Die Dämonenfalle
Wochen.«
»Kannst du feststellen, ob es Higher-verseucht ist?«
Ziggy seufzt wie jemand, der sich dazu zwingen muss, das Richtige zu tun. »Nicht von außen, nicht mit deinem Sensor. Dazu muss man einen ausführlichen pathologischen Scan machen.« Er deutet auf eine Ansammlung von Gerätschaften auf einem Tisch in der Nähe.
»Okay«, sagt Paul, und er klingt ähnlich bekümmert. »Nimm es raus und starte die Prüfung.«
Ziggy wendet sich den medizinischen Instrumenten zu und nimmt ein verstörenderweise phallisch geformtes Gerät zur Hand.
In diesem Augenblick schafft Imelda es zu schreien.
Von allen Erinnerungen, die Paul in der Lage war zu extrahieren, war die Ankunft die lebendigste.
Der Engel klammerte sich am Rumpf des Raumschiffs fest, als der riesige Frachter tausend Kilometer über den hellblauen Weiten von Anagaskas größtem Ozean aus dem Wurmloch austrat. Das schwindende violette Licht des exotischen Wurmlochgefüges streifte über sein Gesicht, enthüllte halb erwachsene, bewusst androgyn gehaltene Züge. Mit dem ausgeprägten Kinn hätte man das Antlitz bei einer Frau eher als apart und anziehend denn klassisch schön bezeichnet, während man es bei einem Mann als fein gemeißelt charakterisiert hätte. Auch das weite weiße Baumwollhemd und die locker geschnittene Hose offenbarten keinen Hinweis auf sein Geschlecht.
Sobald sich das Wurmloch schloss, begann der Raumfrachter zu sinken, jagte hinab auf den Planeten, wo New Helsinki hinter der Dunkelheit der Tag-Nacht-Grenze schlummerte. Von seiner Position direkt hinter dem Maschinenraum des Frachters aus konnte der Engel sehen, wie die Inselgruppen unter ihm vorbeiflogen. Der Eindruck von Geschwindigkeit war stark, und man hätte erwartet, dass der Fahrtwind ihm das honigblonde Haar aus dem Gesicht zerrte. Doch stattdessen lächelte er nur im ihn umhüllenden Vakuum der Welt entgegen, die ihn erwartete. Advancersinne enthüllten das dichteelektronische Rauschen der planetaren Cybersphäre, das durch die Atmosphäre geisterte, nur unterbrochen von gelegentlichen Ausschlägen während der Kontaktaufnahme mit Anagaskas Satelliteneinrichtungen.
Als der Engel auf die Flugüberwachung des Raumhafens zugriff, konnte er keinen Hinweis darauf finden, dass der Frachter einer außergewöhnlichen Überprüfung unterzogen werden sollte. Das Sicherheitslevel war niedrig, und die Systeme des Raumschiffs wurden auch nicht mittels einer intelligenten Überwachungsroutine durchleuchtet. Die ortsansässige Protektorat-Gruppe wusste nicht, dass er hier war. Nicht dass die Leute des Protektorats am Raumhafen jemals aktiv in Erscheinung traten; doch jeder Besucher auf Anagaska wurde heimlich von ihnen überwacht; und wenn er einfach inkognito eingereist wäre, hätte ihr Identitätsprüfprogramm ihn womöglich erfasst. Nein, so war es sicherer. Auf diese Weise bestand kaum eine Gefahr, dass man sein Eintreffen entdeckte.
Sobald das Raumschiff unter die orbitale Schwerkraft fiel, ließ der Engel los. Er konfigurierte die zelleigenen Biononics-Organellen, damit sie ihn in einen passiven Deflektorschild hüllten. Einen, der unbemerkt die aktiven Sensorstrahlen abfälschen würde, die dem Navigationssystem des Raumschiffs entströmten. Die Energiesequenz, die durch seine Biononics floss, war raffiniert genug, selbst seine Masse zu verbergen, sodass er völlig unbemerkt blieb, als das Raumschiff davonraste.
Der Engel begann seinen langen Fall und dehnte sein integrales Kraftfeld linsenförmig aus, bis es eine Breite von zweihundert Metern hatte. Elektrisch-blaue Blitze zuckten über die Oberfläche, als er die ersten Fetzen von Anagaskas oberer Atmosphäre berührte und in einer ausgedehnten Schleife auf Unterschallgeschwindigkeit abbremste. Die Strategie für seine Landung war einfach: Er würde sich dabei die meiste Zeit über dem Ozean befinden, sodass niemand das verräterische rote Ionenflimmern beobachten oder das unablässige Donnerschlagen seines Hyperschallsinkfluges wahrnehmen würde.
Als er auf dreihundert Kilometer herunter war, hatte sich sein Sturzflug auf wenige hundert Kilometer pro Stunde verlangsamt. Dies vor allem dank des Schutzschildes, der inzwischen eine Spanne von dreihundert Metern besaß und nun wie ein Gleitschirm funktionierte. Der Engel befand sich fünfzig Kilometer von Olhavas Westküste entfernt, als er die Form des Schildes ein weiteres Mal veränderte – diesmal zu einem libellenflügelartigen Gebilde, welches ihm und seinesgleichen
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