Die Dämonen
Stadtteil gebrannt hätte, so hätte doch dieses Haus allein unversehrt bleiben können, von welcher Richtung auch der Wind kommen mochte. Es ergab sich daraus, daß es für sich und selbständig zu brennen angefangen hatte und folglich eine besondere Absicht vorgelegen haben mußte. Aber die Hauptsache war, daß es nicht zum Abbrennen des Häuschens gekommen war und in seinem Innern um die Morgendämmerung erstaunliche Dinge entdeckt worden waren. Der Besitzer dieses neuen Hauses, ein Kleinbürger, der in der nächsten Vorstadt wohnte, hatte kaum das Feuer in seinem neuen Hause gesehen, als er auch schon hineilte und es mit Erfolg schützte, indem er mit Hilfe der Nachbarn das an einer Seitenwand aufgeschichtete Holz, welches brannte, auseinanderwarf. Aber in dem Hause wohnten Mieter, ein in der Stadt bekannter Hauptmann mit seiner Schwester und bei ihnen eine bejahrte Magd; und siehe da, diese Mieter, der Hauptmann, seine Schwester und die Magd, waren alle drei in dieser Nacht ermordet und offenbar beraubt worden. (Hierher hatte sich auch der Polizeimeister von der Feuersbrunst zu der Zeit begeben gehabt, als Lembke das Bett zu retten suchte.) Gegen Morgen verbreitete sich diese Nachricht, und eine gewaltige Menge von Menschen aller Art, darunter sogar viele Abgebrannte, strömten nach dem freien Platze zu dem neuen Hause hin. Es war schwer hindurchzukommen, so groß war das Gedränge. Man erzählte mir sofort, der Hauptmann sei mit durchschnittener Kehle gefunden worden, auf einer Bank liegend, angekleidet; er sei wahrscheinlich in sinnlos betrunkenem Zustande ermordet worden, so daß er den Mörder nicht gehört habe, und habe geblutet »wie ein Ochse«; seine Schwester Marja Timofejewna sei von Messerstichen ganz durchlöchert und habe auf dem Fußboden an der Tür gelegen, so daß mit Sicherheit anzunehmen sei, sie sei wach gewesen und habe sich gewehrt und mit dem Mörder gerungen. Der Magd, die sicherlich ebenfalls aufgewacht sei, sei der Schädel vollständig zerschmettert. Nach den Erzählungen des Hauswirtes war der Hauptmann noch am Vormittage des vorhergehenden Tages betrunken zu ihm gekommen, hatte geprahlt und viel Geld gezeigt, gegen zweihundert Rubel. Die alte, abgescheuerte grüne Brieftasche des Hauptmanns war leer auf dem Fußboden gefunden worden; aber Marja Timofejewnas Kasten war unangerührt gewesen, desgleichen der silberne Rahmen des Heiligenbildes; auch die Garderobe des Hauptmanns stellte sich als unversehrt heraus. Es war offenbar, daß der Dieb es eilig gehabt, die Verhältnisse des Hauptmanns genau gekannt hatte, nur um des Geldes willen gekommen war und gewußt hatte, wo er es finden konnte. Wäre der Hauswirt nicht so bald herbeigekommen, so würde das brennende Holz sicherlich das Haus in Brand gesetzt haben, und, sagten die Leute, an den verbrannten Leichnamen wäre es dann schwer gewesen, die Wahrheit zu erkennen.
So wurde die Sache dargestellt. Noch eine Notiz wurde hinzugefügt: die Wohnung habe für den Hauptmann und dessen Schwester Herr Nikolai Wsewolodowitsch Stawrogin, der Sohn der Generalin Stawrogina, gemietet, und er sei zu diesem Zwecke persönlich zu dem Wirte gekommen; er habe dem Wirte erst sehr zureden müssen, da dieser die Wohnung nicht habe hergeben wollen, weil er das Haus zu einer Schenke bestimmt gehabt habe; aber Nikolai Wsewolodowitsch habe wegen des Preises keine Schwierigkeiten gemacht und die Miete gleich auf ein halbes Jahr vorausbezahlt.
»Dieses Feuer ist nicht ohne besondere Absicht angelegt worden,« hörte ich in der Menge sagen.
Aber die Mehrzahl schwieg. Die Gesichter waren finster; eine größere, sichtbare Aufregung konnte ich jedoch nicht wahrnehmen. Ringsumher fuhr man aber fort Geschichten von Nikolai Wsewolodowitsch zu erzählen, und daß die Ermordete seine Frau gewesen sei, und daß er gestern aus einem der angesehensten Häuser der Stadt, bei der Generalin Drosdowa, ein junges Mädchen, ihre Tochter, »unehrenhafter Weise« zu sich entführt habe, und daß darüber Klage in Petersburg erhoben werden solle; und daß seine Frau ermordet sei, das sei offenbar geschehen, damit er das Fräulein Drosdowa heiraten könne. Skworeschniki war nicht weiter als zwei und eine halbe Werst entfernt, und ich erinnere mich, daß mir der Gedanke kam: soll ich nicht Nachricht dorthin gelangen lassen? Übrigens bemerkte ich nicht, daß jemand die Menge besonders aufgehetzt hätte; ich will keine Unwahrheit auf mein Gewissen laden; allerdings huschten vor
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