Die Daemonenseherin
gekommen, als es an der Tür klingelte.« Sie berichtete dem Detective, wie der Professor sie in den Schrank geschoben und was sie von dort aus beobachtet hatte. »Er trug eine Sturmhaube und Handschuhe. Kurz bevor Sie kamen, ist er durch das Wohnzimmerfenster abgehauen.«
»Über die Feuerleiter«, bestätigte Drake. Einen Moment lang musterte er sie, als versuche er herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagte, dann fragte er: »Warum hat er Sie versteckt?«
»Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass mich jemand bei ihm sieht.«
»Und warum sind Sie nicht herausgekommen, nachdem mein Auftauchen den Killer in die Flucht geschlagen hat?«
»Das hätte mich zu einer Hauptverdächtigen in einem Mordfall gemacht.«
Er hob eine Augenbraue.
Alessa seufzte. »Was ich jetzt wohl auch bin.«
»Nein.«
»Nein?«
»Ich habe den Kerl davonlaufen sehen. Solange die Untersuchungen nichts Gegenteiliges beweisen, sind sie lediglich eine Zeugin, Miss Flynn. Allerdings würde mich doch interessieren, wie Sie es geschafft haben, mich im Schlafzimmer einzusperren. Haben Sie den Schlüssel abgezogen und mitgenommen?«
»Ich habe Sie nicht eingesperrt«, behauptete sie. »Als die Tür zufiel, bin ich aus dem Schrank und davongelaufen. Das ist alles.«
Detective Drake runzelte die Stirn. »Dann muss ein Luftzug die Tür zugeworfen haben. Was aber immer noch nicht erklärt, warum sie abgeschlossen war.«
»Vielleicht war sie das gar nicht. Das Haus ist alt, ebenso die Türen. Manchmal rasten Schlösser einfach so ein – ohne dass jemand etwas dazu tun muss.«
Obwohl Drake nicht sonderlich überzeugt wirkte, ließ er Alessas Theorie unkommentiert. Noch immer ruhte sein Blick auf ihr, was sie immer nervöser machte. Das war seine Masche. Auf diese Weise versuchte er sie zu verunsichern und dazu zu bringen, sich in Widersprüche zu verwickeln. Das durfte sie nicht zulassen! Doch da war noch etwas in seinen Augen, etwas von dem sie nicht wusste, was es war, das aber ihren Blick anzog und es ihr schwermachte, sich davon loszureißen.
»Warum waren Sie dort?«
Alessa blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
»In der Wohnung des Professors.«
»Ich …« Oh verdammt! Was sollte sie ihm sagen? Kommen Sie später wieder, dann habe ich eine vernünftige Ausrede parat? Die Verlockung, ihn einfach vor die Tür zu setzen, war groß. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, würde sie schnell von Zeugin auf Verdächtige umsortiert werden. »Ein Freund von mir ist verschwunden. Ich habe gehört, dass der Professor der Gemeinschaft angehört, und wollte … Ich hatte mir erhofft, er könne Mikey für mich ausfindig machen.« Was für eine geniale Ausrede! Indem sie vorgab, die Dienste eines Sehers in Anspruch nehmen zu wollen, käme der Detective nie auf den Gedanken, sie könne selbst ein Mitglied der Gemeinschaft sein.
»Haben Sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Der Mann stellte zu viele Fragen! »Er ist nicht auf diese Weise verschwunden. Nur aus meinem Leben. Wir haben uns gestritten, da hat er seine Sachen gepackt und ist abgehauen.«
Wieder wanderte sein Blick durch das Zimmer, und in seinen Augen stand die Frage, wie in diesem Loch zwei Leute leben konnten, ohne sich gegenseitig zu erdrücken. »Haben Sie es bei seiner Familie versucht?«
»Er hat keine Familie mehr.«
»Freunde?«
Seien Sie nicht so verdammt hartnäckig! »Glauben Sie mir, Detective, ich habe alles versucht. Wenn er bei seinen Freunden untergekommen ist, sagen die es mir nicht. Deswegen wollte ich mir Gewissheit verschaffen und bin zu Professor Sparks.«
»Was hat er herausgefunden?«
»Nichts.« Allmählich schwand ihre Gelassenheit und sie wünschte sich nur noch, Drake würde endlich verschwinden. »Bevor ich überhaupt sagen konnte, warum ich gekommen war, kam der Typ mit der Sturmhaube dazwischen.«
»In Ordnung.« Er griff in seine Tasche, zog eine Visitenkarte hervor und hielt sie ihr entgegen. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.«
»Was ist mit meinem Handy?«
»In Ihrer Jackentasche.«
Um ein Haar hätte sie erstaunt die Augen aufgerissen. Was war das für ein Polizist, der ihr Beweismittel aushändigte? Einfach so. Alessa warf einen Blick auf die Karte in ihrer Hand. Nur sein Name und eine Handynummer.
»Ich arbeite viel undercover«, erklärte er. »Deshalb ist die Karte ein wenig inoffiziell. Wie gesagt, rufen Sie an – egal zu welcher Zeit.«
Er war schon fast aus der Tür, als er noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher