Die Daemonenseherin
ihre Schutzwälle verlor. Sie tat, als würde sie daran nippen, und stellte das Glas wieder auf den Tisch.
»Fühlst du dich besser?«
Logans Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihn an. »Ja danke.«
Abgesehen von ein paar blauen Flecken, die sie sich bei ihrem Sturz geholt hatte, und einem gehörigen Schrecken fehlte ihr nichts weiter. Sie wollte ihm schon sagen, dass das allein sein Verdienst war, als ihr etwas anderes bewusst wurde. »Du bist mir gefolgt.«
»Ja.«
Sie hätte wütend sein sollen, stattdessen war sie froh, denn immerhin versuchte er nicht, sie zu belügen. »Warum?«
»Ich hoffe nach wie vor, dass du etwas weißt, das mir weiterhelfen kann«, gab er zu. »Abgesehen davon hat mir deine gepackte Reisetasche Sorgen gemacht.«
Du hattest also Angst, dass ich mich absetze. Und das nicht zu Unrecht. Der Wunsch, ihm zu entgehen, war immer noch da. Schließlich arbeitete er für die Behörde. Gleichzeitig spürte sie die Aufrichtigkeit seiner Sorge. Sie versuchte sich einzureden, dass er sie nur gerettet hatte, um ihr weitere Informationen zu entlocken, denn das war sein Job. Damit lag sie vermutlich gar nicht so verkehrt, doch deswegen hätte er sie weder trösten noch hierherbringen müssen, um ihr zur Beruhigung einen Whisky einzuflößen.
Der Mann, der sie gerettet hatte und jetzt neben ihr saß, schien ein vollkommen anderer zu sein, als der, bei dessen Berührung sie diese kalte Wut gespürt hatte. Seine Nähe gab ihr das Gefühl, nicht länger mit ihren Problemen allein zu sein.
Hallo?! Wach auf, Mädchen! Der Kerl arbeitet für die Behörde! Und nicht nur das: Er war hinter ihr her – auch wenn er das selbst noch nicht zu wissen schien. Früher oder später würde er es herausfinden, und dann wäre es schneller mit seiner Freundlichkeit vorbei, als sie »Du darfst mich nicht ausliefern« sagen konnte.
Logan Drake war ihr Feind, und sie musste anfangen, ihn als solchen zu sehen, statt ihn noch weiter in ihr Leben und ihre Gedanken zu lassen, wie sie es während der letzten Stunden getan hatte!
»Auf wen hast du in der Galerie gewartet?«
Sie war versucht ihn zu belügen und zu behaupten, dass sie auf niemanden gewartet hatte, doch wenn er sie tatsächlich beobachtet hatte, würde er ihr das nicht abkaufen. »Auf eine Freundin.«
Solange er nicht wusste, wer Alessa wirklich war, konnte er ihr immer noch bei der Suche nach Susannah helfen. Wenn er jedoch herausfand, dass sie beide das Samenkorn in sich trugen … dann würde sie seinen Geist beeinflussen und ihm vorgaukeln, dass er sie gehen lassen müsse – um zu entkommen, sollte das genügen.
Allerdings hatte es schon heute Nachmittag nicht geklappt, ihn zu beeinflussen. Sie hatte zu viel Kraft fließen lassen müssen und den Dämon damit geweckt, doch bei Logan hatte sie nicht das Geringste erreicht. Ihre Kräfte waren einfach von ihm abgeprallt. Etwas Derartiges hatte sie noch nie erlebt, es war, als sei er dagegen immun.
»Es ist kein Freund, sondern eine Freundin, nach der ich suche«, sagte sie schließlich. »Ich habe nur ihre Handynummer, keine Adresse. Seit Tagen versuche ich sie zu erreichen, doch sie geht weder ans Telefon noch ruft sie zurück. Ihre Telefongesellschaft weigert sich die Adresse herauszurücken, und auch sonst gibt es keine Anhaltspunkte, die mir helfen könnten, sie zu finden. Ich habe ihr auf die Mailbox gesprochen, dass sie mich in der Galerie treffen soll, aber sie ist nicht gekommen. Danach habe ich ihr noch eine Nachricht hinterlassen, dass ich in einem Café auf der High Street auf sie warten würde. Wahrscheinlich wird sie auch dort nicht auftauchen.« Alessa schüttelte den Kopf und fügte leise hinzu:»Ich habe Angst, dass ihr etwas passiert ist.«
Logan nickte. »Gib mir ihre Handynummer.«
Alessa zögerte. Wenn sie das tat, gab es kein Zurück mehr. Wenn sie sich jedoch weigerte die Nummer herauszurücken, obwohl sie sich so sehr um Susannah sorgte, würde sie das nur verdächtig machen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und schickte ihm Susannahs Nummer auf seinen Blackberry .
Logan drückte eine Taste und hielt sich das Telefon ans Ohr. »Fletcher?«, hörte Alessa ihn sagen. »Pass auf, ich schick dir eine Handynummer. Die Frau heißt Susannah …« Er sah zu Alessa. »Wie ist der Nachname?«
»Hensleigh.«
Einen Moment stutzte er, als hätte er den Namen schon einmal gehört. »Susannah Hensleigh«, sagte er dann ins Telefon. »Findet die dazugehörige Adresse heraus und fahrt
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