seinen massigen Leib. Er atmete die knirschende Winterluft, als sei sie mit Duftstoffen versetzt. Er war General und glücklich.
    Der Weg nach Norden verriet wenig über den Feind. Das von allen Lebewesen verlassene Hauptschloss des Dritten Baronats war nichts mehr weiter als eine geborstene Schale. Doch nördlich davon passierten sie dann das Schlachtfeld des Baebin-Massakers. Hier sah Culcah erstmals Rekamelkish – wenngleich tote Rekamelkish – mit eigenen Augen.
    »Aber … das sind doch DÄMONEN!«, rief er aus und eilte sofort zu seinem König, um einen weiteren Ratschluss einzuholen.
    König Orison residierte in einem unauffälligen Zelt, das von zwölf bediensteten Waran-Dämonen kontinuierlich um ihn herumgetragen wurde.
    »Mein KÖNIG!«, stieß Culcah atemlos hervor. »Unsere Feinde aus dem NORDEN … es scheint sich bei ihnen um Dämonen zu handeln! Habt Ihr Euch die Leichen schon in AUGENSCHEIN genommen?«
    »Ja. Es sind Dämonen, in der Tat. Die Coldriner benutzen sie als Reittiere.«
    »Als REITTIERE? Aber das ist ja … UNERHÖRT! Wir sollten sie befreien und unserem eigenen Heer eingliedern, anstatt gegen sie KRIEG zu führen.«
    »Bedauerlicherweise ist das vollkommen ausgeschlossen, General.«
    Culcahs sechs Augen flirrten unkonzentriert umher. »Darf ich fragen, WESHALB, mein König?«
    Orison strich sich durch den Bart und rieb sich den beleibten Bauch. »Ach, Culcah, Culcah, Culcah. So viele Fragen. Es sind Turers Dämonen, genügt dir das denn nicht? Wir teilten uns die Welt auf, damals, als selbst die Sonne noch jung war und lindgrün an den Rändern. Turer nahm sich den Norden, ich nahm mir den Süden. Seine Dämonen sind ihm treu, meine mir. Da kann es niemals eine Zusammenführung geben. Nur ein Entweder-Oder.«
    Culcah verneigte sich und machte Anstalten, das Zelt rückwärts zu verlassen. Dann jedoch hielt er noch einmal inne. »Darf ich NOCH eine Frage stellen, die mir schon seit Längerem im Kopf herumwirbelt?«
    »Du willst wissen, weshalb ich mein Land unabgewandelt nach mir benannte, Turer jedoch seines nicht einfach Turer , sondern Koll-Turuin taufte?«
    »Genau das wollte ich WIRKLICH fragen, ja!«
    Orison lächelte und ging in dem sich bewegenden Zelt auf und ab, ohne jemals den Stoffwänden zu nahe zu kommen. »Turer und ich … wir sind sehr verschieden. Auch aus diesem Grunde konnten wir uns nie auf etwas gütlich einigen. Er herrscht nicht gerne. Hält sich lieber im Hintergrund. Billigt seinen Untergebenen so viel Eigenständigkeit wie möglich zu. Läuft dadurch aber stets Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. Ich denke,er genießt das: die stetige Bedrohung durch den Zusammenbruch all seiner Ordnungssysteme. Ich bin da anders. Praktischer vielleicht. Verantwortungsbewusster. Wir trennten uns und teilten die Welt unter uns auf. Ich nahm den Süden, weil ich die Küsten mochte. Er den Norden mit Schnee und noch mehr Bergen. Er verschwand hinter einem komplizierten Maskeradenspiel. Ich wollte es ihm gleichtun, mich ebenfalls zurückhalten. Also ließ ich den Dämonen ihre Freiheit, bis alle Lebenskraft verprasst war. Dann aber musste ich sie zusammenführen, um sie zu retten. Ich weiß nicht, wie es Turer gelang, die Lebenskraft nicht aufzubrauchen. Vielleicht hielt sein Maskeradenspiel seine Dämonen doch strenger im Zaum, als ich dachte. Mir jedenfalls blieb nichts anderes übrig, als die Dämonen in den Schlund zu führen, den Menschen die Welt in beherrschbare Baronate einzuteilen und ihnen diese Ordnung bis zu unserer Rückkehr als Vermächtnis zu überlassen. Mit euch jedoch teilte ich die Zeit im Schlund. Turer dagegen ist niemals gefangen gewesen. Durch diese Kompromisslosigkeit hat er eine ungeheure Macht aufgebaut. Selbst in Orison fürchtet man den Hornbewehrten König, obwohl man ihn noch niemals zu Gesicht bekam. Jetzt aber muss es zur Entscheidung kommen. Seine Dämonen und meine Dämonen – sie können sich die Welt nicht im Einvernehmen teilen. Nicht mehr.«
    »Was seid Ihr eigentlich, wenn wir anderen nur DÄMONEN sind und

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