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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Lebensdaten, Bildern, Zeitungsausschnitten und Prospekten. – Obenauf klemmten Blätter mit Notizen über den amerikanischen Werbemanager. Es folgten ungeordnet Hinweise auf Regisseure, Produzenten und Schauspieler der Filmwerbebranche. Viele Daten waren mit Ausrufungszeichen versehen.
    »Das scheint ein richtig kleines Archiv zu sein; für Kontakte, vermute ich. Eine unerschöpfliche Quelle für Gesellschaftsklatsch«, stellte die Hauptkommissarin unwidersprochen fest.
    »Einiges dürfte abgekürzt oder verschlüsselt notiert sein«, erläuterte Hurler. »Das muß noch gründlich geprüft werden.«
    »Bernd Kalisch ist auch dabei«, wunderte sich Freiberg. »Sogar ein Bild von ihm vor seinem Flugzeug! Den Hintergrund kenne ich. Das Foto ist auf dem Flugplatz Hangelar aufgenommen worden. Zeitungsausschnitte über die Firma, bei der er arbeitet, gehören auch dazu. – Was hat denn die Sondertronic mit Künstlern zu tun? – Aber weiß der Teufel, wofür die werben oder wen sie sponsern.«
    Unter einem anderen Zeitungsausschnitt klebte eine Notiz aus dem Bonner General-Anzeiger, wonach Stefan Munskau zum Mitgeschäftsführer bestellt worden war. Auf einigen Blättern gab es Dateneintragungen aus jüngster Zeit mit Hinweisen und Kürzeln: »P bedrängt H wg. S« – Wollte da jemand einem Nebenbuhler wegen des Starlets an den Kragen? – Oder »B + B nicht zu knacken« – »OV Schlüsselfigur« – »P liebt lausig, geht nicht nach B«.
    Diese Abkürzungen waren beim ersten Hinsehen unverständlich, sie würden ihren Sinn sehr schnell offenbaren, wenn erst einmal der Zweck erkannt war. Auf alle Fälle war dieses Konvolut wohl mehr als das Quellenwerk eines Callgirls.
    »Die Kürzel müssen schnellstens entschlüsselt und die Mappe muß ausgewertet werden«, forderte der Gruppenleiter.
    »P bedrängt H« – »P liebt lausig, geht nicht nach B«, wiederholte Freiberg. »… nicht nach B… nicht nach Berlin oder nicht nach Bonn – könnte es das sein? Herr Noack«, sagte er nach einigem Zögern – das Du gehörte in den privaten Bereich – »könnte Ihre Sekretärin meinem Kollegen Ahrens assistieren?«
    »Ja, selbstverständlich. Auch die technischen Hilfsmittel stehen voll zur Verfügung.«
    »Danke! Ahrens, nimm mit Fräulein Kuhnert Kontakt auf, melde unsere heile Ankunft, und laß sie und die anderen feststellen, wie es mit den Lebens- und Berufsdaten der Teilnehmer an Munskaus Tafelrunde aussieht. Die Ergebnisse sollen umgehend rübergefaxt werden. Vergleiche die Angaben dann mit den Daten und Kürzeln der Marino. – Laß dir auch berichten, ob Kalisch und die Randolf wieder gesichtet worden sind.«
    Ahrens nickte strahlend und stand auf, um mit seiner Octopussy zu telefonieren. Man sah ihm die Anstrengungen der Fahrt nicht mehr an, nur sein Gang war noch nicht so elastisch wie sonst.
    Freiberg überlegte weiter. »Mir scheint, daß sich Silke Marino Notizen gemacht hat über Menschen aus ihrer Umgebung, die ihrerseits Kontakt zu Leuten im westlichen Deutschland unterhalten. Dahinter muß mehr stecken als eine Marotte.«
    Hauptkommissarin Lette nickte. »Vielleicht kommen wir besser voran, wenn wir wissen, wen die Marino mit Sex beglückt hat. Ein paar Figuren sind uns ja schon bekannt: Bernd Kalisch, Valentin Randolf und dieser amerikanische Filmproduzent. Offenbar gehört auch ein Herr P. dazu, der im östlichen teil Deutschlands zu leben scheint.«
    Hans Noack lachte. »P könnte ja auch Präsident bedeuten. – Aber ich versichere unter Berufung auf meinen Diensteid feierlich, daß der weder in Schauspielerkreisen noch in der Werbebranche verkehrt. – Sie werden sich, jetzt wohl das Tatfahrzeug ansehen wollen. Ich habe da so eine vage Idee und werde noch ein paar Telefongespräche führen.«
     
     
    Der weiße Honda stand in der hinteren Ecke der Kfz-Halle. Mit Schlauch und Klebeband sah das Auto so aus, als würde es auf der Intensivstation behandelt. Nur der Verband am Auspuff war nicht ordentlich gewickelt; ein Rest mit der Rolle hing auf den Boden herunter. Immer wieder kamen Neugierige herein, um einen Blick auf das Fahrzeug zu werfen; der schnittige Civic war ein noch seltener Gast auf den holprigen Straßen Potsdams, fand aber wegen seines sportlichen Designs viel Beachtung.
    Der Tachometer zeigte eine Gesamtfahrleistung von 38010 Kilometern.
    »Der Wagen ist vor einem halben Jahr überschrieben worden«, erklärte der Beamte vom Erkennungsdienst. »Vorbesitzer war ein Benny Astor aus Bonn-Bad

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