Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
9000 Coldriner. Wenn man die Rekamelkish, was durchaus zulässig war, als eigenständige Kämpfer zählte, kamen die Menschen sogar auf 36 000 Kämpfer, also auf eine leichte Überzahl. Zusätzlich hatten sie noch 7000 Helfer in der Hinterhand. Lae I. begriff, dass sich aufgrund der Opferbereitschaft der Coldriner ein Sieg tatsächlich in Griffweite befand. Dieser Krieg konnte von den Menschen gewonnen werden.
Im abendlichen Lager herrschte dementsprechend Hochstimmung. Man erzählte sich gegenseitig die Heldentaten des Tages und brauchte nicht einmal zu übertreiben, um ganz unglaubliche Geschichten zusammenzubekommen.
» … und als wir sie dann in der Zange hatten, sind sie übereinander geklettert und haben als Turm gekämpft, mit zehn Armen in zehn Stockwerken …«
» … und der eine hat sich zu Wasser aufgelöst, so sehr konnte der nicht mehr aufhören zu flennen, ich bin noch fast ausgerutscht in der Pfütze …«
» … habt ihr den gesehen mit der Taube im Maul? Ich dachte zuerst, der will einen auf Frieden machen, aber dann spie er mir die Taube ins Gesicht, und ich konnte vor lauter Federn nichts mehr sehen …«
» … da war auch einer, der immer wieder zu brennen anfing, wenn man ihn traf, egal wo. Man musste sich wirklich überlegen, ob es nicht ratsamer war, ihn in Ruhe zu lassen …«
» … und ich hatte einen, der sah aus wie mein Onkel Ezerd, nur mit Haaren aus Dornengestrüpp. Vielleicht ist ja doch was dran an der Geschichte, dass die Dämonen in Wirklichkeit unsere wiedergekehrten Toten sind …«
» … also der, den ich vor der Pike hatte, sah nicht aus wie ein wiedergekehrter Mensch. Eher wie eine von innen nach außen gestülpte Kuh …«
» … und ich hab aus Versehen einem Rekamelkish eins übergebraten. Sind aber auch verdammt schwer auseinanderzuhalten im Getümmel, die ganzen Insektenbeine und -fühler …«
Bei den Coldrinern herrschte deutlich weniger aufgeregtes Geschnatter. In ihrer klickenden Sprache beredeten die Krieger ruhig das bislang Geschehene und die Erwartungen des kommenden Tages.
Als Königin Lae I. sich diesen unverzichtbaren Mitstreitern zugesellte, wurde sie von Jmuan angesprochen. »Die Daimonin sterben gut und schnell«, lächelte der dunkelhäutige Divisionskommandant. »Ich hatte siemir viel stärker vorgestellt. Mich wundert beinahe, dass eine starke Frau wie Ihr überhaupt unsere Hilfe benötigt, um mit denen fertig zu werden.«
»Ja«, ächzte Lae in Gedanken, »wenn wir nicht Hugart Belischells Heer sinnlos verheizt hätten, als wir noch nicht wussten, womit wir es zu tun haben, wären wir womöglich wirklich alleine klargekommen. Dann hätten wir die Hauptstadt gehalten, kein Kind wäre auf der Flucht erfroren, kein Mensch bei Rückzugsgefechten getötet worden, kein Bergpass hätte uns zermürbt und kein Coldriner sein Reitinsekt in unser Land geführt.« Aber vor diesem »Hätte, Wäre, Wenn« hatte Taisser sie immer gewarnt. Die Korridore in die Vergangenheit hielten nichts bereit außer verschlossenen Türen.
»Noch ist es nicht geschafft«, sagte sie und erwiderte das Lächeln. »Die Dämonen haben gewiss noch nicht alles aufgeboten, was ihnen zur Verfügung steht. Wir sollten nicht zu früh in Jubel ausbrechen.«
»Das werden wir nicht«, versicherte er ihr und gliederte sich dann wieder bei seinen Männern ein.
In dieser Nacht verspürte Lae eine beinahe unbezwingbare Lust, mit Jmuan zu schlafen. Er war so ein unverschämt gut aussehender Mann, und sie alle konnten morgen schon sterben. Aber sie war die Königin. Und wenn eine Königin sich mit dem Divisionskommandanten eines anderen Landes einließ, mochte dies zu politischen Verwicklungen führen, deren Folgen gar nicht absehbar waren.
Lae fühlte sich unfrei wie schon lange nicht mehr, aber erstmals seit Wochen waren ihre Gedanken wenigstens nicht mehr bei Taisser Sildien.
noch vier bis zum Ende
Der zweite Tag der großen Entscheidungsschlacht begann im Dunkel der Nacht.
Culcah sah keinen Sinn darin, sich an irgendwelche überlieferten Gebräuche der Ehre zu halten. Er war ein Dämon, und weil er ein Dämon war, konnten er und seine Krieger in der Nacht besser sehen als die Menschen. Die Verluste des ersten Tages waren ärgerlich genug gewesen; Culcah hatte keine Lust, am zweiten Tag noch weiter ins Hintertreffen zu geraten.
Die Wachtposten der Menschen warnten das Lager vor dem Ansturm der Ungeheuer. »So lautlos wie MÖGLICH!«, hatte Culcah in durchaus
Weitere Kostenlose Bücher