Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Getreuen beiseite und schlitzte und ritzte und schnitt und entweidete.
Seine wuchtige, jeden Menschen um mindestens zwei Kopflängen überragende Gestalt wurde zu einem Mittelpunkt im Töten und Wüten. Nirgendwo gab es Gnade. Stein fing Feuer. Rauch bildete Arme aus und erdrosselte. Tote wankten umher und wurden ein weiteres Mal niedergehauen. Mörder küssten einander und mordeten dann weiter. Die Dämonen vermählten sich mit dem Blut ihrer Feinde.
Culcah stach und brach und spaltete und sägte. Er fand, dass Selbertöten einfacher war, als anderen lediglich den Befehl dazu zu geben. Er fühlte, wie er seinen Dämonen endlich näherkam. Sie hatten ihm nie wirklich getraut, nie wirklich begriffen, weshalb er sie in den Tod schicken konnte und sie für ihn in diesen Tod hineingehen mussten, wo sie doch alle denselben Ursprung hatten: entschlüpft am selben Tag zur selben Stunde dem kollabierenden Mahlstrom. Jetzt staunten sie aber! Er war nicht nur einer von ihnen, er war sogar besser als sie!
Er fetzte und köpfte und pfählte und drosch. Witercarz wurde zu Wasser unter seinem stahlharten Zugriff, zum Todesschweiß seiner Bewohner. Niemand durfte am Leben bleiben.
Am Ende riss Culcah einem der Kristallritter die Rüstung herunter und fand darin einen schlotternden zwölfjährigen Knaben. Das Vierte Baronat hatte schon längst sein allerletztes Aufgebot erschöpft. Die strahlenden Rüstungen, die überall noch Gegenwehr vorgaukelten,waren so gut wie leer. Unter dieser Erkenntnis fiel Witercarz in sich zusammen wie ein Spinnennetz unter dem Bewurf durch einen Felsbrocken.
Die Dämonen wollten nun feiern. Doch Culcah trieb sie unbarmherzig weiter. Culcah, der sich ihren Respekt mit dem Blut und dem Fleisch von mindestens einhundert eigenhändig getöteten Menschen erworben hatte. Er trieb sie durch Felsen und Schnee und Hagel und Eis und Tagesblenden und Nachtblindheit hindurch bis hinunter zum Hauptschloss. Dort gab es kaum noch Widerstand. Das Vierte Baronat war an Seele und Leib gebrochen.
Das Äußere Schloss war nun nichts weiter als eine Formalität. Behütet von zwei Seitenarmen des Flusses Eigefel stand es in meernaher Ebene, und die Überquerung der Flussarme mit ihrem trügerischen Eis erwies sich als gefährlicher als die Einnahme des Schlosses selbst. Die Hafenstädte Ferretwery, Zarezted und Zetud lagen nun in Schlagdistanz, doch Culcah entschied sich dafür, die Küste noch Küste sein zu lassen und sich stattdessen eigenhändig um die Probleme im Zweiten und Ersten Baronat zu kümmern: den dunklen Ritter namens Stummsturm und die Deserteure, die sich unverschämterweise gegen das von ihm entsandte Heer gewandt hatten.
Er ließ fünfhundert Soldaten als Besatzung im Äußeren Schloss, so, wie er das auch schon im Hauptschloss, in Witercarz und im Inneren Schloss getan hatte, und brach mit seinen verbleibenden 8000 Recken Richtung Westen auf, um sich mit dem durch Boten verständigten Heer aus dem Dritten Baronat, das dort ohne nennenswerte Kämpfe auf den Spuren des Fluchtzuges der Menschenköniginsämtliche Schlösser eingenommen hatte, zu vereinigen.
Culcahs Soldaten murrten nicht mehr.
Sie hatten in kurzer Folge eine Stadt und zwei Schlösser eingenommen. Sie hatten sich mit den dortigen Vorräten und Opfern die Bäuche vollschlagen dürfen. Sie hatten sogar den einen oder anderen Menschenmann auf spaßige Art und Weise vergewaltigt.
Sie wussten, dass sie Helden waren, während die aus dem Dritten Baronat nicht einen nennenswerten Kampf vorzuweisen hatten, die aus dem Zweiten sich von einem einzelnen Menschenritter in Furcht und Schrecken versetzen ließen und die aus dem Ersten sich peinlich mit ihresgleichen rauften.
Sie lachten und schmiedeten rauhe Verse über die anderen Dämonen. Verse wie:
Man schickte uns zum Zweiten,
vergaß aber, uns vorzubereiten,
dass Kerle dort in Rüstungen gleiten,
um uns in die Ärsche zu reiten!
oder:
Bei uns im Ersten läuft alles nach Plan,
die Arbeit ist leicht, ist schleunigst getan.
Doch was ist nur los mit mei’m Hintermann?
Er greift mich an! Er greift mich an!
oder:
Bei uns im Dritten ist gar nichts los.
Wo sind die bloß? Wo sind die bloß?
Das Baronat ist riesig groß
und aus uns’ren Ohren wächst langsam Moos.
Culcah genoss diese Stimmung. Auf seinem Kaltblüter, dem Wind, Wetter und Dämonenkrakeelen nichts auszumachen schienen, ritt er inmitten seiner Kämpen dahin, lachte mit ihnen, trank mit ihnen und labte sich mit ihnen am
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