Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
weiterhin alle Reste seiner Magie aufzuschlürfen gedachte, die in den Dämonen noch gebunden waren? Weil Orison nicht nur alleine herrschen, sondern sogar alleine existieren wollte?
Culcah fühlte ein Fieber der Furcht durch seinen massigen Leib schüttern.
Aber am nächsten Morgen gab er genau die Befehle, die Orison ihm empfohlen hatte.
Denn das Einzige, was noch schrecklicher war, als für den König aller Dämonen in den Tod zu gehen, war, sich gegen ihn aufzulehnen.
noch siebenundzwanzig bis zum Ende
Snidralek war von Orogontorogon persönlich ausgewählt worden, an der Verfolgung und dem Zurstreckebringen der Menschenkönigin teilzunehmen.
Snidralek war zwar keiner der schnellsten, aber allein durch seine Körpergröße den meisten anderen Dämonen gegenüber im Vorteil: Wo er einen Schritt machte, brauchten sie drei. So hielt er sich recht gut im Tross und genoss es, die weite, kalte Landschaft zu durcheilen. In seinem alten Körper wäre er sicherlich pausenlos gestürzt und umgerempelt worden, und seine erkältet triefende Nase hätte ihm das Dasein verleidet. So jedoch war er stark und gesund, niemand wagte es, sich mit ihm anzulegen, einzig Orogontorogon zeigte keinerlei Respekt, aber das war in Ordnung so, Orogontorogon war immerhin der Anführer.
Die Landschaft zog vorüber, als würde sie an allen Seiten um den Tross herumgerissen.
Die Wolkenpeinigerberge wirkten höher und näher, als wüchsen sie unablässig aus dem schneebedeckten Land empor.
Orogontorogon war in Sorge. Dem Menschenkind ging es überhaupt nicht gut. Es schwitzte und fror dabei, seine Ausscheidungen und Ausdünstungen rochen bitter und scharf. Er hüllte sie in erbeutete Decken und tunkte es in Schnee, je, nachdem, ob es sich gerade frostig oder glühend anfühlte. In einem Ausbruch von Hilflosigkeit versuchte er, Entchen zu füttern, aber das Stofftier ließ sich nichts verabreichen. Orogontorogon fluchte darüber, nicht auf seinen eigenen Instinkt gehört zu haben. Es wäre richtig gewesen, das Kind dem alten Muttchen anzuvertrauen, aber Genja hatte sich so sehr gesträubt, so sehr.
Sie starb dahin. Er konnte es wittern. So ein Mensch starb schneller, als er wuchs. Auf diese Weise würde Orogontorogon nie herausfinden, ob aus der kleinen Genja jemals eine Frau geworden wäre.
Er fluchte, wie Culcah das auch immer machte. So fühlte es sich also an, ein Kommando innezuhaben.
Die Fährte der fliehenden Menschen konnte deutlicher nicht sein. Überall fand man ihre Losung. Auch unter ihnen gab es viele, die krank waren und schwach.
Schneetreiben setzte ein und aus.
Die Sonne schaute vorbei und verzog sich wieder.
Geflügelte meldeten Menschen voraus. Viele Menschen.
Die Uniformierten, welche die Nachhut nach hinten abschirmten, glaubten zuerst, ihren Augen nicht trauen zu können.
Im Schneegestöber nach Süden gaukelten Trugbilder am Himmel. Der Boden schien fransig, wie mit stacheligen Pflanzen bestanden.
»Es sind Dämonen«, raunte einer mit greisenhafter Stimme. Er war erst siebzehn.
»Du irrst dich«, widersprach ein anderer. »Das sind Zugvögel oder so was. Eine durchgegangene Rinderherde, die sich unter den Wolken spiegelt.«
»Nein«, beharrte der Siebzehnjährige. »Reite nach vorne und melde der Königin: Der Feind holt uns ein. Der Tod ereilt uns.«
Der Tod ereilt uns.
Diese Meldung erreichte die Königin. Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Der Tod? Nein. Das ist nicht einzusehen.«
Gemeinsam mit Lehenna Kresterfell organisierte sie in Windeseile einen Verteidigungsplan. Die Kampfbegabten nach hinten. Die Schwachen nach vorne, zum Weiterfliehen und Abstand gewinnen.
Kurz quälte sie die Widersinnigkeit dieser Entscheidung: die Starken opfern, damit die Schwachen weiterkamen.
Aber alles andere wäre Mord gewesen. Massenmord. Und Massenmord an den eigenen Leuten stand einer ehemaligen Offizierin nicht zu Gebote.
Sie befahl Lehenna Kresterfell, die weitere Flucht zu leiten, und ritt selbst nach hinten in den Kampf.
Marna Benesand schwankte nur kurz.
Eigentlich hatte sie geschworen, niemanden mehr zu verlieren, alle ihre Schwestern sicher nach Coldrin zu führen.
Aber hier bot sich ihr eine Möglichkeit, Seite an Seite mit der Königin im Gefecht zu stehen. Die Schmach vonden Töchtern abzuwaschen, die zwei aufeinanderfolgende Fluchten ihnen im Verborgenen zugefügt hatten.
Sie schwankte nur kurz.
»Jede von uns erschlägt mindestens zehn! Das ist ein verdammter Befehl!«, keuchte sie und gab ihrem
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