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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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vierzigtausend Berittene. Vielleicht auch mehr. Vielleicht   …«
    »Vielleicht hat Coehoorn die Heeresgruppe ›Mitte‹ geteilt«, beendete Adam »Adieu« Pangratt, der Führer der Freikompagnie,den Satz. »Er hat nur die Vierte Reiterarmee und die Kavallerie von der Dritten genommen, um schnell voranzukommen   … Ha, Julia, wenn ich an Stelle von Konnetabel Natalis oder König Foltest wäre   …«
    »Ich weiß.« Die Augen der Süßen Range blitzten. »Ich weiß, was du tun würdest. Du hast Boten zu ihnen geschickt?«
    »Versteht sich.«
    »Natalis ist ein alter Hase. Kann sein, dass morgen   …«
    »Kann sein.« Adieu ließ sie nicht ausreden. »Ich denke sogar, es
wird
sein. Sporn das Pferd an, Julia. Ich will dir etwas zeigen.«
    Sie ritten ein paar hundert Schritt fort, schnell, weit vor den Rest der Truppen. Die Sonne berührte schon fast die Höhen im Westen, Wälder und Haine tauchten das Tal in lange Schatten. Doch man sah genug, dass die Süße Range auf der Stelle erriet, was »Adieu« Pangratt ihr zeigen wollte.
    »Hier«, bestätigte Adieu ihre Vermutung, während er sich in den Steigbügeln aufstellte. »Hier würde ich morgen die Schlacht annehmen. Wenn ich das Kommando über die Armee hätte.«
    »Ein hübsches Terrain«, gab Julia Abatemarco zu. »Eben, fest, glatt   … Genug Platz, sich zu formieren   … Hmmm   … Von diesen kleinen Bergen bis zu den Teichen dort   … So an die drei Meilen   … Diese Anhöhe, da, ein traumhafter Feldherrenhügel   …«
    »Richtig. Und dort, schau, in der Mitte, noch ein kleiner See oder ein Fischteich, da, wo es glitzert   … Den kann man ausnutzen   … Das Flüsschen eignet sich auch als Grenzlinie, es ist zwar klein, aber sumpfig   … Wie heißt dieses Flüsschen, Julia? Wir sind ja gestern hier vorbeigekommen. Erinnerst du dich?«
    »Ich hab’s vergessen. Chochla, glaub ich. Oder so ähnlich.«
     
    Wer jene Gegend kennt, kann sich gewiss alles vorstellen, denen jedoch, die weniger beschlagen sind, will ich kundtun, dass der linke Flügel des königlichen Heeres bis zu jenem Ort reichte, wo sich heute die Siedlung Brenna befindet. Zur Zeit der Schlacht
gab es dort keinerlei Siedlung, denn im Jahr zuvor war sie von den Elfen-Eichhörnchen angesteckt worden und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dort also, am linken Flügel, stand das königlich redanische Korps unter dem Kommando von Graf de Ruyter. Und dieses Korps umfasste achttausend Mann Infanterie und berittene Vorhut.
    Das Zentrum der königlichen Gruppierung stand bei der Anhöhe, die später Galgenhöhe genannt wurde. Dort auf der Höhe standen mit ihrem Gefolge König Foltest und der Konnetabel Jan Natalis, die so das ganze Schlachtfeld überblicken konnten. Hier waren die Hauptkräfte unserer Armeen gruppiert – zwölftausend tüchtige temerische und redanische Infanteristen, in vier großen Karrees aufgestellt, zehn Banner Reiterei zur Flankendeckung bis hin zum Nordrand des Teiches, den die einheimische Bevölkerung den Goldenen nennt. In der zweiten Linie der zentralen Gruppierung aber stand ein Reservehaufe – dreitausend Infanteristen aus Maribor und Wyzima, über die der Heergraf Bronibor den Befehl führte.
    Vom Südrand des Goldenen Teiches jedoch bis hin zu einer Reihe von Fischteichen und zur Biegung des Flusses Chotla, an einer Scheidelinie von einer Meile Breite, stand der rechte Flügel unserer Armee, bestehend aus dem Mahakamer Freiwilligen Haufen der Zwerge, acht Bannern der Leichten Reiterei und der berühmten Freikompagnie der Condottieri. Den rechten Flügel befehligten der Condottiere Adam Pangratt und der Zwerg Barclay Els.
    Gegenüber, ein, zwei Meilen entfernt, formierte Feldmarschall Menno Coehoorn auf einem freien Feld hinter dem Wald die Nilfgaarder Truppen. Dort stand eisernes Volk wie eine schwarze Wand, Regiment an Regiment, Schwadron an Schwadron, Kompanie an Kompanie, kein Ende, so weit das Auge reichte. Und der Wald von Fahnen und Spießen ließ erkennen, dass die Formation nicht nur breit, sondern auch tief war. Denn diese Truppen zählten sechsundvierzigtausend Mann, was damals kaum jemand
wusste – zum Glück, denn auch so sank beim Anblick der Nilfgaarder Streitmacht so manchem das Herz ein wenig.
    Und selbst bei den Mutigsten begannen die Herzen unter den Panzern zu hämmern, denn es wurde klar, dass sogleich ein schweres und blutiges Ringen anheben würde und dass so mancher, der hier im Felde stand, den Sonnenuntergang nicht mehr

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