Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
abstellen, eine Insel zu beschützen, die hinter den Feindeslinien und außerhalb jeglicher taktischer Bedeutung liegt.«
»Aber von dieser Insel aus könntet Ihr dem Feind in den Rücken fallen!«
Traurig schüttelte die Königin den Kopf. »Wenn wir sie von der Küste oder vom Meer aus angreifen, treiben wir sie nur ins Landesinnere hinein. Das ist schlecht für alle Menschen, die dort leben. Ich würde die Dämonen lieber ins Meer treiben, damit sie dort ertrinken. Nicht andersherum.«
Nenamlelah ließ den Kopf sinken. Die Königin ebenfalls. Nenamlelahs Brüder bekamen in Gegenwart der Königin, in einer Nähe, in der man sogar ihr Parfum riechen konnte, weiterhin keinen Ton heraus.
Plötzlich ruckte Nenamlelahs Kopf wieder hoch. »Dann gebt uns nur drei Mann mit. Drei Mann, die den Menschen meiner Insel beibringen können, wie man kämpft. Und ich verspreche Euch, meine Königin: Die Insel Rurga wird sich selbst behaupten!«
Die Königin nahm die junge Witwe in ihre Arme.
noch dreiundvierzig bis zum Ende
Der Heereskoordinator des Fünften Baronats, Hugart Belischell, war ein umsichtiger Mensch. Sehr schlank und hochgeschossen, mit weißem, welligem Haar, machte er schon von Weitem den Eindruck, kein Mann zu sein, der sich jemals einem einfachen Vergnügen hingab, ohne schon vorher dessen Preis und Konsequenzen errechnet zu haben.
Nachdem er so schnell wie möglich vom Hauptschloss des Fünften Baronats aus in die Hauptstadt geritten war, eröffneten die Königin und ihr Berater ihm, dass im Süden Krieg herrsche und er unverzüglich ein Heer aus 25 000 Soldaten aufzustellen habe. Er wurde nur einen einzigen Moment lang bleich. Dann begann er sofort mit der Arbeit.
Es ging gegen Dämonen.
Dies war der Albtraum seiner Vergangenheit.
Er war bereits in jungen Jahren zum Heereskoordinator aufgestiegen, unter dem gütigen, ältlichen Baron des Fünften Baronats. Heereskoordinator war eine eigenartige Aufgabe gewesen, denn damals herrschte nirgends Krieg. Es war der richtige Beruf für einen umsichtigenMenschen gewesen. Man musste Soldaten heranbilden und disziplinieren, sie nach einigen Jahren des Dienstes an der Waffe wieder in das Zivilleben entlassen, und versuchen, ihnen inzwischen etwas mitgegeben zu haben, das sie auf ihrem weiteren Lebenslauf nutzbringend verwenden konnten. Keine schlechte Aufgabe eigentlich. Überwiegend Verwaltungskram und anspornende Reden halten. Appelle abnehmen. Paraden inspizieren.
Dann war plötzlich, aus buchstäblich heiterem Himmel, der Krieg gekommen.
Das Sechste Baronat war wahnsinnig geworden und griff unter dem Namen Irathindurien seine Nachbarn an. Von der Seeseite aus hatte Irathinduriens schauerlicher Heereskoordinator Eiber Matutin das Fünfte Baronat überrumpelt, und die Obersten Schulzen der Hafenstädte händigten ihm nicht nur ihre Städte, sondern sogar noch Soldaten aus, um seine Linien zu verstärken. Niemand wusste mit Krieg richtig umzugehen. Man dachte am Meer, dass es klüger sei, Schaden abzuwenden, anstatt lange Widerstand zu leisten.
Das Äußere Schloss ergab sich ebenfalls dem Feind, der vor Kurzem noch ein Freund gewesen war.
Das Hauptschloss jedoch leistete erbitterten Widerstand. Der gütige, ältliche Baron und sein junger Heereskoordinator Hugart Belischell. Die Schlacht um das Hauptschloss wurde ein entsetzliches Massaker. Hugart Belischell war so tief in das Fleisch anderer Menschen getaucht, dass er sich hinterher kaum noch wiederzuerkennen vermochte. Das Schloss brannte nieder, und mit ihm der gütige, ältliche Baron. Es gelang Hugart Belischell, sich zum Inneren Schloss durchzukämpfen. Die Überlebenden ersuchten ihre anderen Nachbarn,das Vierte Baronat, um Beistand. Doch das Vierte Baronat war ebenfalls wahnsinnig geworden, nannte sich nun Helingerdia und drohte hohnlachend mit Einmarsch. Hugart Belischell formulierte die Kapitulation, musste mit ansehen, wie seine letzten Truppen dem irathindurischen Heer eingegliedert wurden und in einen vollkommen sinnlosen Krieg gegen Helingerdia zogen, und verbrachte selbst den Rest des Krieges in einem vor Unrat überquellenden Kerkerraum im Inneren Schloss. Er hatte es streng genommen nur der Unzurechnungsfähigkeit Eiber Matutins zu verdanken, nicht an Ort und Stelle hingerichtet worden zu sein.
Im Kerker hatte Hugart Belischell viel Zeit, sich den Kopf zu zermartern, was denn eigentlich vorgefallen war.
Und dann, später, erfuhr er es.
Seine Kerkerwächter erzählten ihm, dass die
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