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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bürgerwehrvertretern weinten drei. Die fünf Residenzbewacher waren bleich wie die Wüste selbst. Und einer von den Nachtwächtern kotzte sich die Seele aus dem Leib. Bei jedem »Jawohl, Präposita!« pladderte es ihm aus der bärtigen Schnauze. Es war nicht schön. Nicht schön.
    Sie überlegte, ob sie ihre wackeren Mannen durch ein Lied einschwören könne, aber im Gesamtgefüge aller Kohorten, die allesamt schweigsam und entschlossen wirkten, hätte das seltsam ausgesehen. Konnte das sein, dass nur sie die Feiglinge und Schwächlinge abkommandiert bekommen hatte? Aber nein. Wenn sie genauer hinschaute in die anderen Kohorten, sah sie dort in den Mitten, abgeschirmt nach außen von Trägern beherzter Mienen: wüstenweiße Gesichter, tränenfeuchte, von tagelanger Appetitlosigkeit bereits eingesunkene Wangen und junge Menschen, deren verkrampfte Beinstellungen auf dringliche Notdurften schließen ließen. Alle Kohorten bestanden aus Elend. Aztrivavez war noch nie eine Stadt gewesen, die herausragende Krieger kultiviert hatte. Möglicherweise waren die legendären Beschnittenen aus einem anderen Holz geschnitzt. Man würde es jetzt feststellen. Schmerzhaft.
    Die neun Mannshohen hatten bereits Feindkontakt. Schlugen um sich. Wurden geschlagen. Schlugen weiterhin um sich. Es war erstaunlich, dass sie als Gruppe zusammenblieben, obwohl kein Sammler bei ihnen war, um sie zu treiben. Vielleicht hatten sie sich aneinander gewöhnt und fürchteten das Alleinsein. Dachten, es könnte ihnen, wenn sie sich trennten, noch schlechter ergehen als ohnehin schon.
    Die zehn Präpositi gellten unterschiedliche Kommandos und setzten ihre Kohorten in Marsch. Sämtliche Kohorten wurden nun von Sammlern begleitet. Eine der Miralbras hatte offensichtlich ihre gesamte zehnköpfige Besatzung in den Kampf geschickt und stand nun komplett führerlos auf ihren Rädern. Ein anderes Schiff hatte alle ihrer Lenker bis auf einen einzigen behalten, und dieser einzige war bezeichnenderweise der Kapitän.
    In Daegrens Kohorte drängten sich der gelbzahnige Prengvil und der albern vergoldete Kapitän Renech vor lauter Übereifer schier an der Präposita vorbei. Sie musste die beiden zurückpfeifen, sie mit Worten an die Kandare nehmen. Prengvil hörte kaum auf sie, der Kapitän, der das Herrschen mittels Worten gewöhnt war, schon eher.
    Der Wind der Wüste schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu wehen und überschüttete sie mit Feinsand, als empörte er sich gegen das sich anbahnende Geschehen. Für einen Augenblick verlor Daegren sogar regelrecht die Orientierung, dann sah sie wieder Adain grinsend neben sich gehen. Dass dieser Kerl seine enganliegende, lederartige Kleidung bis zur Hüfte herabgestreift hatte, erschien ihr wie eine Verhöhnung jeglichen militärischen Rüstungsbestrebens. Der Nachtwächter kotzte noch immer. Mochten die Seeteufel wissen, woher er das alles nahm.
    Die Schiffe waren schon nur noch hochmastige Spukleiber. Der Wind frischte weiter auf. Sand prasselte wie feingeschroteter Hagel.
    Plötzlich tauchte direkt vor Daegren Tornhir auf, der Oberbefehlshaber aller Kohorten. »Wo ist Adain?«, herrschte er sie an.
    Daegren zeigte dorthin, wo sie Adain gerade eben noch gesehen hatte, doch dort war er nicht mehr. Er war schon weiter vorne, vor sämtlichen Kohorten. Dort, wo die Stadt sich abzeichnete und davor das Gebrodel aus Mannshohen und Beschnittenen .
    »Setz den roten Hund jetzt frei!«, rief Tornhir ihm hinterher. Aus hierarchischen Gründen verzichtete der Oberbefehlshaber darauf, dem Halbbekleideten nachzurennen.
    Adain hob eine Hand, ohne sich umzudrehen, wahrscheinlich zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Die Mannshohen wüteten furchtbar unter den Soldaten der Bescheidenen . Die Beschnittenen wichen sogar zurück und bildeten fließend sich zusammenziehende und wieder ausdehnende Kreise um die Gruppe der Wüstendämonen, die bereits mehr als zwanzig Menschen zerrissen hatte. Der kleine Dämon mit der Triefnase war immer noch dabei, mitten im Pulk, und es sah aus, als würde er eher von seinen eigenen Artgenossen gerempelt und zerschrammt werden als von irgendwelchen Gegnern.
    Adain blieb stehen und sammelte sich. Sein Abstand zu den Kohorten war nun groß genug. Er breitete beide Arme nach oben und öffnete die innere Schleuse. Rot pulste aus ihm hervor, sprühte aus seinen Armhärchen, seinen Fingernägeln und -kuppen, den Hautfalten seiner Achseln und sogar aus seinen Brustwarzen. Der rote Hund bildete sich

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