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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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oder?«
    Sie nickte. »Ja, ich denke, es ist an der Zeit.«
    »Warum bleibst du nicht?«, schlug er vor. »Niemand weiß, dass du hier bist. Du wärst also vor diesem maskierten Drecksack erst einmal in Sicherheit.«
    Alessa musste zugeben, dass der Gedanke durchaus verlockend war. Abgesehen davon, dass sie keine Ahnung hatte, ob der Maskierte inzwischen herausgefunden hatte, wo sie wohnte, blieb immer noch die Tatsache, dass die Behörde es auf jeden Fall wusste – und damit bestand die Gefahr, dass die Gemeinschaft es früher oder später ebenfalls herausfinden würde.
    Die Vorstellung, nicht länger allein zu sein – wenigstens für eine Nacht –, gefiel ihr. Parker und Kent machten ihr längst keine Angst mehr. Sie könnte die Zeit nutzen und in Ruhe darüber nachdenken, was sie jetzt tun wollte, nachdem sie nicht mehr an die Stadt gebunden war.
    »In Ordnung«, stimmte sie schließlich zu. »Ich bleibe heute Nacht hier.«
    »Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Das Zimmer da unten benutzen wir sowieso nie.«
    Eine Nacht sollte genügen.
    Im Wohnzimmer angekommen ließen sich die beiden in ihre Sessel fallen. Alessa ging zur Schlafzimmertür. Ihr schwirrte der Kopf von allem, was heute geschehen war. Auf der Schwelle blieb sie noch einmal stehen. »Warum nennt ihr euch Parker und Kent?«
    Parker bedachte sie mit einem Blick, als sei die Antwort darauf vollkommen klar. »Uns bei unseren echten Namen zu nennen, wäre ja, als hieße Spiderman nicht Spiderman, sondern einfach nur Peter Parker.«
    »Was ja auch stimmt.« Alessa hatte Mühe, ihm zu folgen.
    »Ja, im wahren Leben«, meinte Kent. »Aber nicht in seiner Superheldenexistenz.«
    »Und ihr seid Superhelden«, stellte sie trocken fest.
    »Natürlich nicht«, sagte Parker. »Unsere echten Namen sind einfach uncool.«
    »Euch ist aber klar, dass Parker und Kent auch keine Superheldennamen sind, oder?«
    »Klar.« Kent grinste. »Aber Hellseher-Mann und PSI-Mann wäre ein wenig auffällig auf dem Klingelschild, oder?«
    Alessa musste lachen. »Ihr seid verrückt. Aber ich nehme an, das wisst ihr.«

11
    A lessa erwachte kurz nach Mittag, erstaunt darüber, dass sie so lange und traumlos geschlafen hatte. Sie ging ins Bad, um zu duschen. Der Schnitt in ihrem Nacken brannte, nach einer weiteren Schmerztablette – Kent hatte ihr das Röhrchen überlassen – blieb davon jedoch nicht mehr als ein leichtes Ziehen.
    Als sie aus dem Schlafzimmer kam, hockten Parker und Kent auf der Couch und blätterten in ein paar Comicheften, im Fernsehen lief eine Zeichentrickserie, der die beiden aber kaum Aufmerksamkeit schenkten. Sobald sie Alessa bemerkten, sahen sie auf.
    »Hey«, begrüßte Parker sie. »Gut geschlafen?«
    »Sehr gut sogar.«
    Kent grinste. Er wollte gerade etwas sagen, als das gedämpfte Klingeln von Alessas Handy aus dem Schlafzimmer drang. Sie ging zurück, holte es aus der Jackentasche und warf einen Blick auf das Display. Unbekannter Teilnehmer. Der Einzige, der sie – von Susannah einmal abgesehen – auf ihrem Handy angerufen hatte, war Logan. Er musste Neuigkeiten haben.
    »Ja?«, meldete sie sich.
    »Hallo, Alessa.« Sie erkannte seine Stimme sofort, trotzdem sagte er in seinem besten Kommandanten-Tonfall: »Logan hier.«
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen und plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob es daran lag, dass sie sich vor dem fürchtete, was er womöglich über Susannah herausgefunden hatte, oder ob es seine Stimme war, die ihren Puls beschleunigte.
    »Können wir uns sehen?«
    »Hast du Susannah gefunden?«
    »Noch nicht.«
    Alessa erinnerte sich an die Umstände, unter denen sie zuletzt auseinandergegangen waren, und an das beklommene Schweigen, das zwischen ihnen geherrscht hatte. Warum wollte er sie sehen, wenn es nichts zu sagen gab?
    »Ich würde gerne mit dir sprechen«, fuhr er fort. »Wegen vorgestern Abend. Du weißt, dass ich der Gemeinschaft nicht über den Weg traue, aber … ich würde das lieber persönlich mit dir besprechen.«
    Sein Ton klang so geschäftsmäßig, dass sie unmöglich hätte sagen können, welche Gefühle in seiner Stimme schwangen, einzig eine gewisse Dringlichkeit hörte sie deutlich heraus. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein.
    »In Ordnung.«
    »Ich komme zu dir.«
    »Nicht nötig.« Da sie nicht vorhatte, Parker und Kent in die Angelegenheiten der Behörde hineinzuziehen, sagte sie ihm weder, dass sie nicht zu Hause war, noch nannte sie ihm eine Adresse, unter der er sie finden

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